Erschrocken starrte ich in ihre Richtung. Meine Gedanken rasten durcheinander und ohne Ziel. Tausend Fragen bildeten sich, doch ich konnte nicht eine beantworten. Verzweifelt überlegte ich, ob Niklas alles im Griff hatte oder Hilfe benötigte. Ich konnte es nicht sagen, hatte keine Antwort.
Einer von ihnen sagte etwas, aber ich verstand es nicht. Es war der Dunkelblonde, der mir den Rücken zugedreht hatte. Er schien der Anführer der Gruppe zu sein. Ich musste schlucken, als Niklas beunruhigt in sein Gesicht sah. Der Fremde schien ihm überlegen, Niklas wirkte so klein und schmächtig neben ihm. Dabei hatte ich erst heute Mittag seinen trainierten Körper gespürt, als ich in ihn gerannt war. Aber Niklas war nichts gegen diese Gruppe und doch – einer lag bereits am Boden.
Um zu verstehen, was sie sagten, kroch ich leise in ihre Richtung – meine Einkaufstüten ließ ich zurück. Ich hielt mich im Schatten der Wand, zum Glück ging die Sonne jetzt im Herbst früher unter. Bis zu dem nächsten Container war ich gekommen, als ich sie reden hörte:
„...du bist was Besseres? Fuck, du hast dich kein bisschen verändert. Glaubst immer noch an den Betrieb.. Verdammt, du bist dumm. Du wirst mich zu nichts überreden, kleiner Ficker." Der Typ sprach auf Niklas ein, der gerade etwas sagen wollte, da landete eine Faust in seinem Bauch. Mühevoll verkniff er sich ein Stöhnen.
„Halt die Klappe, Joke oder wie sie dich auch immer nennen", antwortete Niklas provokant. „Du bist der, der nichts gelernt hat. Seit drei Jahren lebst du auf der Straße, immer voller Drogen. Wolltest du damit nicht mal aufhören?"
„Du hast ziemlich lächerliche Vorstellungen von meinem Leben, weißt du das?", antwortete der Kerl. „Der Betrieb hat dir ganz schönen Schwachsinn ins Gehirn geblasen, oder?"
Eine weitere Faust traf Niklas Bauch, doch der sprach tapfer weiter: „Der Betrieb hat nichts damit zu tun, ihm gibst du doch die Schuld für alles, für deinen Absturz, die Drogen..." Diesmal schlug Joke in sein Gesicht, Niklas verstummte. Aus seiner Nase kam Blut, ein roter Tropfen landete auf dem dreckigen Asphalt. Mir wurde übel, ich konnte kein Blut sehen – nicht meine beste Eigenschaft.
Doch das war nicht der einzige Grund, warum mir schlecht wurde. Mein Körper zerriss sich innerlich, wollte hinüber rennen und schreien, sie sollten aufhören. Doch meine Glieder waren vor Angst erstarrt und mein Verstand sagte nein.
Niklas war im letzten Jahr im Betrieb, er musste einfach alles unter Kontrolle haben, versuchte ich mir einzureden. Ein Schauer lief über meinen Rücken, es funktionierte nicht. Sie könnten so viel mit ihm anstellen. Ich würde es nicht verhindern können. Voller Panik lief eine Träne über meine blassen Wangen.
„Genug geplaudert. Was hat dich dazugeführt, mich nach dieser Ewigkeit wieder zu sehen?" Joke sprach plötzlich in einem so ruhigen Ton, dass es nur gespielt sein konnte. Und er war ein extrem guter Schauspieler.
„Ja... Nein... Ich will zu euch gehören. Der Betrieb verlangt von mir, dass ich einen dämlichen Auftrag erledige und ich kann das nicht. Du hast es geschafft, davon zu kommen, das will ich auch", erwiderte Niklas und schien tatsächlich bedrückt.
Joke lachte nur. „Netter Witz."
Niklas hatte gelogen und er hatte es ihm sofort angesehen. Das schien auch Niklas bewusst zu sein. In diesem Moment zog Joke eine Pistole aus seiner Hosentasche. Er zielte direkt auf Niklas Gesicht. „Spuck's schon aus, was willst du wirklich?"
„Ich will, dass du in ein Haus einbrichst, während ich alle ablenke. Jakob, wir waren das perfekte Team. Wir könnten das alles vergessen, wenn du mir hilfst. Der Betrieb nimmt dich auch wieder auf." Niklas wirkte besorgt und ruhig zugleich, ich verstand nicht, was er meinte. Die beiden kannten sich auf jeden Fall schon länger und Joke schien aus dem Betrieb ausgestiegen zu sein. Völlig unmöglich, denn wenn man austrat, musste man die Stadt verlassen und eine neue Identität annehmen. Sonst lebte man nicht mehr lange.
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Mimula Undercover
ActionDer Alltag zwischen normaler Schule und Geheimagentenausbildung ist manchmal etwas schwierig zu meistern, besonders wenn sich der Traumtyp an die Klassenzicke ranmacht. Aber was ist noch Alltag, wenn der Vater aus einem Auslandseinsatz nicht mehr zu...