»Drecksding!«
Eben hatte es zwar geschafft, zwischen all den Gängen des Hotels ihr Zimmer wiederzufinden, doch nun wollte sie diese verdammte Tür nicht hereinlassen. Sie führte die Karte durch den Spalt, wie sie es bei Seth beobachtet hatte, doch blinkte bei ihr ein rotes Lämpchen auf.
Sie versuchte es wieder und wieder, aber das Ergebnis blieb dasselbe.
Wut ließ sie ihre Hand um das kleine Stück Plastik zusammen krallen. Sie wollte durch diese Tür und mit jeder Sekunde, die verging, wurde es ihr gleichgültiger wie.
Schon griff sie in die Schatten und holte ihr Schwert hervor.
Diese dumme Holzplatte würde sich ihrem Willen beugen.
Sie holte aus.
»Das würde ich lassen.«
Eben zuckte zusammen, als sie so unvermittelt angesprochen wurde und ihre tödliche Klinge verharrte in der Luft. Als sie ruckartig den Kopf wandte, um zu sehen, wer sie in ihrem Wutausbruch störte, begegnete sie wieder diesen erschreckend hellen Augen, vor denen sie gerade mehr oder weniger geflohen war.
»Was willst du?«, zischte sie und wünschte sich, Hunor würde einfach verschwinden.
Stattdessen kam er heran, nahm ihr mit einer beinahe sanften Geste die Karte aus der Hand, drehte sie herum, zog sie durch den Schlitz und es klickte.
Eben starrte die Tür an und konnte einen Moment nicht glauben, dass es so einfach für ihn gewesen war. Dann fing sie sich.
»Das hätte ich auch allein geschafft«, blaffte sie erbost und riss ihm die Karte wieder aus der Hand.
Er ignorierte ihre zornigen Worte und lächelte sie an, als hätte sie sich bedankt.
In Wahrheit war sie durchaus dankbar, dass die Tür nun offenstand, doch das würde sie ihm nicht sagen.
»Hab ich gerne gemacht.«
Dann schritt er davon, ohne sie noch einmal anzusehen.
In ihr tobte es einmal mehr. Sie fühlte sich bevormundet und wie ein Kind behandelt. Sie konnte das nicht leiden.
Und doch wusste sie, dass der wirkliche Grund für ihren Ärger etwas völlig anderes war.
Sein Blick machte sie nervös. Unter dem unheimlichen, wissenden Ausdruck seiner Augen, fühlte sie sich seltsam bloß und ungeschützt. Als könne er direkt in ihr Herz schauen und betrachten, was sie darin zu verstecken suchte. Sie hatte es in der Halle das erste Mal verspürt und jetzt wieder. Es brachte ihr Innerstes in Aufruhr. Sie wollte nicht, dass er sie so ansah, es machte ihr Angst und Angst hatten nur die Schwachen.
»Du bist doch irre!«, schrie Eben ihm wütend hinterher.
Hunor blieb stehen.
Sie zuckte unwillkürlich zurück, als er sich zu ihr umwandte, dabei war sein Gesicht genauso freundlich, wie es immer gewesen war.
Er legte den Kopf leicht schief, als lausche er dem Echo ihrer Worte, doch bevor er antworten konnte, rannte sie geradezu in ihr Zimmer und knallte die Tür hinter sich ins Schloss.
Schwer atmend lehnte Eben sich dagegen.
Was war bloß los mit ihr? Warum vermochte es dieser Junge allein durch seinen Blick sie so aus der Fassung zu bringen?
Wieso hatte sie eine solche Angst vor ihm?
Irgendwo in sich wusste sie warum und dass es nicht nur war, weil sie das Gefühl hatte, er könne auf den Grund ihrer Seele blicken.
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Totengötter sterben nicht
FantasyLeseprobe😊 »Du bist Ebonique?« »Mein Name ist Eben und wenn du nicht mit meinem Schwert im Bauch enden willst, nennst du mich besser auch so.« Eben, die gefürchtete schwarze Kriegerin, Tochter des Osiris, hat der Welt den Rücken gekehrt. Sie verbri...