7. Stock

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Jungkook POV:

„J-ja. Es gefällt mir wirklich gut." flüsterte ich zurückhaltend, meine Kehle staubtrocken. Ich weiss nicht was ich erkannte als ich in seine Augen blickte, jedoch waren sie so rätselhaft doch so schön. Der Unbekannte stellte sich neben mich und betrachtete mit mir zusammen das Bild, in Stille. Ich hörte mein Herz bis zum Hals schlagen und fing an nervös zu werden, was hatte diese Person nur auf sich? Ich fragte mich warum er der einzige Artist hier oben war, versteckt und zurückgezogen von den anderen Malern.
„E-Ehm..haben sie lange daran gearbeitet?", fragte ich ihn nun um die Stille zu unterbrechen. Er war ein wenig größer als ich weshalb ich hinaufschauen musste um ihm in die Augen zu sehen, was sich als Fehler herausstellte. Unsere Köpfe waren sich nun so nah das ich ihn schon atmen spüren konnte, und wie es dazu kam, weiss ich nicht.
„Nein, ich habe einfach angefangen zu malen und solange nicht aufgehört bis es fertig war. Ich mag es nicht Dinge inkomplett zu machen. Als ich dieses Bild zeichnete, hatte ich ein paar Probleme in meinem Leben, deshalb ist es auch so düster." hauchte er gegen meine Haut. Und ich weiss nicht warum ich das fragte was ich fragte, jedoch kam es einfach aus meinem Mund heraus.
„Können sie mir das beibringen?" Fuck.
„Huh..?" 
„Ach - nichts, schon gut."
Der Unbekannte musterte mich von oben bis unten, leckte seine Lippen und fing an zu sprechen.
„Heute 19:00 hier. Seien sie nicht unpünktlich - " er stockte. „Ich denke ich du-ze dich lieber. Wie ist dein Name?"
Ich erschrak, er würde mir tatsächlich zeigen wollen wie man zeichnet, kurz räusperte ich mich und verriet ihm meinen Namen.
„Jungkook. Und sie?"
„Duz mich bitte ebenfalls, Jungkook. Ich heisse Taehyung, bis dann." und mit diesen Worten war er auch schon hinter einem Regal mit Farben verschwunden und hatte mich in Aufregung und Verwirrtheit zurück gelassen.

„Jimin? Können wir bitte gehen.. ich habe noch viel zu tun heute." zog ich an dem Ärmel meines besten Freundes. Ich hatte eigentlich gar nichts mehr zu tun ausser mich für heute Abend zurecht zu machen, jedoch hatte mir diese neue Person die ich kennen gelernt hatte meine ganze Energie geraubt, ich fühlte mich so ausgelaugt.
Jimin musterte mein müdes Gesicht, nickte und gab mir ein schwaches Lächeln. „Ich weiss das du gar nichts mehr zu tun hast, ich bin dein bester Freund ich merke sowas. Aber natürlich können wir gehen."
Ich dankte ihm und er fuhr mich nach Hause.

Als ich erneut an diesem Tag die Galerie betrat, waren alle Künstler mitsamt Kunstwerken verschwunden, was den Raum plötzlich unendlich groß wirken ließ. Ich sah mich um, und als ich die Treppe fand die zum 1. Stock führte an dem ich mich mit Taehyung treffen sollte, stockte ich und hielt inne. Wieso bin ich hier? Ich habe es schließlich nicht grade nötig zeichnen zu können, jedoch ist es jetzt zu spät. Und außerdem muss ich noch rausfinden was es mit dieser Person auf sich hat das er mich so anzieht.. schätze ich.

Mit zitternden Knien und verschwitzten Händen stieg ich die Treppe Schritt für Schritt hinauf. Ich überlegte was wohl passieren würde heute Abend, und ob ich am Ende des Tages wieder in meinem Bett liegen würde, meine Bettdecke umarmen, und friedlich einschlafen würde. Ich fragte mich oft in letzter Zeit ob ich eigentlich einsam bin, oder allein. Es fühlte sich einfach immer schon so an, und irgendwie habe ich immer gehofft jemanden zu finden der mich nicht mehr so fühlen lässt.

''Taehyung? Bist du da?'', rief ich unsicher in die dunkle Galerie, es war fast so als ob niemand da wär, hätte ich bloss gewusst wie sehr ich mich da geirrt hatte. ''Taehyung? Ich bin es, Jungkook.'', rief ich erneut in der Hoffnung er würde mich hören. Ich sah ein letztes mal durch die dunklen Zimmer in denen nur Leinwände und Farben standen, drehte mich um und wollte grade gehen als ich plötzlich etwas spürte.

Eine große, warme Hand hatte meinen Nacken berührt. ''Ich bin hier.'', hörte ich dann seine Stimme an meinem Ohr flüstern, sein Atem fühlte sich so heiß an meinem Ohr an, und es gefiel mir, es machte mir eine Gänsehaut. Im Raum war es stockdunkel und still, nur wir beide waren da und ich denke er hätte sogar meinen Herzschlag hören können, oder das Tropfen meiner Schweißperlen auf den kalten, leblosen Boden. Er hatte seine kräftigen Arme um meine Taille gelegt und ich fragte mich wieso ich das so spät realisiert hatte, falls so als wäre die Zeit angehalten worden. Langsam drehte ich mich um, erst meinen Kopf ein wenig zu Seite und dann komplett, um in sein Gesicht schauen zu können. 

Unsere Gesichter waren sich so nah als hoch in seine Augen blickte, die von Mondlicht angeleuchtet wurden. ''Hey.'' flüsterte ich unsicher, während sich ein weicher Blick über meine Augen legte. ''Hey.'', lächelte er mich an, und sein Griff wurde fester, kurz darauf ließ er mich los und nahm meine Hand. ''Komm mit, ich zeig dir jetzt mein Attelier, es ist oben in meiner Wohnung im 7. Stock.''

Er zog mich nicht zu harsch hinter sich her in den Aufzug. Bis zu seiner Wohnung oben ließ er meine Hand nicht los, redete jedoch auch nicht. Komischerweise hatte ich ein mulmiges Gefühl im Magen als wir vor seiner Wohnungstür standen. ''Wieso ist es hier so dunkel, Taehyung?'' Er sperrte die Tür auf und zog mich hinter sich hinein, dann schloss er die Tür und sperrte sie ab, den Schlüssel steckte er ein.

Click.

Taehyung hatte das Licht angemacht.

Was ich in diesem Raum sah, ließ mich bleich werden.

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt