I'm Alive My Burglar

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PoV. Bilbo

Zwei Wochen waren vergangen, in denen ich nur in meinem Bett lag und nichts anderes tat, als aus dem Fenster zu schauen und Trübsal zu blasen.
Oft kamen Fili und Kili oder auch manchmal Balin, Bofur oder Oin zu mir und versuchten mich zum Essen zu bringen. Ich wollte aber so gut wie nie etwas essen. Nur an wenigen Tagen an denen dann doch der damalig gesunde Hobbitverstand siegte. Aber meist musste ich das Gegessene ein paar Stunden später wieder erbrechen.
Trinken tat ich etwas mehr, denn ohne genug Wasser wurde mir schnell sehr schwindelig und ich verlor die Kontrolle über meine Umgebung.
Die Zwerge versuchten auch des Öfteren mich wieder zum Laufen üben zu bringen.
Die Zeit die ich im Bett verbringen musste war vorbei aber auch meine Motivation das Laufen wieder zu lernen war verschwunden.
Ich wollte am liebsten Garnichts tun, außer schlafen, trinken und vielleicht Mal etwas essen, nur um es danach wieder aus mir herauszuwürgen.
Ich wusste gut, dass die Zwerge sich große Sorgen um mich machten und genauso gut wusste ich, dass ich das eigentlich niemals wollte.
Niemand sollte sich Sorgen um mich machen. Doch mein Verstand war so benebelt, dass ich mich einfach nicht anders verhalten konnte.
Es klopfte an die schwere Tür. Es waren mit Sicherheit wieder Fili und Kili die mich zum Essen bringen wollten, denn nach einem Blick aus dem Fenster zu urteilen war es bald Zeit für's Abendessen.
„Ich habe keinen Hunger, bitte geht wieder weg!"
Doch anders als erwartet, öffnete sich die Tür langsam und eine Haarpracht, welche ich schon lange nicht mehr gesehen hatte, schob sich durch diese.
Ihr folgte das wunderschönste Gesicht auf Erden, ein starker und kräftiger Oberkörper, mächtige Beine und feste Zwergenstiefel die sich jetzt, mit dem dazugehörigen Körper in mein Zimmer bewegten.
Meine Gedanken, die mich seit Wochen nicht mehr losließen, waren für einen kleinen, einen winzigen Moment still.
Auch meinen Atem hielt ich für einen Moment an und mein Herz verpasste den ein oder anderen Schlag. Nur um danach schneller als Radagast's Kaninchen jemals rennen könnten, weiter zu schlagen. Auch meine Gedanken begannen wieder in meinem Kopf herum zu schwirren, allerdings nicht negative und vernichtende Gedanken wie in der letzten Zeit. Nein, es waren eher um die eintausend Fragen die mir im Sekundentakt durch den Kopf schossen.

Ich schaute Thorin entsetzt an.

Tränen rannen über meine Wangen, als ich den einzig logischen Schluss zog.
Es war ein Traum.
Nur ein Traum, ein dummes Wunschdenken von mir.
Wenn ich erwachte, würde Thorin bei Mahal sein und ich wieder alleine in Mittelerde.
Ich schluchzte.
Der Traum-Thorin schaute mich wehleidig an. Auch konnte man Verzweiflung in seinem Blick erkennen.
Er kam zu mir und setzte sich auf die Bettkannte.
„Bilbo, wieso weinst du? Freust du dich denn nicht? Ich lebe wieder!"
„Nein tust du nicht!"
Ich wimmerte.
„Du bist ein Traum von mir! Ich schlafe und wenn ich aufwache bist du weg und ich alleine auf dieser elenden Welt!"
„Ich bin kein Traum! Du bist hell wach mein Meisterdieb!"
„Aber das kann einfach nicht sein! Du bist gestorben, du bist Tod und bei Mahal im Himmel. Azog hat dich mir weggenommen und du hast mich hier allein gelassen!"
Thorin's Gesichtszüge entgleisten ihm.

Warum nur hatte Bilbo denn niemand erzählt, dass er wieder unter den Lebenden weilte? Und warum wusste er selbst nicht, dass sein Halbling so große Probleme hatte?
Fili und Kili hatten ihm doch nur von seinem Fuß und seinem Kopf erzählt.
An seinem Kopf lag auch noch ein leichter Verband und überdeckte einen Teil seiner hübschen goldenen Locken.
Aber Niemand hatte ihm erzählt wie dunkel es in Bilbos Kopf aussah.

Dann hatte Thorin eine Idee.
„Willst du einen Beweis dafür, dass ich kein Traum bin? Dass ich wieder lebe und dich nicht alleine ließ?"
Ich nickte, auch wenn ich nicht wusste wie die Thorin-Illusion das anstellen wollte.
Und so nahm der vermeintliche Zwergenkönig mein Kinn mit zwei Fingern, drückte es zärtlich etwas nach oben, schaute mir tief in die Augen und legte seine Lippen dann auf die Meinen.
Es war ein leichter, fast schon schüchterner Kuss, mehr ein einfaches Lippen aufeinander legen.
Doch brachte es meine Augen wieder zum Tränen, dieses Mal allerdings vor Freude und fegte meinen kompletten Verstand leer.
Dieser Kuss war echt und mit ihm alles was in diesem Moment passierte.
Thorin lebte.
Ich erwiderte den Kuss leicht. Thorin legte seinen Kopf etwas schräg und begann seine Lippen gegen meine zu bewegen.
Ich machte es ihm nach und so tanzten unsere Lippen miteinander. Ohne einen wirklichen Rythmus und doch mit einem, den nur wir Zwei kannten. Es wurde schnell zu einem sehr leidenschaftlichen Kuss, voller Liebe zum jeweils Anderen.
Ein riesiges Lächeln zierte mein Gesicht als Thorin sich von mir löste.
„Glaubst du mir jetzt endlich?" fragte Thorin mich eindringlich.
„Ja!" Und dann fiel ich ihm um den Hals und versteckte mein Gesicht in seiner Halsbeuge.
Er roch gut.
Nach Stein und Natur und am meisten, einfach nach Thorin selbst.
Ich drückte mich von ihm weg und sah ihm in die Augen. Immerhin hatte ich noch viele Fragen die nach einer Antwort riefen.
„Aber wie? Wie soll das gehen? Und wie lange lebst du schon? Und-Und hast du Schmerzen? Oder-"
Thorin lachte leicht und schmunzelte als er mich unterbrach.
„Bilbo ganz ruhig!
Ich werde all deine Fragen beantworten. Versprochen! Aber alle der Reihe nach."
Thorin lächelte mich lieb an.
„Darf ich mich zu dir ins Bett setzten?" Ich nickte leicht und so erhob sich Thorin, nur um sich dann hinter mich zu setzten und die Kissen, die bis jetzt meinen Kopf gestützt hatten, durch seine Brust zu ersetzen. Er legte seine Arme vorsichtig um mich, zischte aber plötzlich schmerzerfüllt auf als ich mich an ihn drückte.
„Oh, es tur mir Leid!" sagte ich entsetzt und machte einen Satz nach vorne.
„Ich wollte dir nicht Weh tun!"
Ich schaute Thorin entschuldigend an.
„Es ist alles gut, komm wieder her. Nur drück dich nicht so fest an meine Brust, ich hätte es dir vorher zeigen sollen." Er schob sein Hemd bis zum Hals hoch und zum Vorschein kam ein dicker, weißer Verband der sich oft um Thorin's breite Brust wickelte.
Ich robbte zurück zu ihm und streichelte vorsichtig über den Verband, darauf bedacht meinen Zwerg nicht nocheinmal zu verletzten.
Thorin nahm langsam meine Hand von seiner Brust weg und zog mich wieder zwischen seine ausgestreckten Beine.
Das Hemd zog er wieder über die Wunde.
"Ich möchte nicht, dass du dir soetwas lange ansehen musst. Aber jetzt möchte ich dir deine Verwirrung nehmen. Also pass auf."
Ich nickte und konzentrierte mich nur noch auf das Gesprochene.
„Du weißt noch wie Gandalf mich mit den Adlern zum Schloss bringen ließ richtig?"
„Ja... Fili und Kili hatten mich sofort weggetragen als du weg warst. Wir dachten alle du wärst ... du weißt schon."
Thorin streichelte mir beruhigend durch die Haare die nicht bedeckt waren.
„Ich weiß, aber jetzt hör zu dann verstehst du auch warum ich nicht, -du weißt schon was- bin.
Gandalf hat mich direkt in mein Zimmer bringen lassen und hat mit Oin alles Mögliche versucht um mich zu retten. Leider hat rein Garnichts funktioniert und so haben sie die Elben um Hilfe gebeten. Diese haben mich zwar nur behandeln wollen, wenn sie die weißen Steine dafür bekommen, aber das war es mir wert.
Denn ich habe endlich verstanden.
Nichts ist kostbarer als das Leben."
Er hatte es eingesehen!
Er hatte es verstanden!
Es war unglaublich!
Die Drachenkrankheit hatte Thorin ein für alle Mal verlassen!
„Die Elben haben es geschafft alle Wunden zu heilen, auch die Schlimmste an meiner Brust.
Den Verband werde ich wohl noch lange tragen müssen aber die Schmerzen werden bald nachlassen.
Ich bin so weit ich weiß vor ungefähr zwei Wochen aufgewacht aber bevor du mir einen Vorwurf machst, ich war noch zu Schwach um aufzustehen.
Heute war der erste Tag an dem Gandalf mir erlaubte das Bett zu verlassen.
Ich sollte zwar nicht zu lange weg von meinem Bett sein aber ich denke ein anderes Bett wird es auch tun.
Aber sag Mal, hat dir denn Niemand erzählt, dass ich lebe?"
„Nein Keiner hat es mir gesagt. Aber bitte verurteile Niemanden dafür. Ich kann es ja verstehen. Sie haben bestimmt gedacht, ich würde es ihnen nicht glauben. Hätte ich auch nicht.
Ich habe ja noch nicht Mal dir persönlich geglaubt. Außerdem habe ich sehr viel geschlafen. Fili und Kili waren oft hier, wenn ich in meinen Alpträumen verschwunden war.
Ich habe deiner Truppe große Sorgen gemacht, das wollte ich nie! Bitte sei mir nicht Böse."
„Wieso sollte ich dir Böse sein? Ich habe ihnen doch mindestens genauso viele Sorgen gemacht.
Aber meinen Grund kenne ich. Deinen jedoch nicht. Lag es nur an deinem Fuß und den Alpträumen?"
„Nein. Also nicht direkt.
Ich- ich habe, wie schon gesagt viel geschlafen, wollte aber auch nie aufstehen und das Laufen üben, was eigentlich sehr wichtig gewesen wäre. Und ich habe, naja... ich habe- ich-"
Thorin wollte gerade meinen Bauch streicheln, allerdings schlug ich seine Hand schnell weg bevor sie unter mein Hemd kommen konnte.
Er schaute mich verwundert an.
„Was hast du?“ fragte er mit einer gewissen Ernsthaftigkeit in der Stimme, die sich zum Ende hin aber in große Sorge verwandelte.
Ich war unaufmerksam und schnell verschwand seine Hand unter meinem Hemd.
„Bilbo!"rief er erschrocken aus.
Ich senkte den Kopf.
„Du bist bei Meilen Dünner als die Spitzohren und die sehen aus als hätten sie ihr ganzes, unendliches Leben noch Nichts gegessen! Wie viel hast du in letzter Zeit zu dir genommen?"
Ich wurde Rot.
Es war mir furchtbar unangenehm, dass Thorin mich so sehen musste.
„F-Fast Garnichts."
"Deine Neffen mussten mich zwingen überhaupt etwas zu essen. Und wenn es dann Mal funktioniert hat, dann musste ich e-es immer wieder erbrechen. Es tut mir so leid."
Eine Träne lief über meine Wange.
Erst jetzt wurde mir richtig bewusst wie sehr ich mich doch selber in Gefahr gebracht hatte.
Jetzt legte Thorin seine Arme fest um meinen Bauch um mir Halt zu geben.
„Dir scheint es ja schlimmer zu gehen als mir! Hör mir jetzt ganz genau zu."
Ich nickte beschämt.
„Ich werde dir ab Heute helfen."
„Aber deine eigene Wunde!"
„Bilbo bitte hör mir zu.Und mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde dir helfen, sodass du wieder normal isst und trinkst. Sodas du uns wieder zu Kräften kommst. Und danach werde ich mit dir das Laufen üben, du kannst unmöglich in diesem Zustand bleiben!“
„Okay" flüsterte ich nur, bevor es abermals an der Tür klopfte.
„Heirein!" rief Thorin laut genug damit es auch der Zwerg vor der Tür hören konnte.
Fili und Kili steckten ihre Köpfe durch die Tür und ein riesiges Lächeln zierte ihre Lippen, als sie ihren König mit ihrem Meisterdieb im Arm auf dem Bett sitzen sahen.
„Thorin, Bilbo! Endlich!" sagte Fili glücklich und betrat das Zimmer.
„Wie geht es euch beiden?" fragte Kili. „Danke der Nachfrage, uns geht es beiden verhältnismäßig gut. Aber meine lieben Neffen... gab es da nicht etwas, was ihr mir noch erzählen wolltet?“
Thorin schaute kurz auf mich runter und dann wieder zu seinen Neffen.
„Ähm... wir dachten doch nur, dass ähm-" begann Kili, der die Situation im Gegensatz zu mir anscheinend verstand und als ziemlich gefährlich abstempelte.
„Also wir- wir wollten dich noch nicht damit belasten. Wir dachten, wenn du wüsstest wie es wirklich um Bilbo steht, würdest du sofort aufspringen und zu ihm rennen. Aber du musstest dich Schonen und wir wussten nicht was passiert wäre wenn du dich plötzlich wieder bewegt hättest. Wir wissen, dass es nicht das Richtige war aber wir wollten dich nur schützen Onkel." brachte Fili das Angefangene zu Ende.
Auch Kili schaute nun schuldbewusst auf den Boden.
„Es ist in Ordnung Jungs. Fühlt euch nicht schlecht, ihr habt es doch auch nur gut gemeint. Aber das nächste Mal sagt ihr mir sofort Bescheid, verstanden?“
„Ja Onkel" sagten Beide im Einklang.
Ich hingegen hatte es mit dem Fragen aufgegeben, ich verstand sowieso die ganze Welt nicht mehr. Ich war einfach nur unheimlich glücklich, dass Mahal mir meinen Thorin noch nicht weggenommen hatte.
„Könntet ihr beiden bitte den Kamin anmachen?" bat Thorin seine Neffen. „Natürlich."
Schnell machten sie sich ans Werk und fünf Minuten später knisterte ein kleines Feuer im Kamin.
„Achja, das hätten wir fast vergessen. Wir haben euch Abendessen mitgebracht. Wir dachten uns schon, dass du hier bist Onkelchen."
„Dankesehr." antwortete Thorin zähneknirschend.
Ich glaube er mochte diesen Spitznamen nicht. Ich kicherte.
„Kein Problem!"
Und damit verschwanden Fili und Kili auch wieder mit einem fetten Grinsen im Gesicht aus dem Gemach.
„So, wir werden jetzt essen. Auch du Bilbo." meinte Thorin mit liebevoller Strenge und nahm sich das Tablett auf dem sich Gemüse, Fleisch, zwei kleine Schüsseln Suppe und Brot befanden. Außerdem noch zwei Krüge Wasser und zwei Gläser.
„Hast du Hunger Bilbo?“
„Ein bisschien, vielleicht."
„Gut."
Er nahm sich eine Suppenschüssel und begann mich mit dem Löffel zu füttern. Erst war die Situation etwas ungewöhnlich, doch im Nachhinein fand ich es sogar ganz schön. Es war vertraut. Nicht fremd. Es war Liebe.
Und wenn ich ganz Ehrlich war, tat etwas Essen meinem Bauch richtig gut.
So ging es dann weiter mit dem Gemüse und dem Fleisch. Ich aß bei Weitem nicht so viel wie sonst immer, aber für Thorin und für mich selbst war es schonmal ein guter Anfang.
Als wir fertig waren und es Draußen langsam begann zu dämmern, zog Thorin die Decke die neben uns lag, über unsere Körper und rutschte etwas runter, sodass wir lagen. Ich lag jetzt allerdings an seiner Seite, da ich nicht komplett auf seiner Brust liegen konnte. Das würde noch zu sehr schmerzen.
Trotzdem schlang Thorin seine Arme um mich und kurz bevor ich einschlief hörte ich noch ein Flüstern.
„Gute Nacht mein Liebling."
Ich schaute zu Thorin auf.
„Liebling?" fragte ich mit einem breiten Lächeln und einem leichten Rot-Schimmer auf dem Gesicht. „Ja, warum nicht?"
„Mir gefällt's. Gute Nacht, mein Prinz."
Und damit kuschelte ich mich wieder in Thorin's Arme und schlief ruhig ein.
Das leichte Lächeln von Thorin über meinen Spitznamen für ihn, bemerkte ich schon garnicht mehr.
Aber es war das Erste Mal, dass ich mich beim Schlafen wieder sicher und wohl fühlte.

How It Really Ends-BagginshieldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt