Ich konnte nicht mehr genau sagen wie lange wir schon durch die verschlafenen Straßen dieser Stadt gelaufen waren, aber mittlerweile hatte es schon begonnen zu dämmern und auch die Lichter gingen in immer mehr Fenstern an.
Ich mochte das Gefühl. Das Gefühl wie wir ohne ein bestimmtes Ziel durch die Stadt schlenderten. Das Gefühl wie Jungkook's Hand auf meiner Hüfte ruhte, ohne dass es mich störte. Das Geühl endlich wieder frei atmen zu können, ohne, egal wo man hinschaute, daran erinnert zu werden, dass man nicht mehr lange auf dieser Welt verweilen würde.
Und auch wenn der Alkoholpegel in meinem Blut langsam wieder sank, bereute ich keine Sekunde der letzten paar Stunden.
Leider war es mir nicht weiter vergönnt die Situation noch ein bisschen länger zu genießen, denn ein auffällig lautes Münzengeklapper riss mich aus meinen Gedanken.
Es war ein älterer Mann mit ziemlich heruntergekommenen Klamotten, welcher nun unmittelbar vor uns stand und einem kleinen, weißen Plastikbecher hin und her rüttelte, sodass man das Kleingeld in Inneren hören konnte.
"Eine kleine Spende, damit ich mir und meiner Familie eine bescheidene Mahlzeit sichern kann.", bat er mit rauer Stimme und rüttelte abermals mit seinem Becher.
Kurz huschte mein Blick zu Jungkook's Gesicht, um seine Reaktion zu sehen. Schließlich hatte er sich bis vor kurzem noch in einer ähnlichen Situation befunden. Entgegen meinen Erwartungen schaute er den Mann aber weder mitfühlend, noch mit irgendwelchen anderen Emotionen an.
Da ich seine Reaktion nicht deuten konnte, beschloss ich einfach dem Mann ein paar Münzen zu geben und wollte grade nach unserer Reisetasche greifen, als Jungkook meine Hand festhielt.
"Nicht.", sagte er so leise, dass nur ich es hören konnte und deutete unauffällig auf die Unterarme des Mannes, welche durch die hochgeschobenen Ärmel seines Hemdes zu sehen waren, "Er wird sich davon kein Essen kaufen. Ich kenn' diese Art von Menschen."
Narben. Seine kompletten Unterarme waren übersäht von Einstichnarben. Nicht, dass meine Arme vollkommen frei davon wären, schließlich hatte die Chemo bei mir auch langanhaltende Spuren hinterlassen, aber dieser Mann sah auf eine andere Art und Weise als ich krank aus.
Anfang der 5. Klasse hatten wir in der Schule mal einen Vortrag über Drogen gehalten bekommen und wie man sich dadurch sowohl psychisch, als auch physisch verändern konnte. Tja, damals hatte ich das ganze nur als sinnlose Stunde gesehen, die nur als Abschreckung dienen sollte, aber bei diesem Mann konnte man, wenn man ganz genau hinsah, die Anzeichen erkennen. Nicht nur die Einstichstellen an seinen Unterarmen, auch seine Hände zitterten und das lag sicher nicht daran, dass er den Becher ab und zu hin und her rüttelte.
"Du hast Recht. Lass uns gehen!", stimmte ich Jungkook zu und wandte mich von dem fremden Mann ab.
"War ja klar, dass ihr scheiß Schwuchteln nichts für mich übrig habt.", murmelte dieser, als sich auch Jungkook von ihm angewenden wollte.
"Wie bitte?", kam es sofort von dem Jüngeren zurück, welcher sich sofort wieder zu dem Bettler umgedreht hatte und einen bedrohlichen Schritt auf ihn zugegangen war.
"Ich sagte: War ja auch klar, dass ihr scheiß Schwuchteln nichts für mich übrig habt.", wiederholte der Mann mit lauter Stimme, woraufhin Jungkook anscheinend der Geduldsfaden riss und noch weiter auf ihn zu ging. Warum verstanden solche Menschen einfach nicht, wann der richtige Zeitpunkt war die Klappe zu halten?
"Jungkook!", versuchte ich ihn zu beruhigen und hielt ihn an der Schulter fest, als er schon unmittelbar vor ihm stand und wahrscheinlich eine Sekunde später handgreiflich geworden wäre, "Lass gut sein. Er ist es nicht wert."
♤♡◇♧
Ich will, dass wieder Ferien sind. ;-;
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Just one day 》Vkook《
Fanfiction"Hast du nicht sowas wie eine Liste von Dingen, die du vor deinem Tod noch unbedingt machen willst?" "Der einzige Punkt war bis jetzt 'Überleben', aber das kann ich ja nun auch streichen.", erwiderte er gleichgültig und kurbelte das Fenster des alte...