Kapitel 7

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Tom schaut mich ernst an. „Ich möchte absolut gerne deine Geschichte lesen." Jetzt lächelt er wieder.

„So jetzt bin dran.", fange ich an, „wo sind deine Eltern? Oder lassen sie dich alleine in den Staaten herum joggen?"

Tom lehnet sich in seinem Stuhl zurück und erzählt mir, dass seine Mutter auch gerade hier in New York ist. Sie hilft bei einer Fotografie Ausstellung und er ist mit gegangen weil er eh ein Vorsprechen hat. „Ich habe noch 3 jüngere Brüder.", erzählt er mir.

„Oh ich auch. Er heisst Will."

Tom erzählt mir auch von seinem besten Freund und wie er dazu kam ein Schauspieler zu werden. Auch erzählt er mir seine Vorliebe fürs Tanzen und Akrobatik.

„Also kannst du ein Salto aus dem stehen?", frage ich ihn ungläubig.

„Soll ich einen machen? Hier und jetzt?", Tom steht auf.

„Was nein... nein ich glaube dir, setz dich wieder.", lache ich. Als ich mal auf mein Handy schaue bemerkte ich das wie schon lange im Café sitzen. „Die Bibliothek hat bestimmt noch offen... ich könnte dir noch schnell mein Skript ausdrucken."

„Dann machen wir uns auf die Socken.", er steht auf und schreitet zur Tür. Auf dem Weg zur Bibliothek weht ein kühler Wind und lässt mich frieren. Aber ich lasse mir nichts anmerken. Der Herbst in New York ist zwar deutlich wärmer als ins Schottland, ist aber dennoch kühl. Auf dem Weg zur Bibliothek reden wir kaum. Es scheint so als würden wir beide über die Dinge nachdenken was der andere von sich erzählt hat. Ist mir recht so, denn ich denke über die Dinge nach, die Tom mir von sich erzählen hat. Ich frage mich zum Beispiel, ob der beste Freund von Tom auch so offen und quirlig ist.

Plötzlich bleibt Tom stehen. Aus meinen Gedanken gerissen halte ich an. Da merke ich das wir vor der Bibliothek stehen. Beinahe wäre ich an ihr vorbei gegangen. Meine Wangen werden heiss. Er drückt die Türe auf und hält sie für mich weiterhin damit ich auch hinein schlüpfen kann.

„Dauert nur eine Minute.", sage ich schnell und gehe zur netten Frau, bei der ich mich angemeldet habe für den Kurs. Kurz erkläre ich ihr was ich gerne machen möchte und sie zeigt mir den Kopierer. Schnell packe ich meinen Stick aus und drucke die Seiten aus. Mit Klammer befestige die einzelnen Seiten miteinander. Mit dem dicken Bündel auf dem Arm gehe ich langsam auf Tom zu. Er blickt zu mir und sagt: „Das waren 3 Minuten und 26 Sekunden."

„Du hast gezählt?", frage ich belustigt währen ich mich nochmal vergewissere, dass ich auch wirklich meinen USB-Stick wieder eingepackt habe.

Tom nickt und deutet auf das Bündel. „Ist das dein Skript?"

„Ja... ich weiss es sind  vielleicht ein bisschen viele Seiten..", scheu weiche ich seinem Blick aus.

„Ich werde es lesen.", sagt Tom bestimmt.

Langsam gebe ich ihm mein Skript. Er nimmt es mir mit beiden Händen ab und schaut mich an. Da erkenne ich es. Da sehe ich es. Tom hat wunderbare braune Augen, schöne braune lockige Haare und ein noch schöneres Lächeln. Mein Gesicht fängt an zu glühen. Und plötzlich halte ich nicht mehr meinen wertvollsten Besitz in meinen Händen. Tom betrachtet es mit einer Ruhe und streicht kurz über die Seiten. Er wird gut mit meinem Skript umgehen. Oder viel mehr mit meiner Geschichte.

„Du darfst dir auch gerne Notiz auf den Seiten machen wenn du das möchtest.", sage ich zu Tom.

Er nickt und streicht nochmal über die Seiten. „Ich werde dir Bescheid geben wenn ich es gelesen habe... dann könnten wir und ja auch nochmal treffen. Oder vielleicht.. nur wenn du willst könnten wir uns auch wieder mal treffen ohne einen Vorwand.", verlegen kratzt sich Tom an seinem Kopf.

„Ähh ja klar.. gerne sogar.", schnell beisse ich mir auf meine Zunge damit ich nicht noch was dummes sage. Tom strahlt mich an.

„Gut... dann werde ich dir eine Nachricht schreiben.", sagt er mir währen wir wieder durch die Tür auf die Stassen gehen.

———

Mit Musik in den Ohren liege ich auf meinem Bett. Ist er vielleicht gerade am lesen? Liesst er meine Geschichte? Wow.. das klingt so toll.. «meine Geschichte». Oder «mein Buch» wäre auch total toll. Aber was ist... wenn ihm die Geschichte nicht gefällt? Vielleicht hat er schon aufgegeben mit dem lesen. Aber ich beruhige mich mit dem Gedanken, das Tom mein Skript angesehne hat, als wäre es etwas ganz besonderes.

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