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"Ich hab ihre Tasse kaputt gemacht."

Ich weiß, es klingt kindisch.

Es klingt wie ein fünf jähriger Junge, der seiner Mutter beim abräumen des Tisches helfen wollte und nun Angst hat, seine Mutter sei böse auf ihn, weil er die Tasse fallen lies.

Bedenke, ich war in dem Moment ein emotionales Wrack, ein Schiffswrack, welches verlassen war und langsam im Ozean versank.

"Siehst du was ich für einen Schaden angerichtet habe?"

Ich zeigte auf den Boden der Küche, nach dem ich Ashton erzählt hatte was passierte.

"Ach Cal, das haben wir schnell. Wir schnappen uns einen Besen, kehren das auf und schon..."

Ich unterbrach Ashton.

"Nein. Nein, wir kehren nichts auf." sagte ich und verlies die Küche.

Ich konnte nicht weiter sehen was ich getan hatte.

Wie meine gesamte Welt lagen die Scherben da. Gebrochen, kaputt und unsortiert.

Ich fuhr mir durch mein Haar, welches vermutlich in alle Richtigungen standen und setzte mich auf die Couch im Wohnzimmer.

"Also Deobra ist krank?" fragte er und setzte sich vorsichtig neben mich.

Da fiel es mir wieder da.
Ich hatte sie vergessen.
Wie konnte ich sie nur vergessen?

Schnell stand ich auf.

"Du musst vermutlich arbeiten, stimmt's?" sagte ich zu ihm und ging zur Haustür, welche ich ihm aufhielt, damit er ging.

Doch er blieb sitzen. Das Wohnzimmer welches mit den Hausgang verbunden war, bot Ashton eine Sicht auf das was ich tat.

"Ja, du bist jetzt aber wichtiger. Also setzt dich. Es ist sowieso zu heiß zum Fahren, ohne tüchtige Klimaanlage." sagte Ash.

Ich schloss die Tür und sah ihn fragend an.

"Was sagst du? Es regnet in strömen." sagte ich und ging auf ihn zu.

Er schüttelte den Kopf.

"Nein. Die Sonne strahlt und wir haben einen wolkenlosen Himmel." behaupte er.

Ich sah kurz aus dem Fenster und stellte schnell fest, dass er recht hatte.
Der Boden war nicht nass, es hatte nie geregnet.

"Calum, ich glaube wir sollten wirklich miteinander reden." sagte Ashton und zog mich aus meinen Gedanken.

Ich sah wieder zu ihm und zuckte mit den Schultern.

"Ja, okay. Über was?" fragte ich.

Ich war immer noch am Fenster und sah hinaus, weshalb Ashton aufstand und auf mich zu ging.

"Es ist ein Jahr her. Vielleicht solltest du darüber nach denken zu vergessen..."

Sofort unterbrach ich ihn. Vergessen, ich konnte dieses Wort nicht leiden.

"Erstens ist es in neun Tagen ein Jahr her und zweites werde ich sie niemals vergessen! Ich kann sie nicht vergessen." sagte ich schnell, ich fragte mich ob er alles verstand.

"Okay, vielleicht war vergessen falsch ausgedrückt."

Ich wollte ihn wieder unterbrechen, überlegte es mir aber anders und ließ in reden.

"Calum, versteh doch, Michael, ich und auch Luke wollen doch nur das beste für dich. Luke hatte es nie böse gemeint. Wir wollen, dass du wieder anfängst, dein Leben zu leben. Du bist die ganze Zeit nur auf dem Friedhof und..."

Ich hatte genug gehört. Nun unterbrach ich ihn.

"Ich mache dort nur meine Arbeit." währte ich mich.

"Ach ja?" fragte Ashton.

"Wirst du bezahlt?" wollte er wissen.

Ich schüttelte den Kopf.

"Hast du jemals eine Bewerbung geschrieben?" fragte er mich.

Doch ich antwortete nicht. Es war mir zu blöd um zu antworten.

"Hast du dich beworben?" fragte er mich.

"Nein aber ich..." Dieses Mal unterbrach Ashton mich.

"Du bist den ganzen Tag an ihrem Grab und trauerst, dass ist es was du tust.
Du kannst von Glück reden, dass deine Eltern die Miete zahlen und dir essen in den Kühlschrank legen. Du musst wieder richtig arbeiten gehen. Du musst dein Leben in den Griff bekommen."

Das war hart. Das war mehr als nur hart. Ashton war mein bester Freund, sowas von ihm zu hören hätte ich nicht gedacht.
Er tat so, als würde ich es nicht versuchen.

"Ich möchte, dass du meine Wohnung verlässt." sagte ich leise, um nicht all zu wütend zu klingen. Dabei sah ich ihn nicht an.

"Nein, Calum. Ich werde dir helfen. Du musst da nicht alleine durch gehen." meinte Ashton und versuchte Blickkontakt mit mir aufzubauen was ich allerdings nicht zulasste.

"Ich sagte, ich will, dass du gehst!" rief ich wütend und zeigte zur Tür.

Ashton sah mich traurig an, wie als ob ich etwas sagte, was sein ganzes Leben zerstörte.

"Ist das jetzt dein Ernst?" fragte er mich mit leiser und rauer Stimme.

Allerdings antwortete ich nicht, sondern zeigte weiterhin auf die Türe.
Dies sagte mehr als Worte es je konnten.

Ghost Of You // c.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt