•Kapitel 9•

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„Verdammt, kannst du nicht aufpassen?", beschwert er sich und bringt erstmal Abstand zwischen uns, indem er mich an den Schultern etwa eine Armlänge zurück drängt. Ich weiche seinem Blick aus und sehe nur zur Badtür. Er zögert in seinem Vorhaben, mich loszulassen und lässt seine Hände auf meinen Schultern liegen. Er beißt sein Kiefer zusammen. Sein Blick liegt auf meinem Gesicht fokussiert und sein Atem wird ruhiger. Schniefend gehe ich einen Schritt zurück, sodass sich seine Hände von meinen Schultern lösen, stoße dabei gegen die Wand hinter mir und sehe langsam zu ihm hoch. Seine Gesichtszüge sind ganz weich und von jeglicher Wut ist nichts mehr zu sehen. „Ist alles okay?", höre ich leise und gebrochen von ihm. Langsam schüttle ich den Kopf. Er kämpft mit sich selbst und nach wenigen Sekunden zieht er mich reflexartig in eine Umarmung. Sein Duft steigt in meine Nase und ich brauche einen Moment um zu realisieren was da gerade vor sich geht. Aiden, der mir bis jetzt nur die kalte Schulter gezeigt hat, zieht mich gerade an sich, um mich zu trösten. Kurz brauche ich um den Schock zu verarbeiten, bevor ich mich darauf einlassen kann und meine Arme um seine Hüften lege. Seine Hände liegen um meine Schultern und vorsichtig streichelt er mir über den Kopf. Doch statt meine Tränen zu verbannen, kommen nur noch mehr raus und ich muss schluchzen. „Shhhh...", nehme ich leise wahr. Wie im Bann schließe ich meine Augen und dränge mich noch mehr in seinen Oversized Hoodie. Meine Beine fangen an zu zittern, mir wird schwindelig und anschließend schwarz vor Augen.

Mein Handy klingelt. Ich drücke meine Augen fest zusammen und versuche mich zu orientieren. Der erste Blick zeigt mir meinen Schreibtisch. Wie ich feststelle, bin ich in meinem Zimmer. Wann bin ich eingeschlafen? In meinen normalen Klamotten? Das passt gar nicht zu mir. Ich lege mich nie mit der Kleidung ins Bett, die ich draußen angezogen habe. „Hallo?", frage ich verwirrt in mein Telefon. „Hey, ich hole dich in einer Stunde ab.", höre ich Summer antworten. Was? „Was machen wir denn?", antworte ich ihr und setze mich dabei auf, sehe mich im Zimmer um. „Das siehst du dann. Mach dich fertig.", antwortet sie und im nächsten Moment höre ich nur noch Piepen. Summer hat einfach aufgelegt. Ein Blick auf die Uhr verrät mir 20 Uhr. Was will sie denn noch um die Uhrzeit machen? Normal liege ich um spätestens 22/23 Uhr im Bett. Stöhnend stehe ich auf und nehme mir ein paar Sachen zum Duschen, gehe aus dem Zimmer und schließe mich im Bad ein.

Eine Warme Dusche entspannt mich und lässt den Tag Revue passieren. Meine Muskeln entspannen sich endlich und ich male mir aus, wie der Abend noch so werden wird. Ob Summer ins Kino möchte oder mir die Stadt zeigt? Sie hat sich bestimmt etwas gutes überlegt. Nur ungern gehe ich aus der Dusche und trockne mich geschwind ab. Das Badezimmer ist extrem schön und modern, aber so ganz Zuhause fühle ich mich noch nicht. In dem Haus in Asheville bin ich immerhin aufgewachsen und die Umgewöhnung dauert einfach nur noch etwas. Mir kommen komische Gedanken hoch und ich erinnere mich an den Duft von Aiden, der mir irgendwie in der Nase liegt. Mir kommen ein paar Szenarien vor die Augen und ich erkläre mir selbst, dass ich etwas komisches geträumt haben muss. Aiden hatte mich im Arm, das muss ein Traum gewesen sein. Ich sehe mich im Spiegel an und zwinge mir selbst ein lächeln auf, ehe ich mich aus dem Bad verziehe und in mein Zimmer gehe. Schnaufend werfe ich meine getragenen Klamotten in den Wäschekorb und suche mir aus meinem Kleiderhaufen ein paar neue raus. Ich entscheide mich für eine schwarze Cargohose mit einem weißen engen Top und weißen Schuhen. Meine Haare föhne und glätte ich mir. Schminken tue ich mich dezent mit etwas Liedschatten und Wimperntusche.

Eine Hausparty wäre mir unter Summers Vorhaben definitiv nicht in den Sinn gekommen, nicht an einem Montag Abend. Morgen werde ich richtig fertig sein. Überall im Vorgarten stehen kleine Gruppen die rauchen und aus roten Bechern trinken. Es ist verdammt laut, vor allem also wir an der Haustür stehen und diese durch öffnet. Von innen dröhnt richtig die Musik raus. Summer nimmt meine Hand und zieht mich in die Villa, nachdem ein ganzer Anmarsch von Leuten sich den Weg nach draußen gebahnt hat. Sofort spüre ich die Hitze und nehme den Geruch von Alkohol und Zigaretten wahr. Der Bass lässt den Boden beben und meine Ohren pochen. Nachdem wir uns zwei Minuten durch die Menge schleichen, finden wir die provisorisch aufgebaute und vollgestellte Bar. „Probier das mal.", höre ich Summer, doch muss dabei eher von ihren Lippen ablesen. „Was ist das?", antworte ich schreiend und bücke mich leicht zu ihr, damit ich sie besser verstehen kann. „Blue Ice", antwortet sie mir.

Scared of Passion🥀Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt