Als ich draußen auf der Veranda stad sahen mich Alice, Jasper und Emmett mit großen Augen an. Sie mussten ebenfalls raus gehen, weil sie das da drin sonst nicht überstanden hätten. Ich verstand, wie sie sich fühlten. "Lizzy?" fragte Emmett und sah dabei auf meine Hand. Ich sah ebenfalls zu meiner Hand und bemerkte, dass regelmäßig einzelne Blutstropfen von ihr herunterfielen. Mir war entgangen, dass ich immer noch blute. Schnell zog ich meine Hand an meinen Oberkörper. Einerseits schämte ich mich dafür, was ich getan hatte und andererseits wollte ich verhindern, dass sie meint Blut rochen.
"Lizzy, es ist alles gut," sagte Alice beruhigend und kam auf mich zu. Wie konnte denn alles gut sein? Ich habe gerade mein eignes Blut getrunken, damit ich niemanden verletzte. Das ist krank. Alice nahm meine Hand und zog sie von meiner Brust. "Wir würden dich niemals verurteilen," sagte sie und sah mir tief in die Augen. Sie wusste also, was ich getan habe. Sie richtete den Blick auf meine Hand. Vorsichtig sah sie nach, wie genau ich meine Hand verletzt hatte. Ich konnte von hier aus erkenne, dass es ein sauberer Biss war.
Ein sauberer Biss war keine Gewohnheit bei mir. Manchmal war ich so außer Kontrolle, dass ich meine Nahrung komplett auseinander reise. Dies lies mich wieder an den Berglöwen zurückdenken, dem ich die Kehle aufgerissen hatte.
"Das wird schon wieder," sagte sie aufmunternd. Vielleicht würde meine Wunde heilen, doch meine seelische Verletzung würde Jahre dauern. Mir gingen diese Blicke, meiner Familie nicht aus dem Kopf. Wie meine Mutter mich angesehen hatte. Es war, als hätte sie angst vor mir und zugleich ekelte sie sich auch. Und nicht nur meine Mutter hatte mich so angesehen. Nein, alle anderen im Raume hatten genau das gleiche gedacht. Es fühlte sich für mich so an, als hätte man mir mein Herz herausgerissen. Meine eigene Familie verachtete mich.
"So das sollte halten," hörte ich Alice sagen. Ich sah zu meiner Hand. Sie hatte sich ein Stück aus ihrem Oberteil herausgerissen und es um meine Hand gebunden. Nun war die Wunde nicht mehr zu sehen. "Danke, Alice," sagte ich leise. Ich sah auf meine Hand und betrachtete die kleine Schleife, die Alice zum zubinden gemacht hatte. Unter meinem Kinn spürte ich plötzlich zarte Finger. Alice zwang mich sie anzusehen. "Egal, was du getan hast, sie werden deine Aufopferung zu schätzen wissen," sagte sie. Wie sollten sie je wieder mich sehen, wenn sie gesehen haben, was ich getan habe? Das würden sie nicht. Keiner könnte mir je wieder in die Augen sehen und nur mich sehen und nicht das Monster hinter dem Versand.
"Ich glaube ich möchte etwas alleine sein," sagte ich leise zu ihr. Sie nickte und trat einen schritt zurück. Sie ließ mir den Freiraum und die Zeit, die ich brauchte, um das alles zu verarbeiten. Ich ging von der Veranda herunter und als ich unten angekommen war rannte ich in meiner normalen Geschwindigkeit los.
Der Wind, der durch meine Haare ging, beruhigte mich ein wenig. Ich musste mich irgendwie, von dem, was ich getan hatte ablenken. Meine Schritte verlangsamte ich, um über mein nächstes Handeln nach zu denken. Was sollte ich nun tun?
Plötzlich hörte ich ein knacken hinter mir. Ich wirbelte herum. Hinter mir stand ein großer Braunbär. Er war riesig. Anscheinend war er auf der Jagd. Na toll, dieser dumme Bär wollte mich zum Abendbrot verputzen.
Aber dieses Spiel kann ich auch spielen und zwar besser als du denkst. Ich stellte mich in Angriffs Position hin, sodass ich dem Bären zeigte, dass ich ihn genau so töten konnte, wie er einen Menschen. Nun war es für mich wichtig mich auf sein frisches Blut zu konzentrieren, denn ich brauchte einen Anhaltspunkt, damit ich jetzt in diesem Moment die Kontrolle verlor.
Jedes Mal beim jagen musste ich die Kontrolle bewusst verlieren, damit ich ein Tier töten konnte, denn sonst würde der Wolf in mir rebellieren. Und wenn ich die Kontrolle verlor, war es so, dass der Wolf in mir abgeschaltet wurde.
Sein Blut rauschte in seinen Adern. Sein Herz pumpte und pumte. Dieses pumpede Herz brachte das Fass zum überlaufen. Mein Kopf war leer. Ich dachte an rein gar nichts. Alles andere war mir egal, ich wollte nur noch meine Zähne in seinen Körper rammen und sein Blut in mein saugen.
Der Bär machte einen Satz nach vorne, doch ich war schneller. Ich machte einen Satz nach oben und landete auf ihm. Er werte sich und versuchte mich abzuschmeißen, doch das gelang ihm nicht. Ich hob meinen Kopf und mit einer schnellen Bewegung rammte ich ihm die Zähne in den Hals. Er schrie auf und werte sich noch weiter.
Als ich das erste Blut meine Kehle runter laufen spürte war meine Kontrolle endgültig der Vergangenheit gewichen. Ich saugte weiter. Je mehr Blut ich in meinem Körper spürte, des so mehr Adrenalin erfasste mich.
Dieses Gefühl, was ich bekam, wenn ich trank, war unglaublich. Ich verlor die Kontrolle nicht gerne, doch sie abzugeben tat echt gut. Es hatte etwas von seelische Freiheit. Kein Kampf, der mich Tag für Tag quälte, keine Stimme in meinem Kopf, die mich dazu überreden will, einfach los zu lassen. Nun hatte ich losgelassen und es war unglaublich.
Mir war nicht aufgefallen, wann der Bär genau tot war, denn ich hörte erst auf zu saugen, als sein Körper kein Blut mehr hergab. Als ich mich von ihm losriss, konnte ich erst die Umgebung war nehmen. Ich saß auf dem reglosen Körper, des Bären. Wenn man das, was da grade unter mir noch Bären nennen konnte.
Es war nicht mehr viel, von dem Körper, den ich eben angegriffen hatte übrig. Seine Kehle war aufgerissen. Schockiert über mein eigenes Werk stolperte ich von ihm herunter. Wie konnte ich nur immer und immer wieder so die Kontrolle abgeben? Früher hatte ich auch die Kontrolle abgegeben, doch da waren meine Tiere meistens ohne großes Leiden, durch meine Aggressivität gestorben. Was war nur mit mir los? Was war anders an mir?
Ich begann zu schluchzen. Die Tränen liefen in Strömen über mein Gesicht. Immer noch sah ich die Blicke der anderen auf mir. Immer noch sah ich, wie sie mich ansahen. Was sie von mir dachten. Ich legte meinen Kopf auf die Angewinkelten Knie und lies meinen Tränen freien Lauf.
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On both Sides - ein Leben zwischen den Fronten [Teil 1]
FanficMein Name ist Lizzy. Ich habe mein Leben mit einem schweren Schicksalsschlag begonnen. War immer das Mädchen, was anders war. Vor ein paar Jahren verließ ich meine Heimat und meine Familie, um mich selbst zu finden. Ich reiste durch die Welt und keh...