Thranduil POV
Der Pavillon ist bereits gedeckt, als ich eintrete. Und ich setze mich auf meinen Platz an der Tafel. Wenig später höre ich Schritte und eine Magd öffnet die Tür. Schnell schlüpft Avalon hinein und schlägt die Tür zu, bevor diese noch ein Wort sagen kann. Ihr Haar duftet nach Pfirsichblüten und Nektar. Ihre blasse Haut sieht rein aus. "Ich verstehe nicht, wie ihr hier das aushaltet.. Sich von Anderen waschen lassen." Sie erschauert und ich muss lachen. "Ist es unüblich in deiner Zeit?" "Unüblich? Nur kleine Kinder werden gewaschen. Und alte Menschen, die selbst zu schwach sind, um es zu tun.", sagt sie und ich schmunzele. Erst jetzt bemerke ich ihre Kleidung.. Solche Kleider existieren hier nicht. "Ich habe meinen Koffer wieder erhalten, mit dem ich hier angekommen bin. Ich wäre am nächsten Tag verreist, eine alte Freundin besuchen.", erklärt sie, meinen Blick bemerkend. "Ich dachte du magst keine Kleider?" "Tue ich auch nicht. Die, die die Frauen hier tragen sehen scheußlich aus, tun nichts für meine Körperfigur und sehen unbequem aus. Das hier ist eine Lage Stoff der eng an meinem Körper liegt.", meint sie und kommt zu mir zum Tisch, setzt sich an ihren angedachten Platz an meiner Rechten. "Dein Haar..", murmele ich und schaue sie an. Fragend hebt sie ihre Augenbrauen. "..darf ich es berühren?" Sie schaut mich kurz verwirrt an, dann lacht sie. "Ihr müsst nicht fragen. Natürlich dürft ihr. Mich stört es nicht.", lacht sie und ich lange nach den dicken roten Strähnen, lasse meine Finger hindurchgleiten. Sie sind weich und gesund. Perfektes Haar zum flechten. Sie lächelt und schlägt sanft auf meine Finger. "So sehr ich es auch genieße, wenn jemand mit meinem Haar spielt, ich laufe euch nicht weg und ich will meinen Hunger stillen.", sagt sie und ich schmunzele. Wir essen in harmonischer Stille, dann setzen wir uns gemeinsam auf eine Liege und ich beginne, die langen Wellen zu flechten. Irgendwann legt sie ohne zu zögern ihren Kopf auf meinen Oberschenkel, schließt ihre Augen. "Ich liebe das Gefühl, wenn jemand mit meinen Haar spielt.", murmelt sie und ich schmunzele. "Wie alt bist du?" "27.", antwortet sie. "Wärst du ein Elb, wärst du gerade ein Kind." Sie lächelt. "Ich bin aber ein Mensch. Und ich sterbe wahrscheinlich noch bevor ich 100 bin." Ich blinzele erschrocken. Sie spricht so unerschrocken vom Tod.. Als seie er ein alter Freund. "Du fürchtest ihn nicht?" "Wenn das Leben grausam zu dir ist, so scheint der Tod einem wie ein sanfter Liebhaber.", sagt sie und blickt hoch in meine Augen. "Entschuldigung. Ich wollte dich.. Ich meine euch.. Nicht verletzen." Ich schüttele meinen Kopf. "Reden wir von etwas anderem. Kannst du singen?" Sie nickt leicht. "Gut genug für meine Freundinnen zumindest. Möchtet ihr ein Lied hören?" Ich nicke. Sie räuspert sich leicht und beginnt.
In einer mit fremden Sprache beginnt sie zu singen. Sanft legt sie ihre Hand auf ihre Brust, schließt ihre Augen. Ich habe noch nie in meinem langen Leben etwas so schönes gesehen. Noch nie Worte gehört, die von so viel Gefühl zeugen. Schließlich öffnet sie ihre Augen wieder und ich fühle eine Träne über meine Wange gleiten. Ihre Stimme hat das bewirkt? Sie streckt ihre Hände nach mir auf und das sowieso bereits unschicklich kurze Kleid rutscht noch ein Stück höher. Ihre Finger streichen meine Tränen von meinen Wangen. "Warum weint ihr?" "Weil solch Schönheit niemals sterben sollte." "Jeder und alles stirbt. Ob nun die Hülle oder die Seele im Inneren. Ich bin vielleicht nur ein Stern im Nachthimmel der erleuchtet, nur um wieder zu vergehen, aber nichts ist gemacht für die Ewigkeit. Dafür ist kein Lebewesen geschaffen. Worte, Ideen, Lieder. Sie sind unsterblich. Erinnerungen. In ihnen ist jede Person die uns verlassen hat noch bei uns. Ich will lieber sterblich sein als unendlich. Denn auch meine Geschichte muss irgendmal ein Ende finden, damit sie nicht schmeckt wie altes Brot, auf dem man Jahrelang herumkaut, es ist längst zu Wasser im Mund geworden und hat seinen Geschmack verloren. Ihr solltet nie um die trauern, die dazu geboren werden zu sterben, denn immerhin wissen sie den Grund hinter ihrer Existenz." Ihre Worte sprechen trotz ihres Alters von großer Weisheit und ihre dunklen Augen funkeln mit jedem Wort. "Was kommt nach dem Tod?" "In meiner Welt gibt es viele Theorien. Manche davon mit den Völkern und alten Göttern umgekommen. Die Christen, Muslime und Juden sagen, wenn man gutes im Leben tat, kommt man in den Himmel zu Gott. Der Himmel ist das Paradies. Man kehrt zurück zu seinem Schöpfer. Wenn man böse war und gesündigt hat, kommt man in die Hölle zum Teufel, der einen für seine Sünden bestraft, in einen Kessel sperrt und man dort bei lebendigem Leibe brennt. Die Budisten sagen, man kann als alles auf der Welt wiedergeboren werden. Eine Ameise, ein Baum, ein Vogel. Die Hinduisten sagen, wenn man ein guter Mensch war, wird man wiedergeboren in einen höheren Stand. Wenn man schlecht war, in einen niedrigen Stand. Die alten Griechen sagten, wenn man brav den Göttern opfert, so behandelt man die Seele gut in der Unterwelt und es geht einem gut. Und wenn man dies nicht war, erwarten einen dort Qualen bis in alle Ewigkeit. Die alten Ägypter sagten, dass in der Unterwelt das Herz mit einer Feder auf wiegt die, frei von Sünde dürfen fortschreiten ins Paradies. Denen, deren Herz schwerer ist, wird der Zutritt verweigert. Sie sind verdammt. Ich selbst glaube an keine dieser Dinge. Ich glaube nicht, dass unsere Welt von einem Gott oder mehreren Göttern geschaffen wurde. Ich glaube an die Wiedergeburt. Das wieder-Fleisch-werden. Reinkarnation. Nach dem Tod sucht sich unsere Seele ein neues Gefäß. Meist Verwandte. Man wird wiedergeboren. Der Tod ist wie ein einschlummern und wieder aufwachen am Anfang des vorherigen Lebens mit dem ersten Augenaufschlag des neuen Körpers. Dem ersten Schrei, wie ein Gähnen nach erholsamen Schlaf. Wenn man so glaubt.. Fürchtet man den Tod nicht." "Eine Art Kreislauf meinst du? Man verlässt das Leben durch die selbe Tür, durch dir man einst ins Leben kam.", sage ich, es für mich verständlicher formulierend. Sie nickt. "Genau so. All das, dass ihr in eurem jetzigen Leben sammelt an Erfahrungen, all das sammeln wir Sterbliche in vielen. Und irgendwann ist es uns gleichgültig, ob der Mensch den wir lieben Mann oder Frau ist. Ob man selbst als Mann oder Frau angesprochen wird. Ob man Frauen oder Männerklamotten anzieht. Man liebt einfach. Und wenn man liebt, lebt man. Ich bin vor langer Zeit an diesem Punkt angelangt. Mir ist es auch gleichgültig ob ihr ein König seid. Oder ob ihr ein Sklave wäret. Ihr seid mein Freund geworden. Und ich würde es nicht anders haben wollen." Freundschaft. Etwas, was mir seit Jahrtausenden keiner mehr anbot. Nicht außerhalb von dem Gedanken einer Allianz. Sie bietet es mir an. Ohne einen Hintergedanken haben zu können. Ein kleines Lächeln huscht über meine Lippen. Freunde..
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I AM DANGER [Thranduil]✔
FanfictionSie war nicht von dieser Welt. Wortwörtlich. Aber sie hatte diesen charmanten Charakter kombiniert mit einer Prise Respektlosigkeit, Narzissmus und jeder Menge Sarkasmus.. Hobbit Part abgeschlossen. Herr der Ringe Fortsetzung wird noch ein Weilchen...