4. Chapter

48 4 2
                                    

Ich rannte. Es war dunkel um mich herum. Aber ich konnte noch erkennen, dass ich mich auf einer heruntergekommenen Straße bewegte.

Es regnete stark auf mich. Mein Rücken schmerzte.

Ich drehte meinen Kopf und erkannte nichts außer diese Dunkelheit, die alles zu verschlucken schien.

Und ich hörte. Flattern von Rabenfedern, Schreie von Raben. Die Vögel schienen mich zu verfolgen und kreischten mir übernatürlich laut in das Ohr.

Deshalb rannte ich. Immer weiter weg von dort.

Was war dort? Und wo wollte ich hin?

Ich hatte keinen Plan. Einfach weg. Ich fühlte, wenn ich zurück gehen würde, dann würden die Raben mich töten.

Alles so real.

Die Schwärze in meinem Rücken wurde größer, das alles verschluckende Loch nahm an Breite und Höhe rapide schnell zu.

Mein rasender Atem brannte scharf in meiner Lunge und mein Herz schlug schmerzhaft gegen meinen Brustkorb.

Weg von hier.

Alles an mir schmerzte. Mein Kopf, mein Bauch, meine Beine. Letztere waren fast taub. Nicht mehr lange würden sie mich tragen können.

Wenn die schwarzen Raben nicht bald aufgaben, würden sie mich kriegen.

Ein einkalter Schauer jagte durch meinen von kaltem Schweiß bedeckten Körper.

Ich hechelte rasselnd ein und aus.

Nicht mehr lange.

Gegen meinen Willen musste ich langsamer werden. Ich konnte einfach nicht mehr.

Das Schwarze Nichts kam kreischend auf mich zu.

Die Flügel krachten, die Schreie hallten, die Angst stieg mir in das Herz.

Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Meine Füße waren bleischwer, meine Arme fest an meinen Körper gepresst. Ich hatte meine Augen aufgerissen.

Immer näher.

In dem Moment, in dem mich das Schwarz verschluckte, konnte ich mich wieder bewegen. Ich riss die Hände hoch, doch es brachte nichts.

Die Rabenflügel und Krallen kratzten und schleiften über meine Haut. Rotes Blut lief meine Arme und Beine hinab. Auch in meinem Gesicht fühlte ich die warme Flüssigkeit.

Ich schrie. Nicht unbedingt vor Schmerz. Ich hatte Angst.

Mein Gebrüll wurde von dem Krächzen und Kreischen der Vögel verschluckt.

Ich kauerte mich auf den Boden, um dem Schmerz so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten, doch es half nichts. Der Schmerz bohrte sich immer weiter in meinen Körper.

Als es nicht mehr erträglich war, hörte es auf.

Und ich schrumpfte.

Ich wurde selbst zu einem Rabe.

Hilflos wollte ich wegrennen, doch je weiter ich verschwand, desto schneller wuchsen mir Flügel und meine Beine wurden zu glänzenden Krallen transformiert.

"Nein!", brüllte ich und riss die Augen auf.

Es war schwarz um mich herum. Mein Herz schlug schnell und schmerzhaft gegen meine Brust.

Es war schon wieder dieser Traum. Ich träumte ihn schon seit knapp neun Jahren jede Nacht.

Das musste doch etwas heißen!

Biester - RavenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt