Ich lege meine Hand auf mein Herz und schließe dabei meine Augen. Dieser Moment erfüllt mich mit einer ungeahnten Melancholie und doch auch Freude. In Gedanken reise ich ein ganzes Stück in die Vergangenheit zurück. Genau genommen befand ich mich zu der Zeit noch in der Klinik und versuchte, mein Leben zu ordnen.
>>Kyla wach auf! Wir müssen uns Fertig machen, sonst sind wir nicht rechtzeitig fertig<< Genervt rollt sich die Angesprochene zur Seine und murrt. >>Noch 5 Minuten.<< Seufzend springe ich die Stufen des Hochbettes runter und schnappe mit das Kleid, welches ich gestern von Saya abgekauft habe. >>Ich gehe schnell duschen. Du kannst ja schonmal in der Zeit aufstehen und dir die Zähne putzen. Wir wechseln uns dann einfach ab.<< Leise nehme ich mir ein einfaches Kleid, welches ich dann später gegen das neue tauschen werde, und gehe ins Bad. Dort entkleide ich mich und springe unter die Dusche. Der Geruch meines Shampoos, scheint nun auch die Lebensgeister meiner Mitbewohnerin zu wecken, denn eben jene springt endlich ebenfalls von ihrem Bett runter und gesellt sich zu mir. Leise vor sich hin trällernd putzt sie sich die Zähne, und bürstet danach ihre Haare durch, um diese hochzustecken. Auch ich habe mir bereits gestern die Haare gewaschen, und trage sie deshalb nur zu einem Dutt gesteckt, damit sie nicht erneut nass werden.
Als ich fertig bin, nehme ich mir mein Handtuch, trockne mich ab und putze dann ebenfalls meine Zähne, während Kyla sich die Dusche reserviert. Ein Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich heute mal wieder ziemlich kränklich wirke. Unter meinen Augen haben sich tiefe schwarze Ringe gebildet. Seufzend klatsche ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und ziehe mich dann an. Kyla hört plötzlich auf zu summen. >>Hast du die Nacht etwas besser schlafen können?<< Ich schüttle anfangs nur den Kopf. >>Nein. Gestern hatte ich wieder dieses Gefühl, dass sie mich verfolgt. Und dann bin ich zu Amy gegangen. Sie hat mich nach dem Gespräch noch hier her gebracht, und eine Weile gewartet, bevor auch sie schlafen gegangen ist. Die restliche Nacht hatte ich solche Angst, dass ich kein Auge schließen konnte.<< Das Mädchen betrachtet mich eine Weile. >>Du sagtest, dass du eine Idee hattest, wer es hätte sein können... wirst du es mir verraten, wen du meintest?<< Überfragt zucke ich mit den Schultern. >>Nun, ich hatte nur eine Idee. Irgendwie hat sie mich an jemanden erinnert, doch wie gesagt ist diese Person am Tag des Überfalls gestorben. Er hat sie ermordet.<< Mein Blick wird kurz traurig, und Kyla nickt verstehend. >>In Ordnung. Ich werde nicht weiter fragen. Dennoch danke ich dir, dass du mir geantwortet hast.<<
Nachdenklich bedanke auch ich mich. Wenn ich an jene Nacht denke, dann zieht sich in mir alles zusammen. Es fällt mir dann immer schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, und in meinem Hals bildet sich ein dicker Kloß. Kyla kommt nun ebenfalls aus der Dusche raus, und trocknet sich ab. >>Sag mal Yuno, wollen wir nach dem Ausflug anfangen zu lernen? Ich muss unbedingt die Aufnahmeprüfung bestehen, denn sonst muss ich wieder auf die alte Schule zurück. Und dort wollte ich nie wieder hin gehen. Und außerdem will ich mit dir zusammen zur Schule gehen. << Lächelnd nicke ich. >>Ich werde mein Bestes geben, um dir alles beizubringen, was du wissen musst. Verlass dich auf mich.<< Ich ziehe mir das normale Kleid über und lasse meine Haare offen über meine Schultern fließen. Danach nehme ich mir eine kleine Umhängetasche, und packe dort einige Sachen rein. Mein Portemonnaie mit meinem Ausweis, welcher bereits so umgeändert wurde, dass mein richtiger Vorname kombiniert mit dem Familiennamen von Dad drauf steht. Außerdem lege ich mir Sonnencreme und eine Flasche Wasser dazu. Aus meinem Kleiderschrank ziehe ich noch meine Sonnenbrille raus und stecke diese ebenfalls ein. Mal überlegen, ob noch irgendetwas fehlt.
Kyla tut es mir gleich und setzt sich dann auf mein Bett. >>Heute wird bestimmt ein lustiger Tag. Hast du dir deinen Badeanzug auch schon daruntergezogen? Dann müssen wir ihn nicht am See wechseln. << Ich nicke leicht. >>Ja schon, aber ich weiß halt nicht, ob das so eine gute Idee ist. Immerhin lege ich damit dann auch meine Verkleidung ab. Und außerdem sind da lauter fremde Leute, die dann alle meine Narben sehen. << Das Mädchen sieht mich mit ihren Augen fest an, und seufzt dann. >>Ich weiß was du meinst. Los, du musst doch noch zu Lira. << Nickend ziehe ich mir meine Schuhe über und verlasse mit meiner Tasche das Zimmer. Auf den Fluren dringt mir sofort Stimmengewirr entgegen. Zu meiner Überraschung ist es Amy, welche mit einem zierlichen blauen Sonnenschirm fast direkt vor unserer Tür steht. Dort wurde sie anscheinend kurz vorher von einem Schüler angesprochen, und in ein Gespräch verwickelt. Um nicht zu stören, gehe ich, eine Begrüßung murmelnd an ihr vorbei. Mein Blick klebt geradezu am Boden, um auch wirklich nicht angesprochen zu werden. Glücklicherweise scheint sich auch wirklich niemand für mich zu interessieren, weshalb ich ohne Zwischenfälle an der Tür meiner Kameradin ankomme. Dort klopfe ich an, und werde sofort reingerufen. Leise drücke ich die Klinke runter und trete ein. >>Guten Morgen Lira<< Die Angesprochene trägt bereits ein Strandkleid und scheint soweit fertig zu sein. >>Oh, guten Morgen kleines. Hast du alles hier? << Ich nicke. >>Das Kleid hatte ich ja schon zuvor hiergelassen. Amy ist scheinbar schon mit dem Schirm auf dem Weg hier her. Danach kann es losgehen. << Das Mädchen lächelt und reicht mir das Kleid. >>Du kannst dich in meinem Bad umziehen, falls es dir unangenehm ist. << Dankend nehme ich es. >>Unter euch bin ich es ja schon relativ gewöhnt. Im Sport Unterricht ziehe ich mich ja auch immer vor euch um. << Sie nickt liebevoll lächelnd. >>Achso, na dann. Ich werde schonmal das Make-up vorbereiten. << Während ich also vorsichtig das Kleid wechsele, holt sie kleine Döschen und Fläschchen heraus.
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Schrecken der Erinnerunng
Teen Fiction//Dies ist eine Fortsetzung von Schatten der Erinnerungen.// Auszug aus dem ersten Kapitel: >>Es.. tut mir leid.. Ich habe bei dem Überfall damals alle meine Erinnerungen verloren. Erst vor circa einem Jahr.. kehrten sie.. zurück... <<...