Wieder habe ich einige Zeit verstreichen lassen, bevor ich dir nun schreibe. Ich brauchte die Zeit zum Nachdenken. Ich habe Lina an diesem Abend noch angerufen und ihr von Marta erzählt. Erst sagte sie gar nichts, aber dann meinte sie, dass es eine tolle Idee wäre, mal wieder auszugehen mit einer Frau. Sie möchte, dass ich wieder glücklich bin und dir nicht jahrelang nachtrauere. Sie hat mich regelrecht dazu aufgefordert, Marta zu treffen. Natürlich sagte sie, dass es für uns alle ungewohnt sein wird, aber wir werden uns damit abfinden.
Also traf ich Marta einen Tag später. Wir gingen in ein Restaurant. Es war klein und gemütlich und das Personal war sehr aufmerksam. Ich war früher als sie beim Restaurant und als sie auf mich zukam, musste ich automatisch lächeln. Sie sah wirklich hübsch aus. Sie hat richtig dunkelbraune Haare, grüne Augen und ist ein Stück größer als ich. Ihre Ausstrahlung ist authentisch und sie gehört zu dem Typ Frau, der tragen kann, was er will. Er würde trotzdem gut aussehen. So ein Typ warst du auch. Du hättest bei der Hochzeit einen Kartoffelsack tragen können und wärst trotzdem die schönste Braut der Welt gewesen.
Als sie nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt war, war sie sehr schüchtern. Sie wusste nicht, wie sie mich begrüßen sollte und deshalb ergriff ich die Initiative und nahm sie in den Arm. Ihr Parfüm roch sehr gut, das habe ich vorher noch nie gerochen. Aber es war dezent aufgetragen. Ich genoss diesen Augenblick, dann gingen wir ins Restaurant und das Eis war mit dieser Umarmung gebrochen. Wir haben viel erzählt und gelacht und ich erfuhr viele Dinge über sie. Sie vertraute mir an, dass ihre letzte Beziehung schon eine Weile her ist. Immer wieder tauschten wir intensive Blicke aus und ich muss gestehen, dass es schöne Gefühle waren, die meinen Körper durchfluteten.
Ich übernahm die Rechnung und wir gingen danach noch etwas spazieren. An diesem Abend passierte nichts zwischen uns, auch wenn ich es mir vielleicht gewünscht hätte. Aber ich wollte es langsam angehen lassen. Wir waren dann tatsächlich noch über eine Stunde spazieren. Ich genoss die Zeit mir ihr sehr. Zum Abschied umarmten wir uns wieder und ich fuhr nach Hause. In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Ich war so aufgewühlt. Ich wusste nicht, wohin es führen würde.
Immer wenn wir uns in der Schule sahen, waren wir nur Kolleginnen. Wir erzählten nichts von unseren Treffen, denn sie wollte es noch nicht, was ich verstehen kann. Aber immer wieder warfen wir uns vielsagende Blicke zu. Und mit der Zeit bekam ich... Herzklopfen. Greta, verstehe mich nicht falsch. Du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben. Und ich bin so durcheinander deshalb. Ich liebe dich, aber ich merke, dass ich mich immer mehr zu Marta hingezogen fühle. Es fühlt sich gut an. Ich werde die Gefühle zulassen, es bringt mir nichts, mich an alten Dingen festzuhalten.
Sie hat in mir etwas berührt, was nur du konntest. Sie ist kein Ersatz für dich. Das wird nie jemand sein und soll auch niemand sein. Du bist Greta. Sie ist Marta. Ich trenne diese beiden Sachen voneinander. So gut es eben geht. Wir haben uns in den letzten Wochen häufiger getroffen. Und auch da ist nie etwas zwischen uns passiert. Ich wollte mir wirklich die Zeit nehmen, um herauszufinden, ob es eine Zukunft hat. Ja, du hast richtig gelesen: Zukunft. Ich kann wieder an die Zukunft denken und mich auf sie freuen.
Gestern Abend war sie mich besuchen. Lina und Felix haben auf Henriette aufgepasst. Bisher hat sie Henriette einige Male kurz gesehen, aber meistens war sie immer bei Lina, wenn wir uns trafen. Wir sahen uns einen Film an und kuschelten uns aneinander. Mitten im Film hat sie sich aufgesetzt und mich angeguckt. Sie hat mich einfach nur angeguckt. Ich habe ihre Gefühle irgendwie... gespürt. Und ich wusste, wonach sie sich sehnte, denn so ging es mir auch. Unsere Lippen bewegten sich langsam aufeinander zu und dann waren sie vereint. Sie schmeckten ganz anders als deine Lippen, was gut war. Anders, aber trotzdem ausgezeichnet. So kam es zu unserem ersten Kuss gestern. Danach folgten noch viele weitere Küsse, aber dabei blieb es dann auch. Wie gesagt, ich möchte nichts überstürzen. Die Küsse waren der Wahnsinn. Irgendwann fuhr sie nach Hause. Ich wollte noch nicht, dass sie bei mir blieb über Nacht und dafür hatte sie Verständnis.
Als ich dann ins Bett ging, dachte ich noch lange nach. Ich kam zu dem Entschluss, dass unser Bett die besten Zeiten hinter sich hat. Wir hatten so viel Sex in diesem Bett und es fühlt sich nicht richtig an, es in diesem Raum stehen zu haben, deshalb werde ich mich bald darum kümmern, dass es entsorgt wird. Es hört sich vielleicht negativ an, aber ich glaube, du weißt, was ich damit meine. Wir haben es ja ebenfalls durchgemacht mit deinem Ehebett. Wir mussten uns auch ein neues Bett kaufen, um mit dem Kapitel von dir und Paul abzuschließen und so geht es mir nun, nur dass ich mit unserem Kapitel abschließe.
In Liebe
Amelie
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In Liebe, Amelie || gxg
RomanceACHTUNG SPOILERGEFAHR! Ich würde euch ans Herz legen, erst die Geschichte »The way I feel for her« zu lesen, denn das hier ist eine kleine Erweiterung. Amelie kann nicht zufriedener sein. Sie und Greta führen ein glückliches Leben, auch wenn der A...