8. Chapter

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"Was zur Hölle, Mom was ist hier los? Wo bin ich, wer ist der Mann, der mir etwas von einem Bruder erzählt, den ich haben zu scheine, warum wachsen mir Federn, was soll das alles?", überfiel ich die kleine Frau, die sich mir langsam näherte.

Meine Mom sah müde aus, knetete nervös ihre Hände, ihr weißer Teint schien zu leuchten.

Meine Mom setzte sich auf das Bett, auf die Stelle, auf der Edward zuvor gesessen war. Sie beugte sich zu mir herüber, sah mir prüfend in die Augen und machten den Mund auf.

"Zacra, du weißt nicht, wie froh ich bin, dass es dir gut geht." Sie strich über meine Wange und sah mich mit liebevollem Blick an. Das war bis jetzt noch nie passiert. Meine Mom hatte nicht geraucht. Das roch ich. Meine Mom war frisch geduscht und roch angenehm.

"Mom, erzähl."

Sie seufzte, senkte die Hand und schloss kurz die Augen.

Dann erzählte sie.

"Die Geschichte ist sehr lange und kompliziert, ich werde sie dir nur ein mal erzählen, weil ich sonst brechen würde, also höre gut zu.

Der Vater, er war kein Mensch. Nicht so, wie ein durchschnittlicher Teenager. Er war ein Raven. Dein Vater konnte sich in einen Raben verwandeln, ein schwarzer, eleganter Vogel. Stattlich und präsent.

Ich habe ihn auf einem Faschingsfestival kennen gelernt. Dein Dad hatte seine Flügel und es fiel niemandem auf, jeder war ja verkleidet.

Ich habe deinem Vater versehentlich eine Feder aus den Flügel gerissen und er war lange sauer auf mich. Aber wie es das Schicksal wollte, trafen wir uns immer wieder zufällig und bald verliebten wir uns.

Ihm war es nicht erlaubt, weil seine Regeln als Raven ihm verboten, eine Menschliche zu lieben. Doch wir flohen bald. Ich war schwanger gewesen mit deinem Bruder und dir. Ihr wart Zwillinge, eineiig.

Ich habe euch geboren und wusste, einer von euch beiden hatte die Fähigkeit der Raven geerbt. Aber halb Mensch, halb Raven ist schlimmer als ein Bastard und die Eltern wurden gehängt.

Deshalb musste derjenige, der die Fähigkeit geerbt hatte, sterben. Damals war nicht klar, wer der Raven war, doch dein Bruder hatte diese schwarze Iris, also hatten wir angenommen, dass dein Bruder der Erbe war.

Noch bevor ihr sprechen konntet gab ich deinen Bruder den endlosen Spiegeln hin. Noch heute sieht man ihr in den Spiegeln, wenn man weiß, wen man sucht.

Doch die anderen Raven haben es mitbekommen und uns verraten. Dein Vater wurde gestutzt und verblutete. Ich musste mit dir fliehen. Ich habe jede Nacht Albträume, wenn ich an die Nacht zurück denke.

Edward Glassou hat mich aufgenommen und gepflegt, doch wir waren hier nicht sicher. Deshalb zog ich mit dir in eine Wohnung. Ich schwörte mir, nie wieder etwas mit den Raven zu tun zu haben. Ich hatte so gehofft, dass dein Bruder die Fähigkeit geerbt hatte. Dass du und ich ein neues Leben anfangen konnten.

Ich hatte so gehofft, dass du verschont bleiben würdest!"

Meine Mom schlug die Hände über dem Gesicht zusammen. Ein Zittern ging durch ihren Körper und ein Schluchzen ertönte. Ich hatte meine Mom bis jetzt noch nie weinen sehen, also wusste ich nicht, wa´s ich tun sollte.

"Mom, ich..."

"Du kannst nichts dafür! Ich bin daran Schuld. Ich hätte nie mit deinem Vater reden dürfen. Ich hätte die Regeln beachten sollen."

Zögernd strich ich der kleinen Frau über den Rücken. "Mom, du kannst nichts dafür. Liebe kommt und geht, da gibt es keine Regeln.", flüsterte ich behutsam.

Das hatte ich zumindest aus all den zerbrochenen Beziehungen harausgehört, die an unserer Schule in aller Munde waren.

Mom setzte sich gerade hin, rieb sich über die Augen und nickte.

"Es tut mir Leid, Zacra, es tut mir so Leid!"

"Ist okay. Ihr hättet nicht wissen können, dass ich die Fähigkeit bekomme."

Eine Weile schwiegen wir. Zeit für mich, um nachzudenken.

Ich wusste, dass mein Vater ein Raven war, eine Mischung aus Rabe und Mensch. Was genau so schlimm daran war und was er für Fähigkeiten hatte, wusste ich nicht.

Ich wusste, dass ich eine Bruder hätte, wenn er nicht tot wäre.

Ich wusste, dass ich auch ein halber Raven war. Ein halber Rabe. Ein halber Teil von mir war das, wovor ich am meisten Angst hatte.

Mom nahm ein Glas von dem Tisch, der neben mir stand und goss dunkelblaue Flüssigkeit in das Glas. Für mich sah es so aus, als hätte man Tinte in den Krug gekippt.

"Hier trink. Es wird dir gut tun.", versprach Mom und hielt mir das Glas hin.

Zögernd nahm ich es an und roch daran. Die Flüssigkeit verstömte keinen Geruch. "Was ist das?", fragte ich misstrauisch.

"Es hilft dir, dich zu erholen. Jetzt trink!"

Ich hob das Glas zu meinen Lippen, nahm einen Schluck und leerte darauf das ganze Glas.

Die Flüssigkeit brannte erst, doch dann wurde ich plötzlich so müde. Meine Sicht verschwamm und ich konnte nicht mehr fokussieren.

"Jetzt schlaf, mein Schatz.", flüsterte meine Mom, gab mir einen Kuss auf die Stirn, dann war ich weg und träumte eine unruhigen Schlaf.

Biester - RavenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt