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Es war früh am Morgen als mein Handy klingelte. Ich war schon wach, in der Küche um Deobra einen Tee zu machen.

Sie lag immer noch krank im Bett, auch wenn es schon sechs Tage her war, fühlte sie sich nicht besser.

Ich ging ran. Ashton war am anderen Ende der Leitung.

"Hey, hoffe ich störe nicht." sagte er. Dabei klang es, als ob er in eile war.

"Hey, nein bin schon wach. Was gibt's?" fragte ich während ich den Wasserkocher einschaltete.

"Also Luke hatte vorgeschlagen heute Mal wieder Billiard spielen zu gehen und hat dich natürlich eingeladen." erklärte Ashton

"Bist du dabei?" fragte er mich.

Ich sah fragend in die Luft, auch wenn Ashton mich nicht sah.

"Wenn Luke mit einläd, wieso rufst du mich dann an und nicht er?" gegenfragte ich, ohne seine Frage zu beachten.

Es dauerte kurz bis er antwortete, vermutlich musste er kurz überlegen.

"Keine Ahnung. Vielleicht ist er zu schüchtern oder so."

Plötzlich fing es an zu Donnern und leise rasselte der Regen auf die Erde. Schlagartig wurde es dunkel.

"Ne, sag ihm ich kann nicht."

Ich nahm Deobras Lieblingstasse aus dem Schrank. Es hatte sich schon etwas Staub in ihr abgesetzt weshalb ich sie auswaschen musste.

"Oh, okay. Ja mach ich. Was hast du den vor, wenn ich fragen darf?" wollte Ashton wissen.

Um den Teebeutel aus der Box zu kramen brauchte ich beide Hände, weshalb ich mein Handy zwischen Schulter und Ohr klemmte.

"Deobra ist krank, ich bleib bei ihr und kümmere mich um sie."

Nach dem ich endlich den Teebeutel in der Hand hatte, nahm ich mein Handy wieder und löste mich aus der unangenehmen Stellung.

"Calum..." seufzte Ashton.

"Was? Ich bitte dich, geht doch ohne mich. Deobra geht es wirklich nicht gut." sagte ich und setzte mich auf die Arbeitsplatte der Küche.

"Soll ich vorbeikommen?" fragte mich Ashton, nach dem wir sicherlich eine Minute lang nichts gesagt haben.

"Nein, sie braucht Ruhe."

Ich nahm den Wasserkocher und füllte das kochende Wasser in die Tasse um wobei einiges daneben lief.

"Verdammt!" rief ich und ließ das Handy fallen, um meine verbrühte Hand zu halten.

Wieder donnerte es.

Leise hörte man Ashton aus dem Lautsprecher fragen: "Ist alles okay?"

Ich hob das Gerät auf, stellte auf Lautsprecher und kühlte meine Hand mit eiskaltem Wasser aus dem Wasserhahn ab.

"Nein Ashton, nichts ist okay!" rief ich.

Mit einer schnellen Armbewegung griff ich nach dem Handtuch neben der Tasse welche ich mit einem Ruck versehntlich auf den Boden reiste.
Das Keramikgefäß zerbrach in mehrere Teilen auf dem harten Fließenboden.

"Nein, nein, nein, das kann doch nicht wahr sein!" rief ich wieder, beruhigte mich aber schnell wieder, bevor ich Deobra aufweckte.

Der Regen wurde immer stärker und lauter.

"Calum was ist los?" fragte Ashton besorgt.

Genervt nahm ich mein Handy in die Hand und sagte wieder ruhiger: "Mein Leben zerbricht gerade in tausend Teilen, das ist los." und legte ohne weiter etwas zu sagen auf.

Ich hatte ihre Lieblingstasse zerstört. Die, die ihr Bruder ihr damals schenkte, als sie Daheim auszog um mit mir lebte.

"I'm an adult and I'm still drinking tea instead of coffe."
stand auf der Tasse. Deobra hasste Kaffee.

Und nun hasste sie auch mich.
Wir würden wieder streiten, es würde wieder etwas passieren.

Langsam rutschte ich auf den Boden, Tränen kamen aus meinen Augen.

Das war das letzte was ich wollte. Ich wollte nicht das sie mich hasst.

Das hätte mir einfach nicht passieren dürfen und es wäre auch nicht passiert wenn ich einfach auf gepasst hätte.

Ich hatte nicht mehr viel von ihr, nun hatte ich nicht mal mehr ihre Tasse.

Wieso konnte ich auch nicht einfach aufpassen? Wieso musste ich nebenbei telefonieren? Ich hätte mich nur auf sie konzentrieren dürfen.

Ich musste mich nur noch auf sie konzentrieren.

Einfacher gesagt als getan.

Nach zehn Minuten, saß ich immer noch auf dem kalten Küchenboden, weinend, die Scherben immer noch neben mir, als es plötzlich klingelte.

Als erstes wollte ich gar nicht auf machen. Vermutlich war es nur der Postbote. Doch bevor die Person ein zweites Mal klingelte und eventuell Deobra aufwecken würde, eilte ich zur Tür.

Mit roten, feuchten Augen öffnete ich die Tür und sah Ashton im Hausgang stehen.

"Hey, ich dachte du könntest gerade ein Freund gebrauchen." war alles was er sagte bevor ihm aufgefallen war das ich geweint hatte.

Er lächelte mich traurig, dann aufmunternd an, bevor er mich in eine Umarumg schloss und ich wieder anfing Tränen zu vergießen.

Der Regen ließ nach.

Ghost Of You // c.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt