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Luke verhinderte, dass ich die Tür schließen konnte.

"Nein, vergiss es. So leicht wirst du uns nicht los. Nicht schon wieder." rief er und stoß die Türe auf.

So sehr ich auch dagegen ankämpfte, er schaffte es uns drang in meine Wohnung ein.

"Luke" ermahnte Ash ihn.

Ich, wie auch Michael und Ash standen immer noch am Türrahmen, während Luke in meiner Wohnung war und mich verletzt ansah.

"Mach jetzt bloß nichts falsches." sagte Michael. 

Dabei sah er bittend zu Luke. Er hatte sichtlich Angst. Vermutlich, dass es wie damals enden würde.

"Calum, was ist los?" fragte mich Luke.

Er sah so aus als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Ich hatte Luke noch nie weinen sehen. Auch Michael nicht und Ashton sowieso nicht. Ich hatte Angst davor, dass er weinen würde, warum auch immer.

Ich wusste nicht so wirklich was Luke meinte, als er mir diese Frage stellte.

"Bitte geht." sagte ich leise.

"Was?" fragte Luke mit scharfen Unterton.

Ich erhob meine Stimme etwas.

"Bitte, nicht heute. Es ist ein Jahr her und... und mir geht's scheiße also bitte, lasst mich einfach alleine."

Luke nickte. Er sah traurig und wütend zu gleich aus.
Er ging zur Tür.

Ich dachte schon, ich bekäme endlich meine Ruhe, da zog er Ash und Michael in meine Wohnung und schloss die Tür.

"Verdammt, ich werde jetzt nicht gehen! Ich hab es so satt. Wir möchten dir helfen und immer wieder ignorierst du uns und verweigerst unsere Hilfe." rief er laut.

Es kam mir vor wie ein Déjà-vu. Wie damals als Luke und ich uns stritten. Es war der exakt selbe Grund warum wir uns schon damals uns gegenseitig an schrien. Weil ich mich einschloss.

Noch lauter rief ich: "Ich brauche keine Hilfe! Versteh das doch! Alles was ich brauch ist Deobra und ich brauche..." und wurde unterbrochen.

"Deobra ist tot!" platze es aus Luke heraus.

Es war totenstille. Niemand hätte damit gerechnet, nicht mal Luke selber. Sein wütender Blick verschwand aus seinem Gesicht und er sah mich entschuldigend an. Tränen stiegen in meinen Augen auf und ich wollte Luke am liebsten dafür schlagen.

"Klasse gemacht, wirklich super."  murmelte Ash zu Luke. Es war wohl das was er verhindern wollte und der Grund warum er ihn ermahnt hatte.

"Cal, es tut mir leid." began Luke, ignorierte dabei was Ash gerade sagte. "Aber irgendwer muss es doch sagen und du musst es endlich einsehen, dass sie nicht wieder kommt." Dabei senkte er seinen Ton und redete so ruhig wie möglich. Dennoch sah ich ihm an wie nervös er war.

Ich wollte etwas sagen wie: "Verlass meine Wohnung!" oder "Ich will dich nie wieder sehen!" was nicht mal gelogen war. Es war nur der Moment, im nachhinein hätte ich es vermutlich berreut.

Ich konnte allerdings nichts sagen, als Deobra zu uns kam und sich neben Luke stellte. Die anderen ignorierten sie.

"Er hat recht Calum. Du musst los lassen." sagte sie zu mir. Dabei sah sie mir direkt in die Augen, was eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper auslöste. 

Ich traute mich nicht zum Antworten. Was sollte ich auch sagen? Wie sollte ich es sagen?
Deobra hatte das schon oft gesagt, nur dieses Mal fühlte es sich so an, als sei es das letzte was sie sagen würde. Hatte sie vielleicht recht mit dem was sie sagte?

"Cal?" Ash holte mich aus meinen Gedanken. Es waren sicherlich zwei Minuten in denen ich auf den Boden sah und nachdachte, verloren in meinen Gedanken.

"Wir helfen dir, okay? Du musst da nicht alleine durch. Du musst gar nichts alleine machen." 
Ich zählte schon gar nicht mehr mit wie oft sie mir ihre Hilfe angeboten hatten.

Bevor ich antwortete, spannte ich meine Händen zu Fäusten.
"Ihr helft mir allerdings nicht dabei, wenn ihr mir andauernd unter die Nase reibt, dass sie tot ist, verdammt!" rief ich und sah dabei direkt Luke an. Die anderen hatten das noch nie getan.

"Mann checkt ihr es nicht? Als ob ich nicht selber weiß, dass sie gestorben ist! Ich weiß, dass sie tot ist und nie wieder zurück kommen wird!" Erste Tränen kamen aus meinen Augen und rollten über mein Gesicht, runter zu meinem Kinn und auf den Boden.

Dann sah ich von Luke weg zu Deobra, welche wie ein Licht immer dunkeler und schwacher wurde. Ängstlich sah sie an. "Du beginnst los zu lassen." lächelte sie und verblasste immer mehr.

"Nein..." stammelte ich nur. Die anderen sahen mir verwirrt zu und schauten auf was ich fokusiert war. Sie konnte sie nicht sehen. 

"Ich liebe dich, Calum. Für immer." war das letzte was sie sagte. Dann war nur noch Luke zu sehen. Neben ihm nichts.

Ich kann gar nicht beschreiben wie ich mich fühlte. Während die Tränen immer mehr wurden und ich nur noch in die Leere starrte, wurde mir kalt und ein Gefühl des alleinseins breitete sich über mich aus, auch wenn ich gar nicht alleine war. Es fühlte sich an, wie als sei ein Teil von mir gegangen. Das ist auch passiert. Deobra war seit wir vierzehn waren, ein Teil von mir, auch wenn wir erst später zusammen kamen. Sie war immer da. Sie war die bessere Hälfte, die nun ging.

Langsam ging ich zu Boden. Ein Schluchzen kam von mir.

Sie sagen, wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei. So fühlte ich mich als ich meine Knie an mich zog und die ganzen Momente mit Deobra, welche nicht wenig waren, an mir vorbeizogen. Der letzte Moment war, als Deobra aus der Haustür ging. Dann war alles schwarz und ich realisierte, dass sie nun endgültig weg war, was mich nur noch mehr zum weinen brachte.

Ich fühlte mich schwach und um ehrlich zu sein, etwas geniert. Ich wollte nicht vor meinen Freunden weinen. Ich wollte gar nicht weinen, vor allem so stark. 

Ich brach zusammen und legte meinen Kopf auf meine Knie
Auch wenn ich sie nicht sah, konnte ich die ratlosen Gesichter von Michael, Luke und Ashton auf mir spüren. 

Doch ich war ihnen nicht böse, dass sie nur da standen und nichts machten. Ich hätte mir vermutlich genauso wenig zu helfen gewusst. 

Luke war der erste der etwas machte. Er setzte sich einfach neben mich, still und legte einen Arm um meine Schulter. Mit seiner Hand klopfte er immer wieder auf meinen Arm.

Michael und Ashton setzten sich genau still vor mich und sahen mich aufmunternt an, nach dem ich meinen Kopf hob.

Ich fühlte mich nicht mehr so einsam.

Nach einer weile, lachte ich auf, als ich mich beruhigte und nur noch leicht schluchzte.

"Peinlich." sagte ich und wischte mir die Tränen ab.

"Und wie." lachte Ashton. "Wie verhalten uns wie Mädchen." 

Das brachte nicht nur mich, sondern auch die anderen leicht zum lachen.

Es war schnell wieder ruhig.

Ghost Of You // c.h.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt