Zeit

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Ich spürte warme Sonnenstrahlen auf meinen Augenliedern, und kuschelte mich in die warme Felldecke ein. Schlafend tastete ich nach Tae nachdem mir die Erinnerung von gestern wieder in den Sinn kam.
Ich tastete das ganze Bett ab, konnte ihn jedoch nicht finden.
Ich entschied mich nun meine Augen zu öffnen und musste feststellen das er nicht mehr neben mir lag. Ich setzt mich auf und sah verschlafen durch den Raum, auch hier, kein Tae.
Ahnungslos vermutete ich er wäre auf der Toilette, oder würde Frühstück machen. Vielleicht raucht er ja grad eine auf dem Balkon, wer weiss. Ich blieb noch eine Weile liegen und starrte an die Decke.
Wieso bin ich noch hier?
Wonach suche ich?
Ich denke ich bilde mir ein das die Begegnung mit Tae mich tatsächlich glücklich macht.
Vielleicht habe ich ja das Stockholm-Syndrom.
Oder vielleicht ist es tatsächlich Schicksal und mein Leben ist dazu bestimmt so zu verlaufen.
Ich vermisse mein altes Leben trotzdessen, und wünschte ich könnte doch noch ein letztes mal in der Vergangenheit leben.

Nach einer Weile, und etlich sinnlos verschwendeten Gedanken stand ich auf um nun die Wohnung nach Tae zu durchsuchen, weit konnte er ja nicht sein.
Ich sah erst im Badezimmer nach, doch keine Spur von ihm, es lag auch keine Feuchtigkeit in der Luft die andeuten könnte das er geduscht hat, was er eigendlich jeden Morgen tat.
Im Wohnzimmer und der Küche sah ich auch nach, jedoch sah alles wie gestern aus.. bis darauf das die Uhr stehen geblieben war.
Ich fragte mich wie es wohl wäre würde die Zeit tatsächlich still stehen, keiner würde altern, Menschen hätten ewig Zeit um bei einander zu sein, sich gegenseitig zu beglücken und ihre Ziele im Leben zu erreichen. Ich hätte auch gerne ein Ziel.
Ich rief nach Tae, mehrmals.
"Tae?"
"Tae!"
"Tae, wo bist du?"
Stille.
Alles was zu hören war war der Verkehr der Grossstand den man ausserhalb des Balkons hörte. Ein rauschen der weltschädlichen Autos, auf die in unserer Welt keiner verzichten will.
Menschen geht es nur um Profit, Geld, Macht und sich. Schade das keiner an andere denkt.
"Tae!"
Rief ich ein letztes mal, und musste nun feststellen das er nicht da war. Tae war weg, und es lief mir ein Schauer über den Rücken als mir einfiel das ich nie freiwillig in dieser Wohnung festgehalten wurde, und ich trotzdem Trauer empfand weil er fehlte.
Eine Panik machte sich in mir breit und es fühlte sich so an als könnte ich nicht mehr atmen. Ich fing an stürmisch durch die Wohnung zu rennen, in jeden Schrank und unter jede Matratze nach ihm zu suchen, ich durchsuchte sogar Jackentaschen, obwohl das komplett unsinnig war.
Mein Herz pochte bis zu meinem Hals und ich war komplett durchgeschwitzt. Ich sackte zu Boden und fing an zu weinen, und das sehr lange.
Tae war verschwunden. Er hatte mich allein gelassen, nach allem was wir zusammen durchgemacht hatten. Er hatte mich allein gelassen..

Plötzlich fiel mir etwas ein. Der Hausschlüssel.
Wäre er tatsächlich freiwillig gegangen hätte er ihn bestimmt mitgenommen, und ich war mir sehr sicher der Schlüssel würde noch an Ort und Stelle hängen weil bei Tae etwas dazwischen gekommen war, also raste ich zum Wohnungseingang und sah, dass der Schlüssel noch immer dort hing.
Taes Schuhe jedoch fehlten, sowie seine Jacke.
Er war tatsächlich gegangen, und er hatte weder seinen Schlüssel nicht mitgenommen, noch mich.
Stille Tränen kullerten mein Gesicht herunter, ich weiss nicht wie lange ich den hängenden Schlüssel angestarrt und dabei geweint hatte, die Uhr war schliesslich stehen geblieben, aber es wurde langsam wieder dunkel und von Tae gab es keine Spur ausser fehlende Schuhe und Jacke.

Ich blieb Tag und Nacht wach, in der Hoffnung Tae würde zurückkehren und mir sagen das er nur kurz einkaufen gegangen war, oder sich mit jemandem getroffen hatte. Es lag mir alles so auf dem Herzen, ich fühlte mich so leer.
Es waren bestimmt 2 Wochen vergangen in denen ich kaum gegessen oder geschlafen habe, die ich nur mit warten verbracht habe.
Wenn es einen Gott gibt, würde er mir ein Zeichen senden.
Doch ich glaube nicht an Gott, sowie an Schicksal.. oder?

Ich glaubte langsam tatsächlich die Zeit war stehengeblieben.
Tae, wieso hast du mich allein gelassen?

Ich fiel den Endschluss lange genug gewartet zu haben. Ich stieg unter die Dusche, zog mir ein paar saubere Klamotten von Tae an und räumte ein letztes Mal seine Wohnung auf, wobei mir der zerkratzte Sessel und das Messer ein letztes Mal auffielen. Ich erinnerte mich sofort an meine damalige Angst, über die ich heute nur noch schmunzeln kann. Für die wahre Liebe geht man eben Umwege, egal wie steining sie sind. Das mein Umweg ein nach blutriechender, kalter Keller, Gewalt und eine Entführung waren, hätte ich niemals gedacht.
Ich sah mich ein letztes mal um und entschied mich nach meinen alten Klamotten und Wertsachen zu suchen, ich brauchte schliesslich meinen Hausschlüssel. Ich sah in die Küche, im Bad, auf dem Balkon, und im Schlafzimmer. Keine Spur von meinen Sachen.
Dann fiel es mir ein: Der Keller.
Meine Sachen müssen im Keller sein, wo sonst? Ich nahm den Kellerschlüssel mit und lief die ewigen Treppen nach unten, tatsächlich verliess ich die Wohnung. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor und ich war total verschwitzt, verdammter Aufzug, warum warst du nur ausser Betrieb..

Als ich ankam, musste ich mich entscheiden welche Tür zu Taes Keller gehörte, als ich anfing seltsame Geräusche zu hören.
"Mh.."
"Ah.."
Ich versuchte diese zu übehören, wer weiss welche merkwürdigen Nachbarn hier ihre kranken Fantasien auslebten.
Ich probierte den Schlüssel an alles Türen aus, bis auf diese eine. Die eine Tür, aus der die Geräusche kamen. Was sollte ich tun? Sollte ich mir einfach einen neuen Ausweis und neuen Hausschlüssel besorgen, oder ich gehe jetzt einfach dort rein?
Ich steckte den Schlüssel hinein, drehte ihn, öffnete die Tür, und was ich sah, brach mir mein Herz.

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt