SECHS

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In der Cafeteria angelangt, reihte ich mich in die scheinbar endlos lange Schlange ein. Ich hatte zwar keinen sonderlichen Hunger, aber irgendetwas musste ich essen. 

Der bisherige Schultag verlief erstaunlicherweise ganz gut, da mich Pearl und Blake's Gruppe bis jetzt noch nicht geärgert hatten. Natürlich flüsterten einige andere Schüler hier und da, oder lachten über mich und mein Aussehen, doch das war bei weitem nicht so schlimm wie das, was Pearl sonst abzog. Ich hoffte, sie würde mich heute einfach in Ruhe lassen.

Nachdem ich endlich an der Reihe war und die unfreundliche Frau an der Theke mir einen Schöpfer Brei auf den Teller gab, begab ich mich in die Richtung  zu einem leeren Tisch. Auf meinem Weg musste ich an dem Tisch von Pearl und den anderen vorbei, was ich viel zu spät bemerkte, denn sonst wäre ich einen anderen Weg gegangen. 

Lauf einfach schnell dran vorbei, Skye. 

Doch genau als ich am Ende deren Tisches ankam, hielt mich die hohe Stimme von Pearl auf. Ruckartig blieb ich stehen, mein Puls erhöhte sich und ich bekam schlagartig Angst. 

Nicht hier. Nicht vor allen Schülern. 

"Skye warte, ich hab dich schon überall gesucht.", schrie sie. "Kannst du dich wohl umdrehen? Es ist wirklich unhöflich einem den Rücken zu zukehren, wenn man angesprochen wird."

Ich kniff die Augen zusammen, ehe ich mich langsam umdrehte, nur damit sie Zufrieden war. 

Wer weiß was sie sonst tun würde.

Sie setzte sofort ein teuflisches Grinsen auf, während ich meinen Blick auf den Boden richtete. "Hast du deinen Pullover selbst gestrickt oder deine Omi? Wenn es nämlich deine Großmutter war, bin ich mir sicher das er eher für sie selbst gedacht war. Sie hatte wohl einfach Mitleid mit dir, da du ansonsten immer die selben Sachen tragen würdest. Ich bin mir sicher ihr würde er besser stehen, immerhin entspricht er ihrem Alter.", sagte sie, während sie mich angewidert musterte. 

Die anderen Schüler begannen schallend zu Lachen. Pearl redete so laut, dass es jeder hören konnte. Desto mehr mich runter machen, desto spaßiger war es für sie. 

Ich schaute an mir selbst runter. Ich trug einen bunten, selbst gestrickten Pullover. 

Ihre Worte verletzten mich. Nicht wegen dem Pullover, nein, mir ist es egal was sie von ihm hält. Aber mir bedeutete er viel. Meine Oma hatte ihn vor 2 Jahren für mich gestrickt, bevor sie leider starb. Zum Glück passte er mir noch und immer wenn ich ihn trug, erinnerte er mich an sie. An ihre lecker duftenden Kekse, wenn immer ich zu Besuch kam, ihre Fürsorge und vor allem ihre Liebe. Sie war die einzige der ich von meinen Problemen in der Schule erzählte. Sie behielt es für sich, weil ich es so wollte. Auch wenn sie es kaum ertragen konnte mich so leiden zu sehen.

Ich wollte mich wehren. Ich wollte sie anschreien, sie beleidigen oder einfach abhauen. Doch nichts dergleichen geschah.

Ich schluckte hart, sah mich in der Cafeteria um und fühlte mich klitzeklein. Mein Blick blieb an Blake hängen, der genau wie die anderen lachte und mich musterte. Als er bemerkte das ich ihn ebenfalls ansah und wohl den Schmerz in meinen Augen las, hörte er auf zu Lachen. Sein Blick veränderte sich, doch ich konnte nicht länger zu ihm sehen, da mich Pearl's Stimme zu ihr blicken lies.

Erst jetzt fiel mir auf, wie nah sie mir war. 

"Ich hörte du hattest einen Anfall. Gestern nach der Schule, richtig?", fragte sie plötzlich. Mein Körper versteinerte sich und ich bekam kein einziges Wort raus. "Schade das du die Treppen nicht von ganz oben runter gefallen bist. Vielleicht würdest du dann gerade nicht hier stehen und meinen Tag mit deiner Präsenz versauen.", giftete sie mich an. 

Einige begannen "Ja, das wär am Besten", oder "Richtig", zu rufen. 

Ich fühlte wie sich meine Augen mit Tränen füllten, mein Körper zu schmerzen begann und ich dachte jeden Moment um zu kippen. Wie kann man so grausam sein? 

Ein paar  Schüler saßen einfach still da und beobachteten uns. Ich spürte ihre Blicke überall und fragte mich, warum mir denn keiner half.

Im Inneren schrie ich meine Seele aus, wehrte mich mit all meiner Macht und ich wünschte mir nichts sehnlicher als alles raus zu lassen. 

Doch es ging nicht. Meine Angst war größer und wenn ich jetzt reden würde, käme sowieso nur ein trockenes Krächzen heraus.

Lauf einfach los. Renn aus dem Raum. Los. Tu irgendwas!

"Es reicht Pearl.", nahm ich plötzlich eine Stimme neben mir war. Es war Tessa, die sich neben mich gestellt hatte und wütend zu Pearl blickte.

Mit großen Augen starrte ich sie an, noch nie hatte sich jemand auf meine Seite geschlagen. Sie schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln, ehe sie sich wieder an Pearl wand.

"Du bist armselig Pearl. Suchst dir die Schwachen zum mobben aus. Ich weiß ja das deine Eltern dir keine Aufmerksamkeit schenken, aber so in der Schule nach Aufmerksamkeit geiern? Traurig.", konfrontierte sie Pearl. Diese änderte schnell ihren verunsicherten und irritierten Blick zu einem Grinsen.

"Och Tessalein, kaum lasse ich dich fallen schon schlägst du dich auf die Seite eines Losers. Und das nur weil du sonst keine anderen Freunde findest. Das nenne ich traurig."

Alle in der Cafeteria hatten ihre Aufmerksamkeit auf das Schauspiel hier gerichtet, während ich nur Blake's brennenden Blick auf mir spürte. Es kostete all meine Beherrschung jetzt nicht zu ihm zu sehen.

"Lass uns verschwinden.", sagte Tessa leise neben mir. Ich nickte schwach, ehe sie mein Tablet schnappte, es auf einen Tisch stellte und mich an der Hand mit sich zog. 

Man hörte Pearl noch Beleidigungen rufen, doch das ignorierte ich jetzt. Auf dem Schulgang angekommen lies sie meine Hand los und atmete erleichtert aus. Ich tat es ihr gleich.

"D-danke. Ohne dich hätte ich noch vor allen angefangen zu heulen.",  vollendete ich meinen zweiten vollständigen Satz des Tages. 

Wieso konnte ich da drin nicht einfach meine Klappe aufmachen? Manchmal hasste ich mich und mein Handeln. 

Verärgert über mich selbst ballte ich meine Hände zu Fäusten und rammte somit meine Fingernägel in meine Haut. Dieser körperliche Schmerz tat gut.

"Kein Problem. Pearl ging zu weit, irgendwer musste etwas tun. Außerdem möchte ich dir beweisen, dass ich es echt ernst meinte gestern. Ich hoffe wir können eines Tages Freunde werden, Skye."

Ich sollte ihr verzeihen. Was sie heute getan hatte war echt nett und machte zumindest einen Teil, von dem was sie getan hatte in den letzten zwei Jahren, wieder gut.

"Bestimmt.", lächelte ich sie ehrlich an. 

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Langweiliges Kapitel, sorry.

Das nächste wird besser:)

Bis zum nächsten mal,

byee♡

BlakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt