„Ein Verräter?", hakte Titus überrascht nach. Ich starrte zu Bahari, doch er hatte sich mir abgewandt und beobachtete Mister CJ, der knapp antwortete: „Korrekt." Dann sah der Mann sich zum Fahrer um, der daraufhin an die Straßenseite fuhr und bremste. Als der Wagen stehen geblieben war, wurde die Tür geöffnet und eine schlanke Person trat herein, die sich neben mich quetschte. Überrascht rutschte ich in die Mitte der Sitzreihe.
Keine Sekunde darauf fuhren wir wieder weiter, während die brünette Frau sich sofort zu mir beugte und mich stürmisch umarmte.
Ich konnte mich nicht wehren, stattdessen atmete ich auch noch zu viel von ihrem kräftigen Parfüm ein, sodass ich husten musste. Die Frau lachte und entschuldigte sich freundlich. Obwohl ich sie noch nicht richtig gesehen hatte, erkannte ich sie. Es war Gabi, eine gute Bekannte der Familie. „Es tut mir so leid!", schluchzte sie.
Vorsichtig löste ich mich aus ihrer Umarmung und sah zu ihr auf. Sie war locker einen Kopf größer als ich, selbst im Sitzen. Die Frau war stark geschminkt, wenn auch der Eyeliner etwas verwischt war, und ihre Lippen stachen in einem kräftigen Rot heraus. Das ungewohnt war, sonst kannte ich sie nicht so aufgebrezelt.
„Agentin GB ist zu uns gestoßen, da sie für die innere Sicherheit zuständig ist. Sie leitet die Abteilung, die gerade auf der Suche nach dem Verräter ist." Mister CJs Stimme klang völlig nüchtern, unbetroffen.
Gabi strich mir liebevoll den Rücken entlang, während sie Titus einen besorgten Blick zuwarf. Er starrte ihre knallroten Lippen an, die sich jetzt zu einem zurückhaltenden Lächeln wandelten und sagten: „Ich weiß, dass ihr vielleicht nicht gerade in der Stimmung seid, das zu hören. Aber der Verräter ist ein echtes Problem." Sie seufzte und sah kurz zu Bahari, der ihren Blick streng mied, und dann wieder zu uns. „Wir wissen nicht genau, wer der oder die Verräterin ist. Wir haben allerdings ein paar in Verdacht."
„Wer?", schoss es aus Titus Mund. Als ich zu ihm sah, wirkte es, als wäre er selbst über seine Frage überrascht. „Äh, ich meine, wen vermutest.. vermuten Sie?" Er wirkte plötzlich total nervös. So kannte ich meinen Bruder gar nicht. Doch die Anwesenheit von so vielen hochrangigen Agenten konnte einen echt verunsichern.
„Du brauchst mich nicht zu siezen", lachte Gabi. Ihr Auflachen verstummte schnell, als Mister CJs Blick ihren traf. Sie fuhr in einem professionellerem Ton fort: „Zum einen einen noch relativ unerfahrenen Agenten, der sich nur selten an Vorschriften hält. Auf ihn gehe ich auch gar nicht näher ein, der wird von uns bewacht. Genauso ein, zwei weitere Agenten. Der einzige, der aber für euch interessant ist, ist Klaus Bern."
„Was?", unterbrach ich sie erschrocken. „Ashleys Vater?" Verwirrt starrte ich in ihr ernstes Gesicht, während ich langsam realisierte, dass es möglich war. Schließlich hatte mein Dad bereits gegen ihn ermittelt und er schien auch Niklas' Auftrag zu sein. Aber... Dass er an dem Verrat an meinem Dad beteiligt wäre, kam mir zu viel des Zufalles vor.
„Äh, was hat er mit Dad zu tun?", fragte ich nach. Gabi nickte, als würde ihr die Frage gefallen, und begann zu erklären, dass die Verbindung zu dem Verrat nur indirekt und über Umwege bestehen würde. Mit Kham hätte er allerdings auf jeden Fall Kontakt, das war bereits hinterlegt. Bern war einer von Kham's Leuten und beobachtete nicht nur den Betrieb, sondern sollte ihn auch kaufen und ihm somit die Existenz rauben. Denn Bern hat sich schon immer für das Grundstück, auf dem sich der Betrieb befindet, interessiert und wollte es bereits mehrere Male erwerben. Bis jetzt konnte man das immer vermeiden, doch jetzt schien er handfeste Beweise für die Existenz und den Standort des Betriebs zu haben und drohte, es an das Ausland zu verkaufen – wobei hinter dem Ganzen Kham stand.
„Bereits mehrere Agenten beschatten ihn", murmelte Bahari. „Wir brauchen die Beweise."
„Sie werden dann einfach zerstört?", hakte ich nach. Titus mischte sich ein und grummelte, das wäre doch logisch. Nicht unbedingt, fand ich, widersprach aber nicht.
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Mimula Undercover
ActionDer Alltag zwischen normaler Schule und Geheimagentenausbildung ist manchmal etwas schwierig zu meistern, besonders wenn sich der Traumtyp an die Klassenzicke ranmacht. Aber was ist noch Alltag, wenn der Vater aus einem Auslandseinsatz nicht mehr zu...