Ich schwang meine Beine aus dem Bett.
Eine kühle Brise fuhr um meine Füße.
Durch mein geöffnetes Fenster glitzerten die weit entfernten Sterne in mein Zimmer und der Mond erleuchtete leicht mein Zimmer.
Ich stand auf, rieb mir über die Augen und schlurfte auf mein Fenster zu. Ich legte meine Hände auf das Sims und reckte meinen Kopf nach draußen.
In der Ferne färbte sich der Himmel langsam königsblau. Der Morgen nahte.
Sanfter Wind streichelte über meine Haut, die wegen des Traumes noch erhitzt war. Entspannt schloss ich die Augen und genoss die mütterlichen Hände des Windes in meinem Gesicht. Freiheit.
Ein kleines Wort, dass so viel bedeuten konnte.
Leben, Lieben, Glück.
Ich öffnete die Augen wieder. Das königsblau hatte sich in ein sanftes hellblau verwandelt und kündigte die tägliche Botschaft: Der Morgen war angebrochen.
Ich sah wieder hoch zu den Wipfeln der Häuser. Eine Krähe flog zwischen den Dächern herum.
Ich sah ihr gespannt zu wie sie ihre Kreise zog.
So wie ich sie beobachtete, fiel mir auf, dass der Vogel für eine Krähe viel zu groß war. Nein, es konnte keine Krähe sein.
Als hätte der Vogel gespürt, dass ich ihr prüfend musterte, brach er seine Runde um das Dach ab und flog in einem rasend schnellem Tempo auf mich zu.
Es war ein Rabe!
"Verdammt!"
Ich drückte mich vom Sims weg und schlug das Fenster zu. Einen Wimpernschlag später krachte der Rabe in das Glas. Es splitterte, brach aber nicht.
Ich fasste mir an das Herz, es schlug wieder so verdammt schnell. Fast hätte der Vogel mich erreicht gehabt.
Der Rabe schüttelte zornig seinen Kopf, die komplett schwarzen Augen blickten mich todlich an. Dann schüttelte das Tier sein pechschwarzes Gefieder und erhob sich krächzend wieder in die Luft. Der Vogel drehte noch eine Runde vor meinem Fenster, als warte er darauf, dass ich ihn einließe, doch dann flog er krächzend weg.
Erleichtert atmete ich aus. Mein Kopf pochte, mein Herz schlug, meine Knie zitterten.
Ich stützte mich an dem Schreibtisch ab und strich mir durch das Gesicht und die Haare.
Warum hatte ich so eine verdammte Angst vor diesen Vögeln?
Plötzlich ertönte ein schreckliches Geräusch.
BEEB BEEB BEEB BEEB
Ich schlug wütend auf den Wecker ein, der auch sofort wieder Ruhe gab.
Die Schule rufte.
-
Ich schloss die Haustür auf. Niemand war zu Hause.
Glück für mich.
Die Schule war genau so langweilig wie immer. Zum Glück war ich nur noch ein einhalb Jahre dort. Dann war ich frei.
Ich warf meinen Rucksack in die Ecke meines Zimmers und ging in die nieder gekommene Küche. Ich suchte nach etwas halbwegs essbarem, fand aber nur eine tote Maus unter dem Ofen.
Angewidert drehte ich mich weg.
Dieses Haus war ein verdammter Müllhaufen.
Ich ging in das Wohnzimmer, hörte das Plätschern von Wasser durch die Decke. Es hatte schon seit einer Woche nicht mehr geregnet, trotzdem war das Dach ein Albtraum und wasserdurchtränkt.
Es roch nach vergammelter Tapete und Zigaretten.
Aber Mom war nicht da. Wahrscheinlich holte sie sich gerade mal wieder ihre Raucherstäbchen.
Ich riss die Fenster auf und ließ frische Luft in den Raum. Dann leerte ich die überlaufenden Wassereimer nach draußen aus. Der Aschenbecher wurde ebenfalls ausgeleert, ich fegte die Asche und den Dreck vom Boden auf und wischte mit einem nassen Lappen über den Tisch und die Möbel.
Nach getaner Arbeit begutachtete ich mein Werk. Die Stube war relativ sauber, stank nicht so höllisch und die Eimer waren, ebenso wie der Müll ausgeleert.
Ich nickte zufrieden und drehte mich der Tür zu, um das Zimmer zu verlassen, als plörzlich ein unerträglicher Schmerz durch meinen Buckel zuckte.
Der höllische Schmerz kam so unerwartet und plötzlich, dass ich vornüber auf die Knie fiel.
Ich brüllte, fasste mir an den Rücken, was den Schmerz nur verschlimmerte.
Meine Haut über den Schulterblättern zog und zerrte, riss und stach in meinen Rumpf, dass ich glaubte, die dünne Haut würde zerreißen.
Der Schmerz war auf meine Schulterblätter konzentriert, nahm mir die Luft zum atmen.
Als meine Haut immer weiter auseinander zog, packte ich mein Gesicht mit beiden Händen, presste die Augenlieder zusammen und brüllte so laut ich konnte.
Verdammt, was zur Hölle war das?
Etwas schien sich in meinem Buckel zu bewegen, zu wachsen, immer größer werdend.
Immer schmerzhafter.
Tränen schossen mir in die geschlossenen Augen. Ich zog an meinen Haaren, um den Schmerz auf meinen Kopf zu lenken, aber mein Rücken übertraf alles.
Ich wollte dass es aufhörte.
Ein unerträglicher Schmerz jagte durch meinen Rücken, ich bäumte mich auf, meine Haut riss in Zwei.
Dann war der Schmerz vorbei. All der Pain, der mich gequält hatte, vorbei.
Dafür hatte ich jetzt mit viel größeren Problemen zu kämpfen.
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Biester - Raven
ParanormalZacra ist anders. Er ist ein Mensch mit Flügeln, aber kein Engel. Seine Schwingen sind schwarz wie Rabenfedern und aus Wut, Trauer und Reue entstanden. Zacra ist ein "Raven". Eine Mischung aus Rabe und Mensch. Er ist dazu verdammt, immer das Schlech...