Erinnern

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Seufzend stehe ich auf. Ich schaue auf den Kalender. Mein Blick bleibt am 13. Dezember hängen. Der heutige Tag wird hoffentlich nicht allzu anstrengend. Als erstes muss ich jedenfalls zur Krankenschwester. Vielleicht bin ich ja nur etwas erkältet. An meinem Kleiderschrank angekommen ziehe ich mir ein schwarzes Kleid an. Meine Lieblingsfarbe passt heute mal wieder sehr zu meiner Stimmung. Schweigend verlasse ich das Zimmer und gehe durch die Gänge. Heute ist es wirklich still. Es sind kaum noch Schüler da. Es ist schon komisch, dass es sich so normal anfühlt über Weihnachten in der Schule zu bleiben. Gut es ist ja nicht so, dass wir lernen oder Unterricht machen müssen. Aber etwas skurril ist es trotzdem.

Ohne jemandem zu begegnen gelange ich bis zum Krankenzimmer. Von außen höre ich, dass sich jemand drinnen befindet, weshalb ich anklopfe. Die Tür öffnet sich und die Junge Frau lächelt. >>Guten Morgen Yuno, bist du wegen deiner Hand hier?<< Ich schüttle meinen Kopf. >>Nein eigentlich nicht, aber wenn sie die Zeit haben, können sie diese ja abchecken. << Sie bittet mich rein, weshalb ich mich auf einen Stuhl setze. Die in hellen Farben gekleidete Schwester lächelt wie immer. >>Wie kann ich dir helfen?<< Ich denke nach. >>Mir ist zwischendurch schwindelig und manchmal wird es kurzzeitig schwarz vor meinen Augen. Im Allgemeinen fühle ich mich schwächer als normal. Es war schon etwas anstrengend überhaupt hier her zu kommen. << Sie holt ein Fieberthermometer, säubert es nochmal und misst dann meine Temperatur. Als das Gerät piept schaut sie auf die Anzeige. >>Du hast etwas erhöhte Temperatur. Du solltest wenigstens zwei Mal täglich einen medizinischen Erkältungstee trinken, und dich warm kleiden. << Ich nicke. >>Ist in Ordnung. Ich frage Mike, ob er mir den Tee bei Frau Jane kochen lässt.<< Dann entferne ich den Verband an meiner Hand, und stelle fest, dass sie nicht wirklich geheilt ist. Durch das Entfernen des Stoffes ist ein Teil der dünnen Schorfschicht wieder aufgerissen. Dadurch blutet die Wunde wieder ziemlich stark. Ich seufze und sehe zu, wie meine Hand wieder bandagiert wird. <<

Als sich unsere Blicke treffen beginnt die ältere zu sprechen. >>Durch die Erkältung ist dein Körper sogar zu geschwächt, um sich selbst zu heilen. Du solltest die Hand erstmal nicht benutzen. Ich möchte nicht, dass es weiter aufreißt, und im Notfall noch genäht werden muss.<< Ich nicke. >>Ich verspreche es.<< Sie lächelt und reicht mir den Tee. >>Komm einfach übermorgen wegen der Hand her. Bis dahin sollte es dir auch etwas besser gehen.<< Mich bedankend verlasse ich den Raum und gehe in mein Zimmer. Dort vor der Tür warten bereits Kyla und Mike. Beide schauen fragend. >>Wo warst du so lange?<< Ich seufze. >>Bei der Krankenschwester. Ich habe mich etwas erkältet, und die Verletzung an meiner Hand ist beim Verbandswechsel wieder aufgegangen.<< Kyla schaut mich besorgt an. >>Soll ich dir etwas zu Essen ins Zimmer bringen? Dann musst du dich nicht erkältet in die Cafeteria quälen und kannst dich ausruhen.<< Ich nicke dankend.

>>Ja das wäre nett. Mike, kannst du mir den Tee bei Frau Jane aufbrühen lassen? Ich soll ihn zwei Mal täglich trinken. << Er grinst. >> Alles für meine Prinzessin.<< Die beiden gehen und so gehe ich in mein Wohnzimmer und lege mich auf die Couch. Die Tür lasse ich angeklappt, sodass die beiden rein kommen können, ohne dass ich aufstehen muss. Müde schließe ich meine Augen und schlafe sofort wieder ein. Vermutlich bin ich wirklich sehr erschöpft.

Der Geruch von Kräutern und ein Rütteln an meiner Schulter wecken mich. Verschlafen sperre ich meine Augen einen Spalt auf. >>Mhh?<< Vor mir sehe ich die Gesichter meiner Freunde. Ich setze mich langsam auf. >>Danke euch beiden. Ihr solltet jetzt aber lieber gehen. Ich will euch nicht noch anstecken. << Beide lächeln verständnisvoll. >>Wenn was ist rufst du uns an. Und du isst und trinkst jetzt, und dann legst du dich in dein Bett, murmelst dich warm ein und versuchst noch ein Paar Stunden zu Schlafen. Danach gehst du noch ne Runde baden. << Ich nicke. >>Ja Mama und Papa<< Lachend nehme ich die Teetasse und trinke einen Schluck. Er schmeckt wirklich scheußlich, aber da muss ich jetzt durch. Hat ja niemand gesagt, dass Medizin lecker ist.<< Während die Anderen gehen und die Tür hinter sich schließen, greife ich nach einem Apfel. Erstmal etwas Obst. Das sollte doch immer gut sein.

Schrecken der ErinnerunngWo Geschichten leben. Entdecke jetzt