Jason Blossom wollte Drogen für die Serpents verkaufen. Wieso? Die Blossoms sind die reichste Familie der Stadt. Es kann ihm unmöglich um Geld gegangen sein. Ein Akt der Rebellion? Was auch immer es gewesen ist, es war ihm wichtig. Niemand würde ohne triftigen Grund auf der Southside auftauchen und FP, den Boss der Serpents, darum bitten, als Drogenkurier auf der Northside zu fungieren. Niemand.
„Hör auf, das erklären zu wollen", sagt Jughead genervt, „wir werden niemals erfahren, was er sich dabei gedacht hat. Vielleicht wollte er das Zeug für sich und seine Freunde."
Ich zucke mit den Schultern. Wir haben geschworen, kein Wort mehr darüber zu verlieren. Jason war nie bei FP, wir haben ihn nie gesehen. Keiner unserer Freunde wird je erfahren, was wir wissen. Es würde einen Krieg zwischen North- und Southside heraufbeschwören. Es würde meinen Vater verletzen. Es könnte alles kaputt machen.
„Tut mir leid", nuschele ich, „aber sie haben ein Kind verloren. Einen Bruder. Ich wünsche mir für sie, dass dieser Fall schnell abgeschlossen wird."
Kevin hat erzählt, dass sein Vater regelrecht an den Ermittlungen verzweifelt. Sie bitten beinahe wahllos Menschen zu Gesprächen, in der Hoffnung, jemand könne den entscheidenen Hinweis liefern. Es ist ein Glücksspiel. Die Blossoms haben ihn in der Hand und sie machen Druck. Sie wollen den Schuldigen. Auch mein Dad wird auf die Wache gebeten.
Ich warte zuhause auf ihn. Unruhig. Jughead und Betty leisten mir Gesellschaft. Sie wissen, dass mein Vater sich, vielleicht mehr als andere Einwohner, an die Spielregeln hält, weil er weiß, dass ihn ein kleiner Fehltritt das Leben kosten kann, das er sich so hart erarbeitet hat. Anfangs hatte Bettys Mutter Alice die größten Vorbehalte gegen ihn, aber mittlerweile beobachtet sie seinen Werdegang eher mit Wohlwollen.
„Das wird alte Wunden aufreißen", sage ich leise, „die Menschen reden. Sie wissen, dass er ein Serpent ist. War."
„Früher oder später werden sie sowieso auf der Southside ermitteln", grübelt Betty. Ich krümme mich kaum merklich zusammen. Jughead wirft mir einen warnenden Blick zu. Schon gut, Jones, ich sage nichts.
„Wo sie nichts finden werden", sagt Jughead ruhig, „jemand wie Jason Blossom gibt sich nicht mit den Southside Serpents ab."
Und weil die Serpents zusammenhalten, würden sie ohnehin nichts finden, dass das Gegenteil beweist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Sheriff Keller mich zum Gespräch bittet. Ich sehe mich schon auf einem Stuhl in einem grauen Raum sitzen, klischéehaft angeleuchtet von einer Lampe, Schweißperlen auf der Stirn. Wie viele Sekunden würde ich standhaft bleiben, bevor ich einknicken und mit der Wahrheit rausplatzen müsste? Fünf vielleicht. Er müsste nicht mal besonders tief bohren. Mein Vater hat bei einem ihrer Stammtische sicher erwähnt, wie schlecht seine Tochter lügen kann und das er sich deshalb weniger Sorgen um sie machen muss.
„Wahrscheinlich hast du recht", sagt Betty nachdenklich, „was meint ihr, wie er gestorben ist?"
Hin und wieder überrascht sie mich mit ihrer morbiden Seite. Aber ich muss zugeben, dass ich es auch gerne wüsste. Es lässt mir keine Ruhe. Ständig denke ich an die abgedeckte Leiche. Ich träume von ihr. Im Traum weht der Wind die schwarze Plane fort und ich sehe Jasons Gesicht. Seine weit aufgerissenen Augen. Dann wache ich auf. Jedes Mal.
„Es steht spätestens übermorgen auf der Titelseite des Registers", sagt Jug rau. Scheinwerfer leuchten ins Wohnzimmer. Ich renne zur Tür und reiße sie auf. Natürlich ist bei dem Verhör nichts weiter rausgekommen, als das Dad Jason nur vom Sehen kannte und am Tag seines Verschwindens auf einer Baustelle gearbeitet hat, die außerhalb der Stadt liegt.
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Sinners
FanfictionEine Kleinstadt, eine Gruppe Teenager und ein Mord. Nachdem Jason Blossoms Leiche aus dem Sweetwater River geborgen wird, ist nichts mehr wie vorher. Jeder von ihnen hat ein Geheimnis. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie an die Oberfläche gespül...