Kapitel 7
Sichtwechsel:
Nachdenklich machte ich mich auf den Weg zu meinem Wagen. Ich musste noch immer an die skurrile Szene von Seth und Edward denken. Ich hätte das Ganze überhaupt nicht mitbekommen, wenn Quil mir nicht so wenig Beachtung geschenkt und so auffällig zu den beiden hinüber gesehen hätte. Edward hatte Seth grob vor sich her, in Richtung des angrenzenden Waldes an den Schulparkplatz, geschubst. Seth’s und mein Blick hatten sich kurz getroffen und für einen kurzen Moment hatte ich Quil neben mir vergessen. In Seth’s Blick war so wenig von dem gewesen, was ich kannte. Seine Augen hatten irgendwie animalisch ausgesehen, dies war das Adjektiv, das seinen Ausdruck am besten beschrieb. Ich meinte auch gesehen zu haben, dass er am ganzen Körper zitterte, doch ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Ich musste mich getäuscht haben und doch ließ mich der Gedanke an den völlig verstörten Seth nicht mehr los. Ich schüttelte den Kopf und öffnete die Fahrertür.
„Mum? Dad?“, rief ich und stieß die Haustür auf. Es blieb still. Natürlich… Ich überlegte einen Wimpernschlag, ob es ein Fehler gewesen war ihre Nachricht von heute Morgen nicht gelesen zu haben.
„So ein Quatsch! Sie haben doch eigentlich immer die gleichen Ausreden: …muss länger im Büro bleiben…; Geschäftsessen…; wichtiger Termin…“, äffte ich meine Eltern nach. Überrascht hielt ich inne. Soweit hatten meine Erzeuger mich also schon gebracht, ich unterhielt mich laut mit mir selbst. Frustriert pfefferte ich meine Schultasche in eine Ecke und schlüpfte aus meinen Schuhen. Ich ging zum Kühlschrank, nahm mir einen Jogurt und holte einen Löffel aus der Besteckschublade. Mit meiner ‚Beute‘ schlurfte ich ins Wohnzimmer und ließ mich auf das Sofa plumpsen und schaltete den Fernseher an. Ich schaltete verschiedene Sender durch und stellte resignierend fest, dass wie immer nur Schrott lief. Ich stellte mir vor, was für ein jämmerliches Bild ich abgeben musste. Wie von allein wendeten sich meine Gedanken wieder Seth zu. Was hatte Renesmee behauptet? Ich würde ihn mögen? Ich schüttelte abfällig den Kopf. So eine Schnapsidee… Andererseits konnte ich mir dieses Gefühl nicht erklären, was mich beschlich seitdem unsere Blicke sich heute gekreuzt hatten. Es war ein unheimlich intimer Augenblick gewesen und ich spürte bis jetzt noch diese Verbundenheit. Wenn ich ehrlich war, machte mir das ein wenig Angst, so ein Gefühl hatte ich noch nie gefühlt! Seit diesem Moment kam es mir so vor, als würde ich Seth schon ewig kennen, aber das konnte doch nicht sein…Ich war ratlos, ich hatte keine Erklärung dafür was mit mir passierte…
Sichtwechsel:
Nervös knetete ich meine Hände und rutschte auf dem Sofa hin und her. Ich war nicht die einzige die unruhig war, Jacob lief die ganze Zeit im Zimmer auf und ab, Leah hatte sich ins Esszimmer verzogen, aber alle hier konnten hören wie sie mit den Fingern auf dem Tisch trommelte. Quil hockte wie ein Häufchen Elend neben mir und sah immer wieder schuldbewusst in Richtung Esszimmer. Sogar mein Vater machte sich Sorgen, er hatte seine makellose Marmorstirn gerunzelt und konzentrierte sich, damit ihm Seth’s Gedanken nicht entgingen sollte er sich wieder unserem Haus nähern. Seit Dad ihn heute davor bewahrt hatte sich vor der gesamten Schule auf dem Parkplatz zu verwandeln hatte Seth sich nicht mehr zurück verwandelt. Er hatte sich inzwischen soweit von uns entfernt, dass seine Gedanken nicht mehr für meinen Vater zugänglich waren. Natürlich konnten sich die Wölfe jeder Zeit verwandeln und somit Seths Gedanken hören, doch Seth hatte sich in seinen Gedanken gegenüber Jacob wohl sehr deutlich ausgedrückt und ihm klar gemacht, dass er zur Zeit keine Unterhaltung wünschte und natürlich würde Jacob nichts machen, was gegen den Willen einer seiner Rudelmitglieder war. Meine Mutter kam ins Zimmer und huschte lautlos zu meinem Vater. Sie warf mir ein liebevolles Lächeln zu und ich versuchte es so unverkrampft wie möglich zu erwidern. Ich hatte zwar immer meine Schwierigkeiten mit Seth gehabt, aber er war trotzdem irgendwie ein Teil dieser Familie, zugegeben einer ziemlich skurrilen Familie. Nach und nach trudelten auch Emmet, Rosalie, Carlisle und Esme ein. Sie waren heute direkt nach Unterrichtsschluss auf die Jagd gegangen und hatten von dem ganzen Chaos noch überhaupt nichts mitbekommen. Als letztes betraten Alice und Jasper den Raum. Mein Vater erklärte knapp, was geschehen war, wobei Quil immer wieder mal ein: „Ich konnte nichts dafür.“ einwarf. Carlisle und Esme tauschten, nachdem Dad mit der Erzählung geendet hatte, einen mitleidigen Blick aus. Emmet versuchte nicht allzu sehr zu grinsen und Rosalie schien wie immer total unbeeindruckt. Ich nahm es ihr nicht übel, sie konnte nun mal nicht allzu viel mit den Wölfen anfangen, obwohl man ihr zu Gute halten musste, dass sie sich bemühte mit Jacob auszukommen seit er und ich offiziell zusammen waren.
„Können wir denn gar nichts machen?“, fragte ich in die Stille hinein. Meine Tante Alice ließ sich zu meiner anderen Seite nieder und legte mir eine kalte Hand auf den Arm.
„Schätzchen, so wie ich das verstanden habe, braucht Seth einfach ein wenig Zeit für sich. Vielleicht…“, sie brach mitten im Satz ab und erstarrte. Ihr Blick wurde ausdruckslos.
„Alice?“, fragte ich, obwohl ich genau wusste, dass ich keine Antwort erhalten würde. Sie hatte eine Vision.
„Alice, was ist los?“, sprach Jasper mit eindringlicher Stimme.
„Ich kann nichts sehen…“, wisperte meine elfenhafte Tante mit brüchiger Stimme. „Unserer aller Zukunft hängt von ihr ab!“ Ich hatte keine Ahnung wovon sie sprach.
„Von wem hängt sie ab?“, hakte Jasper nach.
„Ich kann sie nicht richtig erkennen….es ist alles so…verschwommen.“, hauchte Alice.
„Konzentrier dich, wer ist sie?“
„Claire.“, sagte mein Vater trocken. „Es ist Claire. Sie sieht verwischt aus und mehr als ihr Gesicht ist unmöglich zu erkennen.“, erklärte er das Bild, was er in den Gedanken meiner Tante sah. Diese meldete sich jetzt auch wieder zu Wort.
„Sobald diese Version verblasst, werde ich blind sein, das weiß ich genau. Unsere Zukunft hängt von ihr ab und sie kann ich nicht in meinen Visionen sehen. Es ist als wäre sie ein Wolf.“ Wir sahen uns alle verwirrt an. Claire, ein Wolf? Wohl kaum. Das hätten wir doch gemerkt! Vor allem die Vampire in meiner Familie, sie beschwerten sich beinahe täglich über den ‚Gestank‘ der Wölfe. Ich roch zwar keinen Gestank, doch auch ich konnte einen deutlichen Unterschied zu Vampiren erkennen. Das konnte einfach nicht sein! Aber wer oder was war Claire dann??
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Last Moment - Bis(s) zum letzten Augenblick
FanficDie 16-jährige Claire Lacriox Havering hat sich mit ihrem "Normalo" Leben abgefunden. Doch plötzlich taucht eine Gruppe Jugendlicher an ihrer Schule auf, die Claire sofort in ihren Bann ziehen. Die eine Hälfte blass und unheimlich gut aussehend, die...