•Kapitel 2•

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Die letzten zwei Wochen sind unfassbar schnell vergangen und die Wut wurde immer weniger. Ich hab mich mit der Situation abgefunden und sehr viele, lange und intensive Gespräche mit meiner Mutter geführt. Sie hat mir einige Dinge versprochen bezüglich der Entfernung zu Toby und meinen ganzen Freunden. An meiner Meinung und den Ängsten hat sich bisher auch nichts geändert. Der Gedanke an eine neue Umgebung und Bekanntschaften macht mir Angst, sogar unfassbar große Angst. Ich werde neue Freunde suchen müssen und werde auf mich allein gestellt sein. Ich bin neugierig wie es wird und wie das Haus in Myrtle Beach ist. Piet hat uns letzte Woche auch noch einmal besucht und uns bei vielen Dingen unterstützt, hat einige Sachen mitgenommen damit wir es einfacher haben mit dem Umzug. Er und ich verstehen uns zwar, aber er wird die Vaterrolle für mich niemals einnehmen oder mein bester Freund werden. Ich freue mich für meine Mutter, gerade weil sie wirklich sehr glücklich ist. Nach langem hat sie mal wieder in lächeln auf den Lippen und strahlt. Man könnte meinen, sie lebt jetzt erst richtig und das macht mich als Tochter natürlich auch glücklich.

Normalerweise verbringen Toby und ich selten Nächte zusammen und sitzen nicht aufeinander, doch die letzten zwei Wochen waren wir unzertrennlich. Es fühlt sich komisch an, mehrere Stunden von ihm weg zu sein und auch nicht kurz ins Baumhaus zu gehen und alle anderen anzutreffen. Der Abschied mit meinen Freunden fiel mir heute besonders schwer. Kylie, meine beste Freundin, hat viel geweint und mir gesagt wie sehr sie das alles jetzt schon hasst. Wir kennen uns immerhin seit dem Kindergarten und sind seitdem unzertrennlich. Außer ihr gibt es noch Michael in unserer kleinen Gruppe, der sich in letzter Zeit allerdings weniger bei uns hat blicken lassen, seitdem er eine neue Freundin hat. Er ist der Chaot in unserer Gruppe und sorgt immer für jede Menge Trubel.

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Ein sanftes Rütteln an meiner Schulter zieht mich aus meinen Träumen, müde öffnete ich meine gequellten Augen. Total vernebelt versuche ich mich zu orientieren und sehe mich erstmal im Auto um, geblendet von der Sonne versuche ich meine Augen zusammen zu kneifen und dennoch etwas zu erkennen. „Wir sind da, Liebling.", höre ich meine Mutter leise, raschelnd in ihrer Tasche. Ich gähne und schließe die Augen noch einmal kurz, bevor ich meine Autotür öffne und den ersten Schritt auf Myrtle Beach setze. Meine Beine fühlen sich richtig taub an. Wow, ist es hier heiß und die Sonne knallt richtig auf uns runter. Bevor ich mich groß umsehen kann, schallt mein Blick zu Piet, der gerade auf uns zukommt und ein breites Grinsen auf den Lippen hat. „Ihr beiden habt es ja doch noch geschafft.", gibt er von sich und begrüßt meine Mutter mit einem liebevollen Kuss und einer langen Umarmung. Er legt die Hüfte um sie und begleitet sie ins Haus, während ich einfach nur da stehe und mir das nur ansehe. Da ziehe ich ein? Mir war bewusst, dass Piet viel Geld hat aber dieses Haus ist unfassbar groß und schön. Es ist richtig Modern, hat eine weiße Fassade mit viel Holz und einer größeren Glasfront die aber dennoch die Einsicht ins Haus verwehrt.

,,Na, willst du weiter so rum stehen oder mit anpacken?'', fragt meine Mutter mich frech und reißt mich dabei total aus meinen Gedanken. „Was? Ähm - Klar'', antworte ich perplex und nehme den ersten Karton aus dem Auto, der zufällig in mein neues Zimmer kommt. Ich bin schon gespannt, wie ich die nächste Zeit wohnen werde. Neugierig setze ich den ersten Schritt in das Haus und sehe mich um. Den Karton stelle ich vor einer großen Treppe ab. Die Räume sind ziemlich offen und groß, aber man hat nicht das Gefühl sich darin zu verlieren. Die Küche ist groß und geht über den Esstisch direkt ins offene Wohnzimmer. Es sieht sehr gemütlich aus, auch wenn hier viel Dekoration fehlt und alles noch etwas kühl wirkt. Das wird meine Mam vermutlich als erstes angehen, da ihr die Deko und das Wohlfühlen am wichtigsten ist. Ich helfe den beiden noch die restlichen Kartons ins Haus zu holen und verteile die ersten nach den Aufschriften in Küche und im Badezimmer. Die Treppen nach oben habe ich mich bisher noch nicht gewagt.

"Amber, kommst du mal bitte?", ruft meine Mutter aus dem großen Essbereich. Ich räume noch die letzten Handtücher ins Regal, schiebe den Karton zur Seite und laufe ihrer Stimme nach. Im Esszimmer angekommen, sitzen die beiden am Esstisch und trinken aus einem Glas etwas Wasser. „Es ist toll, euch hier zu haben.", fängt Piet an zu sprechen und kommt mir entgegen. Abwartend nicke ich und bleibe stehen, bis er mich in seine Arme zieht und mich in eine kurze Umarmung zwingt. Etwas überrumpelt erwidere ich die Umarmung und setze mich dann mit den beiden an den Esstisch, ziehe mein Handy heraus und schaue nach ob ich Nachrichten von Toby oder Kylie habe. Negativ.

„Meinen Sohn Aiden wirst du auch nachher kennenlernen!"

Es dauert einen kurzen Moment, bis ich realisiere was Piet da gerade von sich gegeben hat. Ich lasse mein Handy aus den Tisch fallen und zucke kurz zusammen, sehe zu Piet und warte darauf dass er lacht und seinen Scherz erklärt. „Sohn?", wiederhole ich fragend und erwarte eine Erklärung. Vielleicht habe ich es ja auch falsch verstanden und er meinte stattdessen „Hund" oder sonstiges.
Selbst wenn er einen Sohn hat, muss es ja nicht zwingend heißen, dass er hier in diesem Haus wohnt.

„Er heißt Aiden und ich glaube, ihr werdet euch gut verstehen. Sein Zimmer ist direkt gegenüber von deinem.", antwortet er nickend und erstickt meine Hoffnung im Keim.

Na toll, das kann ja was werden. Wie konnte man mir im letzten vergangenen halben Jahr nicht ein mal von ihm erzählen? Das verstehe ich absolut nicht. Darauf wäre ich gerne vorbereitet gewesen. Der Gedanke an einen Mann im Haus ist schon schlimm genug, aber gleich zwei?

Ich begebe mich nach wenigen Minuten auf die Suche nach meinem Zimmer, also trete ich die Treppen hoch und sehe vier Türen in dem kleinen Gang. Eine steht etwas offen, ich trete näher und mache diese langsam auf. Auf einem Bett liegt eine kleine Box, auf der AMBER steht. Neugierig stoße ich die Tür weiter auf und begebe mich in das Schlafzimmer.

Herzlich willkommen in deinem neuen Zuhause, Amber. Die Tasche ist für die Schule. Ich hoffe, sie gefällt dir - Piet.
Verwundert nehme ich die Tasche aus der Box und begutachte sie. Er hat genau meinen Geschmack getroffen und schmeichelnd nehme ich die Tasche an mich. Meine Mutter hat ihm bestimmt dabei geholfen, denn vor zwei Monaten noch habe ich von dieser Tasche geschwärmt.

Ich nehme mir meine AirPods aus der Hosentasche und stopfe sie in mein Ohr, fange an die Kartons in mein neues Zimmer zu räumen. Verdammt, ist das anstrengend. Ich bin total erschöpft und kann es kaum abwarten, frisch geduscht in mein neues Bett zu liegen und ins Land der Träume zu wandern. Die Kartons stehen Stapelweise in meinem neuen Zimmer und ich habe keine Ahnung, wohin ich die ganzen Dinge räumen soll. Es gibt hier weniger Stauraum als in meinem alten Zimmer, auch wenn das vergleichsweise nicht viel größer war.
Das hier war aber dafür sehr schön eingerichtet und hier werde ich mich auf jeden Fall sehr wohlfühlen. Es ist alles farblich abgestimmt und dabei hatte Piet bestimmt auch Hilfe. Ein Blick aus dem Fenster lässt mich versteinern. Das Haus steht direkt am Strand und ich habe Sicht auf den Garten und das Meer. Ich sehe mich schon in Zukunft nur an dem Strand liegen. Dort werde ich lernen, joggen und meinen Kopf frei bekommen.

So langsam ist mir nach einer Dusche, also gehe ich mit meinem Bademantel und einem weiteren Handtuch für die Haare aus meinem Zimmer und sehe drei andere Türen vor mir. Laut meiner Mum habe ich auch hier oben ein zweites Bad, welches ich mir mit meinem Stiefbruder teilen muss. Verdammt, ist dieses Wort komisch. Vor eine der Türen stehen zwei gestapelte Kartons, auf beiden steht Badezimmer drauf. Ich klopfe an der Tür, aber als keine Antwort kommt und ich keine Geräusche wahr nehmen kann, trete ich herein. Warmer Nebel kommt mir entgegen und bevor ich reagieren kann, bekomme ich zu spüren, dass das Badezimmer wohl doch besetzt ist. Ich werde direkt aus dem Raum gedrückt werde und die Tür vor meiner Nase zu geknallt wird. Ups.

Bevor ich mich irritiert umdrehen möchte und meine Nase halte, nehme ich ein lautes fluchen von einer fremden Stimme wahr.

Ich hoffe, euch hat mein weiteres Kapitel gefallen! :)

Wenn es euch gefallen hat, würde ich mich sehr über ein Feedback freuen!

Dankeschön

Scared of Passion🥀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt