11. Chapter

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Ich wollte meine Hand wegreißen. In dem Moment war ich wieder in meinem Körper. Mit aller Kraft riss ich meine Hand von dem Vogel weg und dieser flog schnell von mir weg.

Die Stimme, die mir befahl, den Raben zu töten, wurde leiser und verebbte. "Du darfst sie nicht töten!"

Wie zur Hölle sollte ich die Raben nicht töten und vertreiben?

Ich drehte mich um meine Achse. All der Schmerz war wieder da und ich hatte Mühe mich auf den Beinen zu halten.

Doch ich biss die Zähne zusammen und konzentrierte mich auf das Durcheinander um einen Überblick zu bekommen.

Die Schwärze um mich herum war weniger geworden, der Boden war getränkt von Blut und Federn. Die Wände sahen nicht besser aus, tiefe Furchen waren in den Beton gegraben.

Ich stand unter Aufbietung all meiner Kraft auf und breitete die Arme aus. In Filmen half das auch immer, wieso nicht hier?

Fest entschlossen, die Vögel zu vertreiben, schloss ich die Augen und ließ die Wut in mir hoch keimen.

Mit einem lauten Schrei, der sogar die Raben übertönte, ließ ich der angestauten Wut in mir Luft und ein Pulsieren ging von meinen Händen aus. Nur ganz kurz, dann war alles still.

Ich öffnete die Augen und schloss sie sofort wieder.

All die schwarze Dunkelheit war weg und der Raum war wieder so gleißed Weiß wie in dem Moment, in dem ich hier aufwachte. Der Boden war sauber, die Wände waren sauber, das Bett stand wieder in dem Raum.

In einer Sekunde war alles wieder wie zuvor. Nur die Müdigkeit und Erschöpfung in mir zeugte von dem eben Geschehenem.

Ich ließ mich auf das Bett fallen und atmete mehrmals tief durch. Die Wut, der Trauer, die Angst verschwand und ich konnte fühlen, wie meine Krallen wieder Fingern wichen. Wie meine Flügel wieder verschwanden. Wie meine Augen wieder normal und dunkelblau wurden.

Wie ich wieder ein Mensch wurde.

Ich erholte mich schnell und lief in dem Raum herum. Alles war sauber. Ich sah unter das Bett, versuchte einen Makel zu finden, doch ich fand nichts. Schließlich ging ich zu dem Wandspiegel und sah hinein.

Etwas geschockt wich ich zurück. Meine Haare waren wild durcheinander nach hinten gefegt und mit Blut und Federn verziert. Mein Gesicht war von Schrammen übersäht und meine Augen blitzen. Ich sah auf eine wilde, fremde Art faszinierend schön aus.

Meine Kleidung war zerrissen und ebenfalls blutig.

Aber wo war mein Bruder?

"Cazac?", hauchte ich dem Spiegel entgegen und sofort wechselte das Bild.

Cazac stand lässig mir gegenüber und meinte: "Hast dich gut geschlagen. Hatte ernsthaft gedacht, du würdest den Raben töten"

"Hätte ich auch fast gemacht", gab ich zu.

"Jeder andere hätten den Vogel umgebracht. Du hast dich zum Glück noch beherrschen können"

Ich fuhr mir über die Augen. Ich war so erschöpft.

"Holen die mich hier jemals raus?", fragte ich müde und etwas panisch.

"Ja, aber sie werden noch warten, ob du dich nicht doch noch mal verwandelst. In drei bis vier Stunden holen die dich"

Ein wenig beruhigt atmete ich aus.

"Danke", murmelte ich und schleppte mich auf das Bett. Ich wollte nur noch schlafen.

Ich schloss die Augen und war sofort eingeschlafen.


Ich wachte wieder auf, als mein Magen laut knurrte. Ich setzte mich auf und sah mich um. Jetzt war ich in einem Zimmer, welches dem Krankensaal von der Wandbemalung sehr änlich war. Das Zimmer war klein, hatte aber einen Tisch, einen Stuhl, einen großen Schrank und ein Bett.

Mein Magen knurrte erneut und ich schwang meine Beine aus meinem Bett. Alles in mir schmerzte. Der Kampf hatte spürbare Spuren hinterlassen.

Ich stand auf und schwarze Punkte tanzten vor meinem Gesicht. Ich hielt mich am Bettpfosten fest und wartete, bis der Anfall vorüber war. Mein Kopf schmerzte und mir wurde klar, dass ich Ewigkeiten nicht getrunken und gegessen hatte.

Ich setzte vorsichtig ein paar Schritte. Das ging relativ gut und ich schleppte mich zu der einzigen Tür hin und öffnete sie.

Ich sah auf einen weiten Gang, der einem Hotel sehr änlich war. Mehrere Türen waren im gleichen Abstand voneinander in die Mauern geschlagen und führten wahrscheinlich in solche Schlafräume, wie es meiner war.

Ich schloss die Tür hinter mir und ging den Gang entlang.

Niemand hörte mich und sehen konnte ich auch keinen. Wie viel Uhr es wohl war? Keine Fenster, bei denen ich es abschätzen konnte.

Es gab hier nicht mal Bilder, nur die kunstvoll geschnitzten Türen zu den Zimmern.

Der Gang war zu ende und eine große, schwere Tür aus Ebenholz schnitt den Schlafbereich von dem Raum dahinter ab.

Mit aller Kraft presste ich die Tür auf und fand mich in einem großen Saal wieder, der einem Lehrsaal sehr änlich war.

Am Ende mir gegenüber war eine riesige Tafel, davor ein Pult, das mit allem Möglichem überfüllt war und davor wiederum mehrere Reihen Tische und Stuhle. Die Wände waren wieder in der Kunst des Barock bemalt und die großen Fenster leißen helles Licht in den Raum. Es war also etwa Nachmittag bis Abend.

Ich schritt die Gänge zwischen den Tischen entlang und drehte mich einmal um mich selbst.

Auf der rechten Seite des Raumes fand ich wieder eine große Doppeltür. Ich ging darauf zu und drückte sie auf. Wieder ein langer Gang.

Wie sollte ich hier verdammt noch mal was zu Essen finden?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 15, 2015 ⏰

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