Wiedergeburt

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Kichernd werfe ich Mike einen Schneeball ins Gesicht. Dieser starrt mich erst entgeistert an und wirft dann ebenfalls einen in meine Richtung. Grinsend weiche ich aus. >>Hahah, verfehlt<< Kurz lacht er, schnappt sich dann jedoch eine Menge Schnee und kippt mir diese über den Kopf. Erschrocken gebe ich ein Quietschen von mir. Sofort setze ich einen gespielt bösen Blick auf. >>Das gibt Rache<< Der Angesprochene lacht mich nur aus und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. >>Überanstreng dich nicht. << Mit diesen Worten nimmt er sich meine Hände und zieht mir seine Handschuhe an. Ich bedanke mich bei ihm liebevoll und beginne dann damit, eine Skulptur aus Schnee zu bauen. Es dauert eine ganze Weile, bis man etwas erkennt. Ich weiß nicht, wie lange ich dies mache, doch als die letzten Handgriffe getan sind, habe ich vor mir eine Tänzerin in Lebensgröße. Überrascht stelle ich fest, dass mir heiße Tränen über die Wangen laufen, und auf den Boden Tropfen.

Stimmt. Das habe ich schonmal gemacht. Damals war ich noch bei meinen richtigen Eltern. Es war der letzte Winter, den ich mit Yara verbrachte. Damals war meine Welt noch heile und rosa-rot. Zögernd bearbeite ich ihr Gesicht so, dass es so scheint, als würde sie verträumt in den Himmel schauen. Nachdenklich streiche ich über ihre eisige Wange. Wie lange ist das schon wieder her... Aus dem Augenwinkel sehe ich Yara, welche in der Tür steht, und mich beobachtet. >>Hast du dich erinnert?<< Ich nicke zögernd. >>Ja.. Ich weiß wieder alles.<< Erneut läuft mir salziges Wasser über das Gesicht. Diesmal tropft es jedoch auf meine Jacke. >>Alles...<< Kyla springt auf. >>Du erinnerst dich wirklich an alles?<< Kurz versinke ich in den ganzen Erinnerungen. >>Ich würde ihn unter tausenden erkennen. << Nur unbewusst spüre ich Mariko, welche mich sanft umarmt. >>Zwinge dich nicht dazu, alles jetzt zu verarbeiten. Du kannst dir ruhig Zeit lassen. << Meinen Kopf drehe ich in ihre Richtung. >>Schwester..<< Yara, welche noch immer ihre Kapuze Trägt kommt auf mich zu. >>Ich bin hier. Ich werde immer bei dir sein<< Sofort schnappe ich auf, dass Herr Davis aufspringt, und seine zuvor verschollen geglaubte Tochter ansieht. >>Yara?<< Das Mädchen dreht sich zu ihm? >>Woher kennen Sie meinen Namen?<<

Leise lache ich. >>Nun, als dein Vater sollte er deinen Namen kennen.<< Geschockt sieht sie erst mich, und dann den Direktor an. >>Was? Aber ich wurde ausgesetzt. Meine Eltern wollten mich nicht. << Ich schüttle nur meinen Kopf. >>Das stimmt nicht. Deine Eltern dachten all die Jahre, dass du Tod bist. So wie auch ich es dachte. Kurz nach deiner Geburt wurdest du entführt, und vor unserer Tür abgesetzt. Ich habe keine Ahnung wieso jemand dies tat, doch es ist die Wahrheit.<< Das Mädchen sinkt langsam auf ihre Knie. >>Das... << Ich nicke. >>Deine Mutter ist auch hier.. In diesem Gebäude<< Zitternd drückt sie sich die Hände auf ihre Ohren. >>Über all die Jahre habe ich nur an meine Eltern. Doch diese lebten bereits nicht mehr. Vier Jahre lang lebte ich bei den Scarletts. Als diese starben, war ich ganz alleine. Ich hatte niemanden mehr. << Sanft lege ich eine Hand auf den Rücken meiner Schwester. >>Du warst nie alleine. In meinen Träumen habe ich mich an dich erinnert. Du warst es, die meine Erinnerungen zurückgebracht hat. Und deine Eltern.. deine richtigen Eltern haben immer an dich gedacht. Nie haben sie aufgehört an dich zu denken. << Das Mädchen, welches ein Jahr jünger ist als ich, schaut auf, und schaut zu eben genannten Vater. >>Ist es wahr?<< Er nickt schweigend. >>Nach deinem Verschwinden sind wir an der Trauer zerbrochen. Mit der Zeit haben deine Mutter und ich uns auseinandergelebt. Mittlerweile arbeiten wir zwar zusammen, aber ohne dich war es anders. Als ich dann Yuno hier in der Schule kennenlernte, da schien es, als wärst du sie, doch es war nicht so. Jetzt habe ich plötzlich zwei Töchter. Eine ist meine leibliche, und die andere ist die Pflegeschwester.

Auch wenn Yuno wie eine Tochter war, konnte sie nie deinen Platz einnehmen. << Traurig senkt sie ihren Blick. >>Ich habe immer daran gedacht, wie es wäre, wenn ich irgendwann meine richtigen Eltern treffen würde. Dass dieser Tag nun gekommen ist, ist für mich so überraschend.<< Herr Davis nickt. >>Ich kann verstehen, wie du dich fühlst. Ich lasse dir auch so viel Zeit wie du benötigst, doch ich bitte dich, bei uns zu bleiben. << Sie zögert etwas. >>Aber... Yuno ist auch...<< Er lächelt. >> Ich will dir nicht vorschreiben, wen du als deine Familie ansiehst. Ich kann auch verstehen, wenn du noch immer die Scarletts als deine Familie ansiehst. <<

Schrecken der ErinnerunngWo Geschichten leben. Entdecke jetzt