Jacks PoV:
Ich stehe im Zentrum einer Wüste, die sich zu allen Seiten bis zum Horizont erstreckt. Die Luft flimmert vor Hitze. Der Sand bewegt sich, zieht mich hinab. Begräbt mich unter sich, zieht alle Flüssigkeit aus meinem Körper und jeden klaren Gedanken aus meinem Geist. Wo meine Haut den Sand berührt, wird sie aufgerieben und blutet, und das Blut färbt den gelben Sand flammend rot. Und über all dem schwebt die Sonne, bedrohlich nah, und sieht zu, wie ich versinke.
Keuchend erwache ich aus dem Schlaf. Die Wüste ist verschwunden, die Trockenheit jedoch bleibt. Mein Bedürfnis nach Wasser ist übermächtig. Ich öffne mühsam meine verklebten Augen und schaue mich um. Ich befinde mich in einer Art Höhle, die in dämmriges Licht getaucht ist. Allein.
Als ich die Flasche neben meinem Lager entdecke, ist dass der glücklichste Moment seit langem. Ich trinke das Wasser nicht, ich stürze es hinunter. Es rinnt meine Kehle hinab, reines Leben, reine Kraft. Als die Flasche leer ist, ist mein Durst nicht komplett gelöscht, aber ich kann wieder klar denken und habe nicht länger das Gefühl, gleich verrückt zu werden. Also sehe ich mich erst mal genauer in der Höhle um. Abgesehen von dem Fell, auf dem ich liege, ist sie verlassen. Weder der seltsame Fremde noch sein Drache sind zu sehen, es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie überhaupt hier waren.
Habe ich mir alles nur eingebildet?, frage ich mich beklommen. Hat der Durst mich so wahnsinnig gemacht, dass ich halluziniert habe? Aber das würde keinen Sinn ergeben. Wie sollte ich sonst vom Sklavenschiff hierher gekommen sein? Aus eigener Kraft ganz sicher nicht. Er muss real sein.Entschlossen, ihn zu finden, stehe ich auf. Meine ersten Schritte sind etwas wackelig, aber dann geht es. Erstaunt stelle ich fest, dass meine Wunden gereinigt wurden und beginnen zu heilen. Der Schmerz ist abgeklungen, mehr ein dumpfes Pochen als ein Stechen. Mit der Wasserflasche in der Hand gehe ich auf den Höhleneingang zu und trete hinaus ins Licht. Blinzelnd sehe ich hinauf in den blauen Himmel. Die Sonne hat ihren höchsten Stand schon hinter sich gelassen, es ist Nachmittag. Das heißt, ich habe fast einen ganzen Tag geschlafen, oder vielleicht sogar mehrere. Wer weiß, ob er überhaupt noch da ist... schnell verdränge ich den Gedanken wieder. Er muss irgendwo hier sein! Wer würde denn jemanden retten, nur um ihn dann ganz allein irgendwo in der Wildnis auszusetzen?
Vorsichtig bahne ich mir meinen Weg zwischen den großen Felsbrocken hindurch, die überall sind. Unter meinen Füßen ist Sand. Er ist weich und angenehm kühl, nicht unbarmherzig heiß wie in meinem Traum. Jetzt höre ich auch ein leises Rauschen, es ist also ein Strand. Ich muss nur noch das Wasser finden.. ich folge dem Geräusch zwischen den Felsen hindurch, und etwa eine Minute später trete ich zwischen den Felsen hervor. Das Meer liegt ruhig da, kleine Wellen schlagen an den Strand. Auf der anderen Seite befindet sich dichtes Gehölz. Eine plötzliche Bewegung dort erweckt meine Aufmerksamkeit. Die Zweige biegen sich auseinander, und etwas riesiges, schwarzes stürmt heraus. Erschrocken unterdrücke ich einen Schrei und verstecke mich hinter dem nächsten Felsen."Ohnezahn! Bleib stehen und gib das wieder her!", schreit da jemand. Ich spähe vorsichtig zum Strand hinüber. Da ist er. Er trägt nur eine lockere braune Hose und rennt hinter dem schwarzen Drachen her, der etwas im Maul baumeln hat. Sieht aus wie ein braunes Bündel. Sie jagen sich ein paar Runden über den Strand, ehe der Fremde es schafft, sich auf seinen Drachen zu werfen und ihm das Bündel aus dem Maul zu reißen. Der Drache schnappt danach, aber er lacht nur und hält ihn mit einer Hand auf Abstand. Als wäre das ein Haustier und keine wilde Bestie, die mit ihren Krallen und Zähnen einen Menschen mühelos zerreißen kann.
Verwirrt beobachte ich die Szene. Es sieht fast so aus, als wären der Mann und der Drache Freunde.
Wie ist so etwas möglich?Er wickelt das Bündel auseinander und zieht sich ein grünes Hemd und eine Fellweste an. Dabei reibt er sich die Arme, als wäre ihm kalt. Unwillkürlich frage ich mich, wie die Kälte sich für ihn anfühlt. Für mich ist sie normal, nur mit Hitze komme ich nicht klar.
Vage erinnere ich mich an die kälteste Nacht meines Lebens. Ein gefrorener See, Lachen, dann Schreie, das kalte Wasser und die Dunkelheit.. und dann, der Mond, hell und klar an einem Himmel voller Sterne.

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Winter (Hijack FF)
Fanfiction„Du bist ganz schön seltsam, Hicks", murmelt Jack und schaut mich mit seinen blauen Augen fragend an, als würde er ergründen, was in meinem Kopf vorgeht. „Sagt der Mann, der Eis aus seinen Händen schießt und ohne Flügel fliegen kann." „Ich bin halt...