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Adrenalin schoss durch meine Adern. Kreischend versuchte ich, mich festzuhalten. Der Gurt schnitt in meine Haut. Bahari brüllte etwas Unverständliches. Glas zersplitterte. Wir schleuderten auf den Gehweg, fanden zurück auf die Straße und rasten um Kurven.

Wind durchströmte den Wagen. Die Fenster auf der linken Seite fehlten.

Panisch sah ich nach hinten. Zwei unschuldige Autos waren zusammen gestoßen, Leute liefen wild durcheinander und schrien. In meiner Nähe brüllte jemand, es war Bahari. Ich konnte ihn nicht verstehen. Meine Ohren waren taub.

Außerdem beobachtete ich den schwarzen Jeep, der mit rasender Geschwindigkeit auf uns zuraste. Die Windschutzscheibe war verdunkelt, sodass ich dahinter nichts erkennen konnte. Plötzlich tauchte aus dem Dachfenster des Wagen eine Hand. Ein Mann, der eine schwarze Mütze über seinem Gesicht trug, holte einen langen, dunklen Gegenstand heraus. Das war keine einfache Waffe, es war ein Gewehr. Ein verdammt Gutes. Und er zielte auf uns.

Ich schrie auf. Im selben Augenblick zog mich Titus nach unten. Er brüllte etwas gegen den Wind, ich verstand ihn nicht. Aber sein Ausdruck war ernst, wütend und panisch zugleich. Schüsse fielen und Glassplitter fielen wie Regentropfen über uns herab.

Wir schlitterten weiter über Straßen. Ich fiel gegen Titus. Eine Tür wurde geöffnt. Jemand fiel aus dem fahrenden Wagen. Ich konnte hören, wie der Körper dumpf auf den Boden fiel, über den Asphalt rollte und schließlich liegen blieb. Ich starrte in Titus' aufgerissene Augen.

Zitternd griff er nach meiner Hand. Tränen liefen über mein Gesicht. Ich wollte nicht nach vorne schauen und nicht wissen, wer den Wagen verlassen hatte. Wir fuhren immer noch, wir beschleunigten sogar. Ruckartig wendeten wir.

Titus richtete sich vorsichtig auf. Neugierig sah er nach vorne. Ich kniff die Augen zu und klammerte mich an seine Hand und an den Sitz, um nicht durch den Wagen geschleudert zu werden.

„Der Fahrer ist weg", verriet mir Titus. Nicht Bahari. Der Fahrer.

Plötzlich erklangen wieder Schüsse. Glasscherben fielen auf den Sitz, als die letzte Fensterscheibe zerbrochen war. Menschen schrien und Sirenen heulten auf.

„Titus!", rief plötzlich Bahari vom Fahrersitz. Im selben Moment warf er eine Pistole zu uns. Gerade so erwischte sie mein Bruder. Sofort setzte er in eine passende Position, zielte auf unsere Verfolger.

Ich hielt die Ohren zu, sofort wurde ich bei der nächsten Kurve umgeworfen. Glassplitter bohrten sie in meine Haut. Aber das Wissen, dass mein Bruder gerade versuchte, jemanden umzubringen, schmerzte mehr. Oder, dass der Fahrer weg war.

Der Wagen wirbelte herum, wir drehten. Titus duckte sich. Schüsse fielen. Mein Herz raste wild. Panisch sah ich mich um, wobei ich eine Patrone entdeckte. Sie war in der Rückenlehne des Beifahrersitzes stecken geblieben.

Vorsichtig begann Titus wieder, zu zielen. Aber er drückte nur wenige Male ab, dann fehlte ihm die Munition. Ich lugte vorsichtig hinaus. Vor meinen Augen raste ein fremdes Auto, das uns ausweichen wollte, gegen ein Straßenschild.

Bahari führte die Verfolger raus aus der Stadt. Immerhin, dachte ich. Ich wollte mir das ganze nicht im Stadtzentrum vorstellen, wo Hunderte von unschuldigen Passanten unterwegs waren.

Plötzlich tauchte hinter ein paar Autos wieder der schwarze Jeep auf. Er näherte sich. Zwischen uns waren keine hundert Meter. Auf dem Dach war das Gewehr inzwischen fest angebracht. Ihm fehlte nichts. Titus drückte ab. Die Patrone prallte an der Frontscheibe ab.

„Auf die Reifen", rief ich.

„Ich bin froh, wenn ich überhaupt das richtige Auto treffe!", brüllte er zurück.

Mimula UndercoverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt