EINUNDDREIßIG

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„Ich sollte wohl so langsam mal in das Gästezimmer gehen. Es ist schon nach 2 Uhr und wir sollten echt mal schlafen.", sagte Blake lächelnd und küsste mich auf die Wange, wir saßen noch immer auf seinem Bett und redeten über belanglose Dinge. Ihm war wohl aufgefallen wie mir immer wieder die Augen zugefallen waren, ich war echt hundemüde.

"Ich kann auch in ein extra Zimmer gehen, immerhin ist das hier dein Bett.", schlug ich ihm vor und sah ihn von der Seite an. Blake machte den Fernseher aus, der einfach nur so im Hintergrund gelaufen war und sah dann wieder zu mir. Unsere Augen verhakten sich ineinander und ich verspürte auf ein mal dieses Bedürfnis ihn zu küssen. Das hatte ich zur Zeit öfter, es war wirklich komisch aber auch schön.

"Mein Bett ist aber viel bequemer und irgendwann werden wir eh beide hier schlafen.", erwiderte er grinsend, woraufhin ich rot anlief und leise kicherte. Der Gedanke daran, was Blake und ich alles in diesem Bett tun könnten, brachten meine Wangen noch mehr zum glühen und ich bekam schon jetzt Angst davor.

"Also, ich verschwinde dann mal. In meinem Bad müsste es noch genügend neue Zahnbürsten haben, du kannst dir eine nehmen. Wir sehen uns dann morgen früh wieder." Er lehnte sich lächelnd zu mir, ehe er seine Lippen auf meine legte und ich glücklich den Kuss erwiderte. Es war wie immer unglaublich schön, der Kuss war langsam und sanft. Als wir uns wieder voneinander lösten strahlten wir uns kurz an, als Blake die Decke über sich weg schlug und mit einem Zwinkern den Raum verlies.

Etwas außer Atem blieb ich noch kurz sitzen und versuchte die letzten Geschehnisse zu verdauen.

Blake, der Junge der als Player und Fuckboy betitelt wurde und mich zwei Jahre lang gehänselt hatte, war der erste Junge den ich geküsst hatte. Der erste Junge für den ich irgendetwas empfand, von dem ich keine Ahnung hatte. Ich wusste nur das es schnell ging, meine Gefühle für ihn waren schon jetzt erschreckend für mich. Und ich wusste das er mich verletzen konnte und zwar sehr.

Ich seufzte kurz, ehe ich mich in sein Bad begab und dort nach einer Zahnbürste suchte. Als ich eine noch zugepackte fand, packte ich sie aus und putzte mir daraufhin die Zähne. Dann wusch ich mein Gesicht, ging aufs Klo und danach wieder in Blakes Bett. Ich legte mich auf meinen Rücken und starrte stumm die Decke an, meine Gedanken kreisten um ihn.

Was machte er jetzt? Lag er auch einfach da und dachte an mich, so wie ich an ihn denken musste? Bekam er auch dieses Kribbeln, so wie ich? Und was war jetzt eigentlich mit uns? Würde er mich in der Schule wieder ignorieren, ja vielleicht sogar erneut auslachen und hänseln? Ich hoffte es nicht.

Ich zog seine Decke weiter nach oben, bis ich daran riechen konnte. Es roch nach ihm, einfach perfekt.

Irgendwann fielen dann meine Augen zu und ich schlief tief und fest ein.

                                 ~

Als ich aufwachte, brauchte ich erstmal einen kurzen Moment bis mir wieder einfiel wo ich war. Sofort schlug mein Herz schneller und ich konnte nichts gegen mein breites Grinsen unternehmen. Mit federhaften Schritten begab ich mich in sein Bad und schaute mich durch den Spiegel an.

Normal würde ich jetzt über mein schreckliches Spiegelbild beschweren, aber heute war es mir egal. Ich war viel zu gut drauf um jetzt in Selbstmitleid zu baden, ich wollte nicht über mein Aussehen nachdenken. Also wusch ich mein Gesicht, kämmte meine Haare und band sie in einen Zopf. Ich entschied mich dazu den Hoodie von Blake anzulassen, allerdings zog ich meine eigene Shorts an, auch wenn es nur die kurze Basketball Hose war. Aber ich hatte keine Lust Blakes Jogginghose die ganze Zeit festhalten zu müssen, das nervte nur. Zum Glück ging der Hoodie von Blake eh über meinen Po, dann musste ich mir keine Sorgen machen das die Hose irgendwie zu kurz war oder hochrutsche und man alles sehen konnte. Das wäre mir wirklich unangenehm.

Als ich schließlich fertig gerichtet war, nahm ich mein Handy mit und tappste nervös aus dem Zimmer von Blake. Ich fragte mich, wo ich jetzt hin sollte. War Blake überhaupt schon wach?

Da ich nicht wusste wo das Gästezimmer war, in dem Blake schlief, begab ich mich einfach mal nach unten. Ich entschied mich in die Küche zu gehen, vielleicht war Blake ja hier und frühstückte schon. Immerhin war es bereits 10:00 Uhr.

Tatsächlich stand er an einem Küchenthresen und schien Obst zu schneiden. Da er mit dem Rücken zu mir stand, hatte er mich noch nicht bemerkt. Blake trug eine schwarze Jogginghose und ein weißes Tshirt, er sah einfach heiß aus. Seine Rückenmuskeln kamen stark zur Geltung, er hatte nicht übertriebene Muskeln sondern einfach genau richtige. Wie konnte jemand so gut aussehen? Ich verstand es nicht, im Gegensatz zu ihm sah ich morgens einfach scheiße aus.

"Morgen.", krächzte ich beinahe, meine Stimme morgens war ebenfalls scheiße. Blake drehte sich grinsend zu mir um, ehe sich seine Augen weiteten. Zuerst war ich verwirrt, doch als er dann seine Augen meinen Körper hinunter gleiten lies, kapierte ich es.

Oh gott, ich lief schon wieder rot an. Warum musste er mich auch so anschauen, es machte mich echt verrückt.

Blake schluckte kurz, ehe er mir wieder in die Augen sah und erneut zu grinsen begann. "Wie ich sehe hattest du keine Lust mehr auf meine Jogginghose.", meinte er gelassen. "Ich hoffe doch du trägst etwas unter dem Hoodie, denn wenn nicht weiß ich nicht wie lange ich mich zurückhalten kann."

Oh mein Gott.

Meine Lippen teilten sich, damit ich unauffällig Luft rauslassen konnte. An Blakes Direktheit musste ich mich erstmal gewöhnen.

"Äh ja... ich trage meine Shorts drunter.", antwortete ich peinlich berührt und hob den Hoodie etwas an, damit er die Hose sehen konnte. Blake nickte lachend und drehte sich dann wieder um. Etwas überfordert lief ich auf ihn zu und stellte mich neben ihn, damit ich sehen konnte was er da tat.

"Ich mache uns einen Obstsalat.", informierte er mich und ich nickte, er hatte bereits eine Schüssel voller Obst fertig und schnitt gerade noch eine Banane in kleine Stücke. "Wenn du willst kannst du den Tisch decken, Teller sind in dem Regal und Besteck in der Schublade.", sagte er dann und zeigte jeweils auf das Regal und die Schublade.

"Okay.", willigte ich ein und tat was er gesagt hatte. Nachdem er dann noch zwei Gläser mit Orangensaft gefüllt hatte und jedem hinstellte, setzten wir uns gegenüber voneinander an den Esstisch und begannen den Obstsalat zu essen.

"Schmeckt echt gut.", teilte ich ihm mit, nachdem ich fertig gekaut hatte. Wir sahen uns kurz an, ehe ich den Blick abwand und weiter aß.

"Freut mich.", erwiderte er dann lächelnd. "Und? Hast du gut geschlafen?", wollte er dann wissen und ich sah zu ihm auf.

"Ja, sehr gut.", lachte ich. Blake lachte ebenfalls kurz, ehe wir wieder weiter aßen.

Irgendwie war die Stimmung etwas unangenehm, doch ich wusste nicht was ich sagen sollte. Man hörte nur unser leises Kauen, ich wünschte er würde den Radio anstellen oder sonst irgendwas. Als plötzlich mein Handy vibrierte, schaute ich kurz darauf und las eine Nachricht meiner Mutter durch. Sie fragte ob sie mich holen musste.

"Könntest du mich später vielleicht nach Hause fahren?", traute ich mich zu fragen, denn meine Mum konnte mich nur schwer holen. Schließlich dachte sie das ich bei Tessa war.

"Klar, ich muss eh noch in die Schule, heute ist Lacrosse Training.", nickte Blake.

"An einem Sonntag?", fragte ich verwundert, ehe ich schnell meiner Mum antwortete das ich nach Hause gefahren werde. Dann legte ich mein Handy bei Seite und schenkte meine volle Aufmerksamkeit Blake.

"Ja, besonders dieses Jahr muss ich echt viel trainieren. Offiziell haben wir immer Montags, Mittwochs und Freitags Training, aber ich trainiere immer wenn ich sonst noch Lust dazu habe. Und ich und meine Freunde treffen uns heute in der Halle, damit wir zusammen eine Weile trainieren können."

"Achso.", sagte ich anerkennend. Ich hasste Sport, es war mir ein Rätsel wie jemand freiwillig so viel Sport machen konnte.

Bei dem Gedanken an seine Freunde wurde mir ganz schlecht. Auch wenn ich diese ständigen Zweifel hasste, überkamen sie mich jedes mal. Was wenn er mich in der Schule wieder scheiße behandelte, nur wegen seinen Freunden?

"Was ist los?", fragte Blake auf ein mal und riss mich somit aus meinen Gedanken. Etwas verschrocken sah ich ihn an, ich wollte es ihm nicht erzählen, es war peinlich.

"Ach nichts.", winkte ich also ab und zwang mir ein knappes Lächeln auf. Doch Blake lies nicht locker, er nahm meine rechte Hand, die auf dem Tisch lag, in seine und drückte sie aufmunternd.

"Dich bedrückt doch etwas, sag es mir.", hackte er sanft nach und musterte mein Gesicht aufmerksam.

Vielleicht war es wirklich besser gleich darüber mit ihm zu reden. Wenn ich will das dass hier, was auch immer es war, funktionierte, sollte ich mit ihm über alles reden können. Blake war der erste bei dem ich mich richtig wohl fühlte und ich hatte das Gefühl, als könnte ich über alles mit ihm sprechen.

"Ich fragte mich, wie du mich am Montag in der Schule behandeln würdest.", murmelte ich leise und mied kurz den Blickkontakt mit ihm, aber dann schaute ich doch wieder in seine Augen. Er sah mich überlegend an, seine Augenbrauen hatte er zusammen gezogen.

"Skye, es ist echt kompliziert. Auf der einen Seite würde ich dich am liebsten den ganzen Tag lang im Arm halten, doch auf der anderen Seite will ich nicht... bist du-."

"Ich bin dir peinlich und du willst deinen ach so tollen Ruf nicht verlieren, schon klar.", unterbrach ich ihn harsch und war selbst überrascht über meinen kalten Tonfall. Blake starrte mich kurz sprachlos an, ehe er seinen Blick auf die Tischplatte richtete.

„Nein, so meine ich das nicht. Du bist mir nicht peinlich, aber wenn es okay für dich wäre würde ich erstmal das hier.", er zeigte zwischen uns hin und her. „Erstmal für uns behalten. Nur bis wir wissen was, äh was wir überhaupt sind.", sagte er etwas zögernd.

Ich war zwar enttäuscht, aber irgendwo hatte er auch Recht. Bevor wir nicht wussten was das hier war, brauchten wir auch nicht in der Schule ständig aufeinander hocken oder uns vor den anderen küssen. Denn um ehrlich zu sein wusste ich auch gar nicht, ob ich schon so weit war. Die ganzen Mädels würden mich nur noch mehr verabscheuen, darauf konnte ich verzichten.

„Okay, aber bitte versprich mir das du mich nicht mehr auslachen wirst oder deinen Freunden dabei hilfst mich fertig zu machen." Ich sah ihn bittend an und hoffte, dass er auch wirklich ehrlich zu mir war.

„Ich verspreche dir, dass ich nie wieder so ein Idiot wie damals sein werde. Vertrau mir, Skye.", flüsterte er letzteres, woraufhin ich eine Gänsehaut bekam. Meine Mundwinkel hoben sich, ehe ich nickte.

„Ich vertraue dir.", murmelte ich dann, meine Augen wanderten zu seinen vollen Lippen. Er grinste breit, als er sich plötzlich über den Tisch beugte und unsere Lippen aufeinandertreffen.

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Ich hab meine Schreibblockade einigermaßen überwunden und bin ganz zufrieden mit diesem Kapitel:)

Also dann, bis zum nächsten mal!;)






BlakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt