Kapitel 6

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Im Apartment schaue ich die ganze Zeit die Flasche an die mir Tom gegeben hat. Er ist wirklich aufmerksam. Wieder lächle ich doof vor mich hin. Er hat einfach was an sich, dass mich Lächeln lässt. Seufzend lege ich mich auf meinen Rücken und starre in die Dunkelheit. Es ist schon spät aber ich kann gerade nicht schlafen. Immer wieder überlege ich, was passiert wäre, hätte ich Tom nicht meine Wasser Flasche gegeben. Oder wäre er nicht vor dieser Frau stehen geblieben. Ich fange an zu Gähnen und hole danach tief Luft. Er ist einfach neu und darum interessant. Ich schiebe diese komischen Gefühle einfach auf meine Neugier. Meine Augen werden langsam schwer und ich rolle mich im Bett zusammen.

——
An diesem Kurstag kam Mrs. Anderson zu mir und lobt mich für meine tolle Charakter Beschreibungen. Freudig bedanke ich mich. Die Übung hat mir wirklich geholfen einpaar Charaktere aus meinem Buch mehr zu beschreiben. Was mich umso mehr freuen würde wäre eine Nachricht auf meinem Handy die aufploppen soll. Ich komme mir vor wie eines dieser blonden Mädchen, mit Lippenstift, die im Film vor ihren Handys warten. Lustig, das ich auch blond bin. Oder eine Mischung aus blond und braunen Strähnen. Oder anders rum? Ich kann nicht mal mein eigens Haar definieren, fällt mir auf. Roxy sitzt schon ihrem Platz und tippt etwas in ihren Laptop ein.

„Dein Gesicht sagt mir, dass er noch nicht geschrieben hat.", stellt Roxy fest.

Ich runzle meine Stirn und sage: „Wie kommst du darauf?"

„Du hättest sonst gestrahlt wie die Sonne.", sie schaut auf und lächelt mich an. Schnell weiche ich ihrem Lächeln aus. Sogar sie meint, dass ich die ganze Nacht wie besessen auf mein Handy gestarrt habe. Mein Handy habe ich genau etwa 15 Minuten angestarrt und dann die halbe Nacht wach gelegen. Gut... auch nicht viel besser. Ich zucke als Antwort mit meinen Schultern und setzte mich neben sie.

„Gib zu, es juckt dir in den Fingern schnell auf dein Handy zu schauen.", Roxy stichelt weiter.

„Überhaupt nicht." Innerlich habe ich schon mein Handy in meiner Hand. Es kann doch nicht sein, dass ich so auf jemand reagiere. Ich kenne diesen Jungen erst seit 3 Tagen. Klemme alles ab. Zum Glück lässt mich Roxy in Ruhe mit diesem Thema. Und schon kommt Mrs. Anderson.

———
Kaum habe ich mich von Roxy verabschiedet, ziehe ich mein Handy aus meiner Tasche. Keine Nachricht. Meine Eltern sind wieder unterwegs und haben mir gesagt das ich nicht weit weg gehen soll. Damit ich noch den Weg zurück zu unserem Apartment finden kann. Gerade möchte ich mein Handy wieder einstecken als es in meiner Hand vibriert. Schnell entsperre ich mein Handy und gehe auf die Nachricht:

Unbekannte Nummer
Dreh dich um...

Verwirrt blinzle ich mein Handy an und drehe mich dann in alle Richtungen. Und da, grinst mich ein braunhaariger Junge an. Meine Mundwinkel zieht es automatisch hoch. Er kommt auf mich zu und ich stecke mein Handy wieder in meine Tasche.

„Hey.", sage ich zur Begrüssung.

„Hey zurück." , er bleibt stehen. „Lust auf einen Kaffee?"

„Ja sehr gerne."

Tom nickt und wir laufen Richtung Central Park. Nicht weit von meinem Apartment hat es ein Café, das mir nie so richtig aufgefallen ist, aber total schön von innen ist.

„Setz dich bitte, ich hole was.", fordert mich Tom auf. Heute trägt er keine Sportkleidung sonder eine schwarze Jeans mit einem grauen Hoodie.

„Aber du weiss doch noch gar nicht was ich gerne hätte?", sage ich darauf.

„Lass die überraschen.", er dreht sich um und geht auf die Kasse zu. Während dem schaue ich ihn zu und füge neue Dinge zu meiner Charakterbeschreibung in Gedanken hinzu. Er ist nicht sonderlich gross, ist aber grösser als ich. Seine Haare liegen mal perfekt, stehe aber machmal auch wie wild ab. Er dreht sich wieder um und stellt mir dann meinen Kaffee vor meine Nase hin.

„Und was ist das jetzt für ein Kaffee?"

„Probiere.", Tom schlürft schon seinen Kaffee.
Wenn er es gut findet kann es ja nicht schlecht sein. Also trinke ich ein Schluck. Er ist angenehm heiss und schmeckt wunderbar.

„Mhhh er ist gut.", sage ich dann.
Tom schaut auf und blinzelt mich stolz an.

„Also... erzähl mir was genau du in deinem Kurs machst."

„Der Kurs ist für junge Schriftsteller. Also man lernt dort diverse trickst und Übungen die man anwenden kann wenn man gerade dabei ist ein Buch zu schreiben."

„Ohh wow! Das heisst also ich sitze mit einer echten Autorin an einem Tisch? Ist ja total cool! Um was geht es in deinem Buch?"

Kurz zögere ich. Ich habe nicht vielen erzählt um was es in meinem Buch geht. Es ist mir nicht peinlich einfach... ich weiss auch nicht. Aber ich denke mit Tom kann ich darüber reden. „Es ist eine Fantasy Geschichte", fange ich an zu erklären und sehe das Tom lächelt und nickt, „ Ein wunderschönes Königreich. Der Kronprinz hat schon seit klein auf eine Braut. Dieses Mädchen ist perfekt für ihn. Perfekt für ihn gemacht. Kein echter Mensch. Man hat sie für ihn erschaffen. Irgendwann fängt das Mädchen an, selbstständig zu werden. Das Mädchen verliebt sich in den besten Freund des Kronprinzen. Liebt aber zu gleich auch den Prinzen.", fasse ich alles zusammen.

„Das alles hast du dir ausgedacht?!", fragt mich Tom begeistert.

Kurz nicke ich und schmunzle.

„Wie heisst der Kronprinz, wie sieht das Mädchen aus? Ich habe so viele Fragen!" Tom macht grosse Augen. Ich erkläre ihm alles, auch wo ich meine Probleme habe.
„Ich möchte gerne noch etwas dramatisches einbauen, weiss aber nur nicht wo." Tom nickt und zieht seine Augenbrauen zusammen.

„Darf man dein Skript lesen?", fragt mich Tom darauf. Diese Frage habe ich bei jedem verneint. Aus Angst, dass meine Geschichte geklaut wir und... dass ich ausgelacht werde. Schreiben ist etwas intimes, so wie ich das finde. Aber vielleicht wäre es mal nicht schlecht jemanden den ich noch nicht lange kenne eine Kopie von meinem  Skript zu geben. Um eine Meinung zu hören.

„Ich kann dir mein Skript ausdrucken... aber es hat viele Seiten. Bist du dir sicher?" Die letzte Frage ging auch an mich. Bin ich mir sicher mein Skript ihm zu geben? Für mich eines der wertvollsten Dingen?

Tom antwortet mir: „Absolut sicher."

Love LetterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt