Silence Is Golden

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„Dad?"

Die Haustür fällt ins Schloss. Aber es ist nicht mein Vater, der kurz darauf in meiner halb geöffneten Zimmertür erscheint. Es ist Jughead. Erstaunt richte ich mich auf.

„Du bist da", sage ich verblüfft. Doch ich bin erleichtert, ihn zu sehen. Normalerweise dauert es Wochen, bis wir uns versöhnt haben. Wir sind beide zu dickköpfig für den ersten Schritt. Dieses Mal ist es anders. Es ist ernster.

„Kann ich reinkommen?"

„Klar", ich klopfe auf meine Bettkante. Er setzt sich. Zieht die Mütze ab. Ich bin längst nicht mehr sauer auf ihn. Die Wut ist in dem Moment verpufft, in dem ich die Tür zwischen mir und den Serpents geschlossen habe. Nicht Jug ist das Problem. Sie sind es.

„Es ging um die Serpents", erklärt er, „die Drogen ... Jason wollte in das Geschäft einsteigen. Er hat mich danach gefragt. Was hätte ich tun sollen?"

„Er wollte Drogen?"

„Er wollte sie verkaufen. Auf der Northside. An der Schule", er zuckt mit den Schultern, „er war auf der Southside. Bei meinem Vater."

„Denkst du, die Serpents haben ... was damit zutun?", ich traue mich kaum, zu fragen. 

„Keine Ahnung."

Ich lasse mich zurück in meinen Kissenberg sinken.

„Heute waren drei von ihnen hier. In unserem Alter. Sie wollten zu dir", erzähle ich, während ich an die Decke starre. Jughead reibt sich mit einer Hand das Gesicht.

„Ich soll dir sagen, dass du den Mund halten sollst, sonst ...", Pause, „das hat was mit Jason zutun, oder?"

„Ich kümmere mich darum."

„Seit wann lässt du dir nicht mehr von mir helfen?"

„Dieses Mal nicht", sagt er. Kann sein, dass er recht hat. Das ich ihm keine große Hilfe sein werde. Ich bin die schlechtere Lügnerin von uns. Ich bin allerdings auch Diejenige, der am wenigsten entgeht. Deshalb wache ich mitten in der Nacht auf, als Jug das Haus verlässt. Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Es gibt nur einen Ort, an den er wollen kann. Und ich halte das nicht für die beste Idee.

„Jug! Warte!"

Ich wollte ihm hinterherlaufen, ohne mich bemerkbar zu machen, aber ich weiß, dass er längst gemerkt hat, dass ich ihm folge. Ich mache es für uns beide weniger peinlich, wenn ich meine "Tarnung" auffliegen lasse.

„Verdammt, Sienna", er bleibt stehen, „was machst du hier?"

"Was machst du hier?"

„Ich muss mit meinem Vater reden."

„Du spazierst einfach in den Trailerpark und klopfst an? Wirklich?"

Er liefert sich aus, wenn er das tut.

„Wir haben das schon tausend Mal gemacht", erinnert er mich schroff, „seit wann hast du Angst vor Serpents?"

„Habe ich nicht", ich laufe an ihm vorbei, „dann mal los."

Diskussionen sind zwecklos. Wir laufen nebeneinander durch die totenstillen Straßen. Über die alten Bahngleise. Ins Serpentgebiet. Ihnen direkt in die Arme. Es sind die selben drei Typen, die schon vor unserem Haus gewartet haben. Nur kommen sie mir jetzt noch größer und noch bedrohlicher vor. Aus dem schützenden Schatten der heruntergekommenen Trailer stürzen sie sich ohne Vorwarnung auf Jughead. Ich werde unsanft zur Seite gestoßen.

„Lasst ihn los!", schreie ich. Meine Stimme überschlägt sich. Sie schubsen ihn zu Boden. Jughead würde wollen, dass ich weglaufe. Aber ich laufe nicht. Zumindest nicht nach Hause. Ich wünschte, ich wüsste schneller, was zu tun ist. Eingreifen oder Hilfe holen, dazwischengehen, schreien, die Polizei rufen?

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