Jack POV.:
Ich falle immer mehr hinter Hicks und seinem Drachen zurück, als wir uns Berk nähern. Dicke, graue Aschewolken stehen über der Insel. Ich halte mir den Ärmel meines Pullovers vor den Mund, um die beißende Luft etwas zu filtern, und fliege langsam tiefer. Ein Anflug von Panik überkommt mich, als ich Hicks nirgendwo erkenne. Doch als ich die Ascheschicht durchbreche, sehe ich ihn unter mir. Er landet im Zentrum der Verwüstung, dort, wo das Feuer am schlimmsten gewütet hat. Alles, was übrig ist, sind ein paar Mauern und die Grundrisse der Hütten, die hier einst gestanden haben.
Bei diesem nur allzu bekannten Anblick wird mir übel. Erinnerungen an den Tag, wo mein eigenes Dorf niederbrannte, steigen in mir auf, und je mehr ich versuche, sie zu verdrängen, desto stärker verwurzeln sie sich in meinen Gedanken. Das Feuer ist schon lange verloschen, und dennoch erinnere ich mich an das Fauchen der Flammen und die unglaubliche Hitze. Es ist still, bis auf den Wind und das ferne Schlagen von Flügeln. Und dennoch klingen die Schreie in meinem Kopf nach all den Jahren echt, so als würde es sich erst in diesem Moment ereignen.Konzentrier dich auf die Gegenwart, sage ich mir. Es ist nicht real.
Aber für Hicks ist es echt. Er ist inzwischen gelandet und steht neben seinem Drachen mitten im Zentrum der Zerstörung. Ich lege die letzten Meter zurück und in einiger Entfernung. Mein Körper braucht einen Moment, um sich wieder an sein Gewicht zu gewöhnen, und meine Beine fühlen sich an wie Pudding, als ich zu ihm hinübergehe. Sanft lege ich meine Hand auf seine Schulter. Er zittert, und in seinem Blick liegen Schock und Angst, als er sich umsieht. Um uns herum tanzen die schwarzen Ascheflocken, im Dämmerlicht glänzend wie das Gefieder eines Raben. Die Szenerie hat etwas Unwirkliches, das durch die Stille noch verstärkt wird.Ich weiß nicht, wie lange wir dort stehen, umwirbelt von schwarzem Schnee. Hicks braucht Zeit, um diesen Anblick zu verarbeiten, und ich kämpfe die Erinnerungen an mein eigenes Dorf nieder. Um mich abzulenken, studiere ich die Ruinen um uns herum. Halb begraben unter der Asche ragen an einigen Stellen Metallgegenstände heraus. Töpfe und Pfannen, Helme und Schwerter sind die Beweise des täglichen Lebens, das sich hier abgespielt hat. Von ihren Besitzern jedoch fehlt jede Spur.
In einiger Entfernung erhebt sich ein rundes Gebäude, das aussieht wie eine Arena. Es ist das einzige Gebäude, das vom Feuer unbeschädigt geblieben ist. Über den steinernen Mauern bewegt sich plötzlich etwas, und ich kneife die Augen zusammen, um es genauer zu sehen. An einer Stange weht eine Fahne mit gelbem Grund und einer schwarz gezeichneten Figur darauf.
„Pitch war hier", sage ich leise.
Hicks POV.:
Berk wurde schon so oft zerstört und wieder aufgebaut. Wir wurden von Drachen angegriffen, von Wikingern und von beiden zusammen, und wir haben immer gesiegt. Wir haben Schaden erlitten, wir haben Menschen verloren, aber wir haben weitergemacht. Wir haben das Dorf neu aufgebaut, Stein um Stein, Hütte um Hütte. Altes Dorf, viele neue Häuser. Das ist unser Leben, das ist etwas, woran wir gewöhnt sind.
Aber die Flagge, die über der Arena weht, und die stille Abwesenheit allen Lebens löst in mir eine unbändige Angst aus. Ich setze mich in Bewegung, erst langsam, dann renne ich. Vielleicht haben sie sich in der großen Halle versammelt. Das Feuer kann unmöglich bis in die Höhle gedrungen sein. Vielleicht haben sie sich dort verschanzt und den Angriff überstanden.
„Hicks!", ruft Jack mir hinterher. „Wo willst du hin?"
Es ist keine Zeit für Erklärungen. Ich brauche die Gewissheit, dass es meinen Leuten gut geht, ich muss sie sehen. Ohne innezuhalten stürme ich die Treppen zum Eingang hinauf. Die Türen stehen weit offen. Ich trete in die Halle und warte darauf, dass meine Augen sich an die Dunkelheit darin gewöhnen. Die Luft ist schneidend kalt. Die große Feuerstelle, in der sonst immer ein gemütliches Feuer brennt, liegt still und grau da.
„Grobian!", brülle ich. „Fischbacke! Astrid!"Astrid, Astrid, Astrid, hallt meine Stimme nach. Ansonsten bleibt es gespenstisch still, denn es ist keiner da, der mir antworten könnte.
Eine Kältewelle durchfährt meinen Körper, und es kostet mich alle Kraft, mich auf den Beinen zu halten.
„Sie sind weg", flüstere ich und schüttele den Kopf. „Nein. Sie können nicht... sie können doch nicht..."
Mein Blick flackert durch den Raum, sucht jede Ecke, jeden Winkel ab, als würden sich dort vielleicht Wikinger verstecken. Auf einmal tritt jemand vor mich, und ich zucke zusammen. Jack.„Beruhige dich, Hicks."
Ich starre ihn hilflos an, seine blauen Augen funkeln verständnisvoll.
„Meine Freunde..."
„Sie sind nicht hier. Aber denk nach. Wo könnten sie noch sein? Habt ihr noch andere Höhlen wie diese, wo sie sich vielleicht versteckt haben könnten?", fragt er.Ich versuche, mich zu konzentrieren und nachzudenken. Dann fällt es mir ein.
„Der Drachenhangar!", rufe ich und verfluche mich selbst dafür, nicht daran gedacht zu haben. Der Hangar bietet besseren Schutz als die große Halle, und außerdem ist er geräumiger. Wenn sie sich versteckt haben, dann dort.
„Nichts wie hin", sagt Jack, und ich setze mich mit neuer Energie in Bewegung. An den Treppen vor der Halle wartet Ohnezahn und knurrt unsicher, als er mich sieht. Ich renne auf ihn zu und schwinge mich in den Sattel. „Wir müssen zum Stall, mein Freund!"Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen sind wir in der Luft und überbrücken die kurze Distanz zum Rand der Insel. Geübt legt Ohnezahn seine Schwingen an und landet mit einem dumpfen Aufprall auf der Plattform vor dem Hangar. Das große Tor ist fest verschlossen. Ein Anblick, der mein Herz einen kleinen Sprung machen lässt. Es lässt sich nur von innen verriegeln, und das ist der einzige Eingang. Das bedeutet, sie müssen es geschafft haben. Aufgeregt nähere ich mich dem Tor und hämmere dagegen.
„Ich bin es, Hicks!", rufe ich so laut ich kann. „Bitte öffnet das Tor!"Es bleibt quälende Sekunden still. Eine Minute vergeht, eine zweite, und ich will gerade einen neuen Versuch starten, da ertönt ein mechanisches Rasseln und Rattern. Das Tor teilt sich einen Spalt breit, und ein wohlbekanntes Gesicht späht daraus hervor.
„Grobian!", rufe ich hinauf und winke hektisch, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. Am liebsten würde ich laut lachen, so erleichtert bin ich.
„Hicks! Du bist es ja wirklich!!", ruft er zurück und verschwindet. Gedämpft höre ich, wie er den Befehl gibt, das Tor ganz zu öffnen. Ich lächele erleichtert Jack an. Er steht ein Stück hinter mir und lächelt zwar zurück, wirkt aber sehr unsicher. Kurzentschlossen greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn neben mich.
„Bleib einfach an meiner Seite", murmele ich ihm zu. „Kein Drache oder Wikinger wird dir irgendetwas tun."
Er schluckt nervös und drückt dann zaghaft meine Hand. „Ich vertraue dir, Hicks Haddock."Das Tor vor uns öffnet sich, und Seite an Seite treten wir ein.
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Winter (Hijack FF)
Fanfiction„Du bist ganz schön seltsam, Hicks", murmelt Jack und schaut mich mit seinen blauen Augen fragend an, als würde er ergründen, was in meinem Kopf vorgeht. „Sagt der Mann, der Eis aus seinen Händen schießt und ohne Flügel fliegen kann." „Ich bin halt...