Vertrauen

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,,Du hast bestimmt Hunger, iss etwas.'' murmelte Taehyung mir mit vollem Mund zu und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
,,Das Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages, wusstest du das Jungkook?"
Ich schüttelte meinen Kopf.
,,Im Kühlschrank sind bestimmt ein paar Früchte, und Müsli findest du im Schrank.'' sagte er gelassen.
Ich starrte ihn verwirrt an. Ich verstand nicht was er von mir wollte. Sollte ich jetzt tatsächlich so tun als hätte er mich nie zusammengeschlagen und in den Keller verfrachtet? So tun, als ob ich nicht fast verhungert wäre? Mein Blick schlich durch die Wohnung und dann wider zu ihm. Er hatte mich fixiert und bewegte sich nun nicht mehr.
"Ich sagte du sollst was essen." befahl er mir, und eine Gänsehaut bildete sich in meinem Nacken.
Ich stand auf, lief wackelig zum Kühlschrank, nahm mir ein paar Trauben und eine Schüssel die ich mit Müsli und Milch füllte.
Ich kann nicht beschreiben wie es sich für mich anfühlte dies zu tun, man kann sich das so vorstellen: Du holst dir Frühstück während jemand eine Waffe auf dich richtet und dir droht jeden Moment zu schiessen, so fühlte es sich mit Taehyung an, und seinen durchdrinngenden Blicken.

Als ich mein Essen zu Ende bereitet hatte drehte ich mich zu ihm.
,,Na los, nimm schon Platz." murmelte er mit einer weichen Stimme, die mich.. irgendwie wohler fühlen liess. Und es war noch kein Tritt oder Schlag gefallen.
Ich setzte mich leise neben ihn und wollte grade mein Essen verzehren als mir auffiel, das ich gar keinen Löffel mitgenommen hatte. Und so fing es in mir an zu brodeln und ich begann heiss zu Schwitzen, mir war warm und kalt gleichzeitig und ich riss meine Augen so weit auf wie ich konnte, denn ich hatte einen Fehler gemacht. Ich hatte meinen Löffel vergessen.

Natürlich hoffte ich Taehyung hatte mir nichts angemerkt, jedoch starrte er mich gefühllos an.
Das Buch das er las und seinen Kaffee legte er aus der Hand, schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Ich richtete meinen Blick zu Boden und spürte wie mein Körper sich erneut verkrampfte, ich wusste es war soweit und ich müsste in den Keller zurück, oder er würde mir meinen Kopf in die Schüssel drücken, oder ihn gegen den Tisch schlagen, ich wusste etwas schlimmes würde jetzt passieren, doch ich hatte mich geirrt.
Taehyung stand auf, gab mir einen Kuss auf den Kopf und holte mir einen Löffel. Er legte ihn wortlos in meine Hand und streichelte mir über den Rücken. ,,Entspann dich, ich tue dir nichts."
Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte.
Bis jetzt hatte ich noch kein Wort gesagt und ich war mir unsicher ob ich etwas daran ändern sollte.
,,Möchtest du auch ein Kaffee?" er küsste meine Schläfe.
,,Ja, bitte." flüsterte ich, und schmiegte meinen Hinterkopf an seine Brust, während er seine Arme um mich gelegt hatte.

Ich hätte es nicht gedacht, ich hätte niemals gedacht das ich nach meiner Kellererfahrung noch einmal Taehyung an mich lassen könnte ohne Angst zu empfinden, doch es fiel mir nicht grade schwer..

Wir hatten zu Ende gegessen und er den Tisch abgeräumt während ich da sass und ihm dabei zu sah, ich wollte mithelfen doch er sagte es sei 'schon in Ordnung' und das ich 'sitzen bleiben' könnte.
Er kam auf mich zu und sah mir in die Augen.
,,Du siehst sehr müde aus, ich finde du solltest etwas schlafen. Mir würde es auch gut tun, hab auch kaum gepennt in den letzten Tagen.. möchtest du davor baden?"
,,Ja, gern."
,,Ich lasse es schon mal ein."
Er verliess den Raum und liess mich allein in seinem Wohnzimmer. Ich sah mich um.
Mein Blick schweifte nach draussen und ich sah von oben die Aussenwelt, in der alles wie immer zu sein schien, während ich hier oben mit Taehyung war.
Mir stich etwas ins Auge, die Tür.
Die Tür.
Die Tür war offen.
Die Tür war offen.
Die Tür, die mich in die Freiheit entlassen könnte.
Sie war offen.

PsychopathWo Geschichten leben. Entdecke jetzt