Kapitel 10

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Kapitel 10

 

Ich wurde nach vorn geschleudert, als der riesige Wolf endlich anhielt. Zitternd löste ich meine Finger aus dem Fell des Ungetüms, an das ich mich geklammert hatte, während das Tier in Lichtgeschwindigkeit durch den Wald geprescht war. Millimeter waren wir an Bäumen und Steinen vorbei gezischt und jedes Mal hatte ich Todesängste ausgestanden. Was zur Hölle war hier los??

Ein tiefes Brummen aus der Kehle des Monsters, das mich hierher gebracht hatte, ließ mich zusammen zucken. Der Wolf hatte seinen Kopf in meine Richtung gedreht und sah mich mit klugen, braunen Augen an. ‚Seth’s Augen. ‘, schoss es mir durch den Kopf. Er nickte mir leicht zu und langsam ließ ich mich von seinem Rücken gleiten. Mit Beinen wie aus Gummi stand ich neben dem Ungetüm und wusste nicht was ich tun sollte. Plötzlich schüttelte sich das Vieh und rannte an mir vorbei ins Unterholz. Erschrocken sah ich ihm nach.

Ein paar Augenblicke später trat Seth aus dem Gebüsch hervor. Entsetzt starrte ich ihn an. Er war NACKT?!

„Um Himmels Willen, zieh dir gefälligst was an!!!“, schrie ich hysterisch und starrte ihn an. Seine Muskeln waren wirklich beeindrucken…Er versuchte ein halbherziges Lächeln.

„Ich hatte irgendwie mit einer anderen Reaktion gerechnet.“, meinte er. Verdutzt löste ich meinen Blick von seinem stattlichen Sixpack und sah in sein Gesicht.

„Ach ja? Hast du gedacht ich fall dir um den Hals oder ich lege mich dir zu Füßen, nur weil du so wie Mutter Natur dich geschaffen hat aus dem Unterholz kraxelst??“, fuhr ich ihn an.

„Nein, darum ging es mir eigentlich nicht. Ich dachte eher daran, dass ich mich vor wenigen Minuten vor deinen Augen in einen etwa pferdehohen Wolf verwandelt habe. Nicht gerade eine alltägliche Situation oder?“ Zugegeben in gewisser Hinsicht hatte er Recht. Natürlich hatte ich nicht vergessen, was eben passiert war, aber dass er dann auch noch so vor mir auftauchte hatte mich dann doch auch etwas irritiert.

„Jetzt zieh dir bitte endlich ne Hose an!“, forderte ich ihn auf.

„Hast du zufälligerweise eine dabei?“, fragte er bissig.

„Nein?!“

„Dann wird das etwas schwierig.“

„Warum?? Eben  hattest du doch auch…“

„Ich hatte aber leider keine Zeit meine Klamotten eben fein säuberlich zusammen zu falten und mir umzubinden!“, unterbrach er mich leicht gereizt. „Jetzt komm mit, ich fürchte ich muss die einiges erklären.“, seufzte er und setzte sich in Bewegung. Stumm lief ich, immer darauf bedacht einen gewissen Abstand zu wahren, neben ihm her.

Als wir ein kurzes Stück durch den Wald gelaufen waren, lichtete sich dieser und wir standen auf der Lichtung, auf der das Haus der Cullens errichtet worden war. Seth beschleunigte seine Schritte und ich hatte Mühe mit ihm mit zuhalten. Er lief die Veranda hinauf, durch die verglaste Tür direkt ins Wohnzimmer. Doktor Cullen und Esme saßen auf dem Sofa, erhoben sich aber sofort, als sie Seth und mich herein kommen sahen.

„Seth, was ist passiert?“, fragte der blonde Arzt alarmiert.

„Bitte Doc, geben Sie ihm erst etwas zum Anziehen.“, bat ich und wusste selbst nicht was mit mir los war. Wie konnte ich in solch einer Situation, nur an solche banalen Dinge appellieren? Ich schob es auf den Schock. Alle sahen mich erstaunt an. Dann lief Esme schnell die Treppen hinauf, um dem nackten Jungen neben mir wenigstens eine Hose zu besorgen.

„Willst du dich vielleicht setzten, Claire?“, fragte mich Seth fürsorglich und deutete auf die Couch. Ich ging hinüber und ließ mich darauf fallen. In diesem Moment kam auch schon Esme mit einer Hose und einem T-Shirt in der Hand zurück, die sie Seth gab. Er schlüpfte schnell in die Sachen.

Last Moment - Bis(s) zum letzten AugenblickWo Geschichten leben. Entdecke jetzt