Wir waren noch etwa zwei Meilen gelaufen, bevor wir uns die Beute fanden, nach der wir gesucht hatten. Ich lehnte an einem Baum und sah meiner Familie zu, wie sie über den leblosen Körpern von drei Rehen hingen. Für mich war es nicht schwer dem Blut zu widerstehen, den immerhin hatte ich vor kurzem erst gejagt. Außerdem würde ich niemals in der Anwesenheit meiner Familie jagen. Im Moment war ich nicht in der Verfassung, dass sie sahen, was ich mit den Tieren anstellte, wenn ich die Kontrolle abgab. Es war mir erstens peinlich und zweitens ein zu großes Risiko, dass ich einen von ihnen verletzten würde. Als wäre nichts geschehen stand mein Vater Elegant auf. Es war eine Kunst, zu jagen und trotzdem so auszusehen, als wäre nichts gewesen. Er hatte nicht einmal einen Bluttropfen abbekommen. Bei mir sah das immer ganz anders aus. Es war eine Schweinereih der Extraklasse. Auch meine Mutter erhob sich von dem leblosen Tier und kam auf mich zu.
"Du willst wirklich nicht?" fragte mein Dad, der ebenfalls auf mich zu kam. Ich schüttelte den Kopf. "Nein ich habe erst vor kurzem gejagt," antwortete ich ihm schlicht. Keiner musste wissen, dass ich so oder so niemals in ihrer Gegenwart jagen würde.
Meine Mom sah mich noch einmal an, dann war aber auch dies Thema für sie gegessen. Emmett hing immer noch über seinem Reh. Wie konnte er so langsam sein? Normalerweise war er immer einer der Schnellsten. "Emmett, bist du so langsam mal fertig?" fragte ich ihn. Keine Antwort. Nach einigen wenigen Sekunden erhob auch er sich und kam grinsend auf uns zu. "Man sollte keinen Tropfen verschwenden," sagte er grinsend. Grinsend sah ich ihn an. Dieses arme Reh war nun also blutleer.
"Wir sollten nun zurück," sagte mein Dad und sah in den Wald. Trotz dem Blut, was er nun getrunken hatte war er angespannt. Dies lag wahrscheinlich daran, dass er sich nun Sorgen um Bella machte. Meine Mom nahm die Hand meines Vaters, wahrscheinlich aus dem Grund, dass sie auch seine Anspannung gemerkt hatte und nun versuchte ihn zu beruhigen. Ich fand es schön, dass meine Eltern sich auch noch nach so vielen Jahren so liebten. Es gab mir ein wenig Hoffnung, dass auch ich irgendwann einmal so lieben kann.
"Wir sollten los," sagte nun ich und wand mich in den Wald. Nun war es an mir vor zu laufen. Wir mussten ein weiters Mal über das feindliche Gebiet, doch dieses Mal hatte ich nicht so große Bedenken, denn wir waren nun gestärkt und konnten somit schneller laufen als vorhin. Trotzdem überlegte ich, ob ich mich nicht doch besser verwandeln sollte, denn so würde ich eine bessere Chance gegen die Wölfe habe, sollten sie wieder angreifen. Es würde für meine Familie sicherer sein, wenn ich verwandelt laufen würde.
"Ich werde mich verwandeln," sagte ich entschlossen zu meiner Familie. Ohne abzuwarten, was sie sagen würde verwandelte ich mich. Es war anders vor ihnen als Wolf zu stehen. Ich hatte mich in der Gegenwart nicht oft verwandelt, vielleicht war auch dies einer der Gründe, warum ich damals gegangen war. Ich brauchte diese Seite. Sie zu unterdrücken war fatal. Meine Mom und mein Dad sahen mich beide bewundert an. Emmet hingegen kam auf mich zu und wuschelte mir durchs Fell. Ich sah ihm in die Augen und zeigte ihm meine Zähne. Er musste nicht glauben, dass ich in dieser Form ein Kuscheltier war. Denn ich war eine genau so tödliche Waffe, wie sonst auch.
Nachdem Emmett ein Schritt zurück getreten war grinste ich in mich hinein und lief los.
Es war ein gutes Gefühl endlich mal wieder als Wolf zu laufen. Durch mein Fell wehte der Wind. In dieser Form fühlte ich mich frei. Auch wenn ich auch hier den Kampf zwischen den Seiten führte. Es war nicht so anstrengend wie sonst. An mir flogen die Bäume vorbei. Ich war unglaublich schnell und das gefiel mich so sehr. Es war das Gefühl, als könnte dich niemand mehr aufhalten.
Kurz vor dem Übersprung auf das Land der Wölfe nahm ich an Geschwindigkeit zu, damit ich den Übersprung auch als Wolf schaffte. Als Vampir war dies kein Problem, doch als Wolf musste ich mich ein wenig mehr anstrengen. Wenige Zentimeter sprang ich ab und landete auf meinen Pfoten. Um nicht an Zeit zu verlieren lief ich direkt weiter. Als ich mir sicher war, dass meine Familie ebenfalls sicher auf das andere Land gekommen war nahm ich wieder mein altes Tempo ein. Es war anstrengender als Wolf zu laufen, als ein Vampir, doch dies lies mich fühlen, dass ich am leben war und ein kleiner Teil in mir doch noch menschlich ist.
Wir liefen and er Grube vorbei, in die meine Mutter auf dem Hinweg hineingefallen war. Wenn man genau hinsah, dann konnte man einige Blutstropfen des anderen Wolfes sehen. Tat der Wolf zwar leid, doch wir befanden uns im Krieg und da stand jeder auf seiner Seite. Und wenn das bedeute, dass jemand verletzt wurde um seine Leute zu retten, dann war das nun mal so. Doch ich würde mich entschuldigen bei ihm. Plötzlich durchfuhr mich ein ungutes Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht und das spürte ich ganz genau. Doch dieses Gefühl ging nicht von mir aus, sondern von meinem Rudel. Es war etwas passiert und ich war nicht da. "Was ist los?" fragte ich in meinem Kopf und hoffte, dass mir jemand aus meinem Rudel antworten würde. Doch keine Antwort kam. Wahrscheinlich waren sie noch nicht verwandelt, also konnte nur Jake mich hören und das auch nur, wenn er sich auf meine Gedanken konzentrierte. Wir mussten unbedingt schnell nach Haus. Was war bloß passiert? War etwa etwas mit Bella? Oder hatten die anderen Wölfe angegriffen? Was war bloß los?
In meinem Kopf spielten sich tausende Szenarien ab, doch keines davon war gut. Jake war wütend. Leah hingegen angespannt und Seth Gefühle konnte ich nicht genau zuordnen. Es war bei ihm ein Misch aus Angst und Entschlossenheit. Ich wusste keins der Gefühle einzuordnen. Automatisch legte ich noch einmal Gang zu um schneller wieder da zu sein. Was würde uns zuhause erwarten?
"Lizzy, was ist los?" fragte meine Mutter verwirrt. Anscheinend verstand sie meine Anspannung nicht. "Es ist etwas passiert," erklärte Emmett. "Sie kann es anscheinend nun nicht zuordnen."
Er hatte meine Anspannung und mein darauffolgendes Handeln richtig interpretiert. Dafür war ich ihm sehr dankbar, denn zurück verwandeln würde ich mich in dieser Situation nicht. Es war mir viel zu wichtig nun schnell nach Hause zu kommen, um zu wissen was los war.
Nachdem wir den zweiten Sprung über den Fluss gemeistert hatten trennten uns von zu Hause nun noch wenige Meter. Kurz vor dem Haus hörte ich bereits ein knurren und Geheule, was mir definitiv nicht gefiel. Als ich schließlich mit meiner Familie zum Rand des geschehen kam, sah ich was passiert war. Die Wölfe hatten ihren Angriff gestartet.
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On both Sides - ein Leben zwischen den Fronten [Teil 1]
Fiksi PenggemarMein Name ist Lizzy. Ich habe mein Leben mit einem schweren Schicksalsschlag begonnen. War immer das Mädchen, was anders war. Vor ein paar Jahren verließ ich meine Heimat und meine Familie, um mich selbst zu finden. Ich reiste durch die Welt und keh...