The last Twin

Kapitel 6

"Da ist es." Ich nehme das Buch aus der Nische. Ich stecke es in die Tasche.

Der Jutesack steht zum Glück immer noch im Keller. Ich nehme die beiden Säckchen mit dem Geld heraus und lege sie zu meinem Buch in die Tasche. Die Decke packe ich ebenfalls ein. Dann gehe ich nach oben. Ich komme am Spiegel vorbei und schaue hinein. Immer noch kein Spiegelbild. Es wird auch nie eins geben. Nie werde ich normal sein. Nie werde ich ein einfaches und normales Leben leben können.

Ich schüttle den Kopf und sprinte nochmal in den Keller, um die Esswaren in meine Tasche zu legen.

"Niall? Niall!" Kathrine!

Ich verlasse sofort den Keller und das Haus. Kathrine steht dort und hat die Halfter von Layla und Ben in der Hand. Dabei deutet sie in den Wald.

Zwischen den Bäumen blitzt immer wieder etwas silbernes auf.

"Mist! Die Ritter sind schon in der Nähe! Lass uns verschwinden!"

Ich nehme Bens Halfter an mich und steige sofort auf. Kathrine klettert auf Layla und schaut mich an.

Ich werfe noch einen letzten Blick auf die Hütte, die ungefähr 20 Jahre lang mein zu Hause war.

Dann reite ich los. Auf ins Unbekannte und Neue.

Ab jetzt bin ich wahrscheinlich die meistgesuchte Person in diesem Land.

"Da ist eine Höhle." Kathrine deutet auf ein Loch in der Felswand.

Müde nicke ich und halte auf den Unterschlupf zu.

Vor der Höhle steige ich von Ben ab und betrete die Höhle.

In meiner Hand flammt eine kleines Feuer auf, um etwas Licht zu spenden. "Wir sollten uns hier etwas ausruhen Niall. Vorallem du", meint Kathrine.

"Mir geht es gut", erwiedere ich schwach. Sie schüttelt den Kopf und sagt: "Leg dich hin und schlaf ein wenig. Ich passe auf die Pferde auf und wenn etwas ist, wecke ich dich."

Ich nicke und gebe ihr Bens Halfter. Dann nehme ich die Decke und Billy aus der Tasche.

"Endlich", murmelt er. Ich breite die Decke auf dem Boden aus und lege mich hin. Da fällt mir noch was ein.

Ich stelle mir ein kleines Feuer vor, das unter der Höhlendecke schwebt und die Umgebung in ein warmes oranges Licht taucht.

In der Dunkelheit erstrahlt zuerst nur ein kleiner Funken. Dieser wird aber immer grösser, bis die Flamme etwa so gross wie ein Teller ist.

Beruhigt lege ich mich hin und schlummere auch schnell ein.

"Bitte Vater, tu das nicht!"

Zornig blickt der König zu Kathrine, dann zu mir. "Er hat dich entführt! Er hat dich bedroht und ausserdem ist er ein Twin! Abschaum!"

Kathrine blickt zu mir und öfnnet ihren Mund, doch ich werfe ihr einen Blick zu, der soviel sagt wie, lass es sein.

Sie schliesst den Mund wieder und schaut mich traurig an.

"Ich verurteile dich hiermit zu Tode! Deine Hinrichtung wird morgen stattfinden." Der Köbig lächelt zufrieden mit sich selbst.

"Nein", schluchzt Kathrine. Sie weint.

Ich werde auf die Beine gezerrt. Einen letzten Blick werfe ich noch auf Kathrine, bevor die grosse Flügeltür sich hinter mir schliesst. Es geht zurück zu meiner Zelle.

Dem Tod entgegen schauend, setzte ich mich in eine Ecke.

Ich erinnere mich an die schönen und schlechten Dinge in meinem Leben.

Da fliegt mir eine Frage durch den Kopf.

Wieso haue ich nicht ab? Angestrengt denke ich nach.

Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Mensch sein will. Ohne magische Kräfte und mit Spiegelbild.

Die Tür wird aufgerissen und Kathrine stürmt herein. Sie fällt mir um den Hals. Hinter ihr erkenne ich Liam.

Kathrine kann gar nicht aufhören zu weinen.

Sie murmelt immer wieder ein 'Es tut mir Leid'.

Liam tritt näher und greift nach ihrem Arm, um Kathrine nach draussen zu zerren. Sie klammert sich mit einem Arm an mich fest.

"Nein! Lasst mich!"

Liam ist stärker als sie und schafft es Kathrine nach draussen zu bringen.

"Niall! Niall! NIALL!"

Schweissgebadet wache ich auf. Es war alles nur eun Traum. "Kathrine", murmle ich. Sie kniet neben mir.

"Ich bin da Niall."

Langsam setzte ich mich auf. "Wow!" Das war echt ein komischer Traum. Ich öffne meinen Mund und werde jedoch unterbrochen. "Abschaum", zischt jemand. Kathrines und mein Kopf drehen sich blitzschnell Richtung Höhlenausgang. Dort steht Liam mit den anderen Rittern. Liam kommt auf uns zu, packt Kathrine und zieht sie von mir weg. "Lasst mich!", schreit sie den Ritter an. Etwas erschrocken lässt er sie los. Kathrine läuft wieder zu mir und stellt sich schützend vor mich. "Was soll das?" Liam ist eindeutig verwirrt und wütend. Doch der verwirrte Ausdruck weicht schnell und er zischte: "Kathrine, er hat Euch entführt! Er ist GEFÄHRLICH!" Kathrine laucht auf. "Meint Ihr wirklich, dass Niall mich entführen würde?" Sie schüttelt den Kopf. Langsam stehe ich auf, bleibe jedoch hinter Kathrine stehen.

Ich konzentriere mich. Ein Ritter nach dem ander sackt zusammen, bis nur noch Liam dort steht.

Auch ich falle zu Boden und bleibe liegen. Meine Sicht verschwimmt und verdunkelt sich. Eindeutig zu viel Magie...

Ich erkenne nur Kathrines schemenhafte Figur und ihre panische Stimme, die meinen Namen ruft.

Dann bin ich weg.

"Niall, komm schon. Du darfst mich nicht allein lassen", spricht eine leise Stimme. Ich spüre einen Druck auf meiner Hand. Langsam werden die Geräusche um mich herum lautet. Ich öffne vorsichtig meine Augen.

"Wo... wo bin ich? Und was ist passiert?" Meine Stimme ist noch schwach.

"Niall!" Zwei Arme schlingen sich um mich. Verwirrt mustere ich meine Umgebung. Dann fällt mein Blick auf die junge Frau, die mich umarmt. Ich lege meine Hände sanft auf ihren Rücken. "Kathrine."

Sie schaut mich mit grossen blauen Augen an. "Was ist passiert?", wiederhole ich meine Frage.

"Die Ritter sind einfach so zusammen gesunken und du hast auf einmal auf dem Boden gelegen. Wir haben dich dann vor die Höhle gebracht und..." Ich unterbreche Kathrine. "Wir?"

Ihr Blick gleitet zu Boden und sie nuschelt etwas vor mich hin.

"Wie bitte?"

Dieses Mal wird der Satz gemurmelt.

"Kathrine?", frage ich nach.

Sie seuftz. "Liam und ich."

Mein Mund klappt auf.

"Er wollte mich schon etwa dreimal töten!"

Kathrine legt ihre Hand auf mein Brust und drückt mich leicht zurück zu Boden, da ich mich gerade aufrichten wollte.

"Wenn er es dieses Mal gewollt hätte, hätte Sir Liam es bereits getan."

Da hatte Kathrine recht.

Ein Glitzer am Rand meines Blickfeldes, zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Sir Liam schleppt einen Ritter aus der Höhle.

"Und was machen wir jetzt?" Fragend deute ich auf Sir Liam.

"Er will mitkommen."