*Perspektive Aiden*
Ich laufe ihm aus dem Garten hinterher und folge ihm zwei Häuser weiter zu einem kleinen Park, der nicht beleuchtet ist. Meine Fäuste sind geballt und ich bin auf jede Reaktion vorbereitet. Er kann mir nichts anhaben. Zwar trage ich noch immer Schmerzen von der letzten Schlägerei, aber durch die Schmerztabletten ist es einigermaßen erträglich. Dadurch muss ich nur etwas darauf achten, was und wieviel ich trinke. Immerhin will ich nicht die Kontrolle verlieren. Der kleine Park ist sehr dicht gewachsen mit Büschen und Bäumen. Es stehen viele weiße Bänke herum und in der Mitte befindet sich ein größerer Brunnen mit einer Liegewiese. Er dreht sich schnaufend um, gerade mal seine Umrisse erkenne ich. "Was willst du?", frage ich schroff und beobachte, wie er einen Schritt auf mich zumacht. Dabei fällt Licht durch die Bäume auf sein Gesicht. "War das dein Dad?", frage ich geschockt. Sein komplettes Auge ist dunkelblau gefärbt und an seiner Augenbraue ist ein größerer Schnitt, der zugenäht wurde. Genau deswegen habe ich dem Direktor, seinem Dad, nichts von seiner Schuld an der Schlägerei erzählt. Um ihn vor ihm zu schützen, obwohl er es nicht verdient hat. Weil ich genau weiß, wie das alles bei ihm Zuhause angefangen hat und häusliche Gewalt bei ihm zum Alltag geworden ist. Weil ich genau weiß, wie sein Leben nach und nach den Bach runter gegangen ist. "Du hast mich verraten.", antwortet er brüchig. Ich verschränke die Arme. Ich war es nicht, sondern Amber. Aber das werd ich ihm sicherlich nicht sagen, sonst lässt er sie nie in Ruhe. "Sie war es..", flüstert er und fängt an dreckig zu grinsen. Er verdreht die Augen und lässt den Kopf in den Nacken fallen, lacht. Er lässt sich bestimmt schon so einige Dinge durch den Kopf gehen, wie er sich am besten Rächen kann. Er hat keine Rücksicht auf Verluste. Wohin auch immer Blaine geht, will er für Unruhe und Verwüstung sorgen. Wenn dieser Mistkerl mir durch Amber noch mehr Schmerz hinzufügen will, wird er jede Chance nutzen und das auch tun. Auch wenn Amber nur die Tochter von der neuen Freundin meines Dads ist. "Bullshit.", widerspreche ich direkt und gehe ein Schritt auf ihn zu, um seinen Gedankenspielchen ein Ende zu setzen. "Amber ist mir scheissegal und wenn es nach mir geht, kann sie sich wieder dahin verpissen, wo sie her kam.", füge ich eiskalt hinzu. Kurz spüre ich ein schlechtes Gewissen gegenüber ihr, doch ich will sie damit nur beschützen. „Aber sie war es nicht.", bestreite ich. „Sondern ich."
"Wir waren mal beste Freunde und unzertrennlich.", erinnert er mich. Viele Erinnerungen schießen hoch, sowohl gute als auch schlechte. "Waren.", betone ich kühl und versuche die die Gedanken zu verdrängen. "Das wären wir auch immer noch, wenn du nicht...". Ich unterbreche mich selbst und beobachte, wie er etwas aus seiner Hosentasche zieht. „Was ist nur aus dir geworden? Wann bist du zu so einem schrecklichen Menschen geworden?", frage ich fassungslos. Meine Augen fangen etwas an zu brennen, doch jegliche Tränen die hoch kommen könnten, verdränge ich erfolgreich. "Aiden Williams, der perfekte Junge aus der Nachbarschaft mit guten Noten und einer guten Erziehung. Du konntest doch nur nicht ertragen, dass sie sich in mich verliebt hat. Ich als dein bester Freund, das geht ja nicht.", spricht er in großen Tönen und zündet sich eine Zigarette an. "Ich weiß, dass Amber mich verpfiffen hat, weil ich euch gesehen habe. Du kannst versuchen sie zu schützen, dabei wirst du aber wieder versagen.", gibt er von sich und pustet den ganzen Zigarettenrauch in die Luft. Wut und Hass steigt in mir auf und mein Blut fängt an zu kochen. "Hör auf.", drohe ich ihm mit angespanntem Kiefer. "Du warst krank nach ihr und konntest es nicht akzeptieren, dass sie dich nicht wollte.", protestiere ich wütend. Jede Zelle in meinem Körper versucht mich vor meinem angestauten Zorn zurückzuhalten. Ich versuche die positiven Gedanken hoch zu holen und den Blaine vor mir zu sehen, der vor weniger Zeit noch mein bester Freund war. Ich beschließe, mich umzudrehen und zu gehen, denn er macht alles nur schlimmer und sonst verliere ich meine Beherrschung. "Da Amber dir sowieso scheissegal ist, stört es dich ja nicht, dass sie gerade bei Tim ist..", sagt er beiläufig mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht. Schneller als ich es realisiere, habe ich ihm am Kragen gepackt und presse ihn gegen einen dicken Baumstamm. Mia. Blaine. Das Tütchen, welches sie von Blaine bekommen hat. "Wo sind die beiden?", frage ich drohend und sehe ihm mit vollem Hass in die Augen. Er lacht nur, wofür er meine Faust in die Magengrube bekommt. Ich wiederhole meine Frage, jedoch noch finsterer und deutlicher. "Sie sind im Keller, aber du wirst sowieso nichts dagegen tun können. Wie bei Melody."
„Ich erkenne dich einfach nicht wieder, Blaine. Du hast dir selbst dein komplettes Leben verbaut und ich kann einfach nicht verstehen, wann du den Schalter umgelegt hast und zu diesem Menschen geworden bist. Hoffentlich findest du irgendwann wieder zurück zu deinem alten Ich.", gebe ich erschöpft von mir und sehe ihn einen Moment lang an, wie er dort gekrümmt auf dem Boden liegt. Mir kommt der Drang auf, auf ihn zuzugehen und ihm auf zu helfen. Vielleicht bringt eine Umarmung wieder alte Erinnerungen hoch, die ihm helfen können. Doch dann lacht er höhnisch und dreht sich auf den Rücken. „Aiden, du spielst einen heiligen Ritter und bist doch nur ein armes Würstchen mit massiven Problemen. Du bist kein Stück besser als ich.", gibt er von sich. Ich möchte ihm antworten, doch ich erinnere mich an Amber, die bei Tim sein soll. Diese Diskussion mit Blaine macht einfach keinen Sinn. „Vielleicht wachst du irgendwann auf..", rufe ich ihm beim umdrehen zu und setze mich schnell in Bewegung zur Party. Ich krame nebenher mein Handy raus und versuche Amber zu erreichen, doch ohne Erfolg. Auch bei Luke komme ich nicht durch. Ich lasse mir nochmal durch den Kopf gehen, wie Mia vorhin auf Amber zugegangen ist und ärgere mich darüber, dass ich nicht früher reagiert habe. Auf der Party angekommen bin ich schon etwas verschwitzt und außer Atem, doch das stoppt mich nicht. Schnell laufe ich durch den Garten und halte Ausschau nach Amber. Ich sehe zwar die anderen, bei dehnen sie vorhin noch war, doch von ihr ist keine Spur. Ich laufe der Menschenmasse entgegen die Treppen runter in den Keller und in den nicht stark beleuchteten Gang. Ein paar Pärchen stehen an den Wänden und knutschen rum, andere suchen den Weg zum unteren Badezimmer.
Die Tür springt mit lautem Knall auf. Das dunkelrot beleuchtete Zimmer kommt zum Vorschein..
Ich hoffe euch hat das kleine aber feine Kapitel gefallen!
Ich freue mich sehr über Kommentare und ehrliches Feedback <3
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Scared of Passion🥀
Romance|Band 1| Veränderungen. - Etwas womit die wenigsten umgehen können. Ambers Leben stellt sich komplett auf den Kopf, als Ihre Mutter ihr von dem Umzug in eine andere Stadt erzählt. Ihre ganze Kindheit hat sie in Asheville verbracht - all ihre Freund...