Kapitel 4 - Funken

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Hier nochmal ein kürzeres Kapitel, da ich das Kapitel geteilt habe. In einem Stück wäre es einfach zu lang geworden 😅 Ich werde aber beide Teile direkt online stellen. 

Völlig verschlafen verließ ich zwei Wochen später meinen Massagetermin. Ich war während der Massage eingeschlafen. Die letzten 10 Tage waren aber auch mehr als anstrengend gewesen.

Erst war ich für eine Woche auf Exkursion in Frankfurt und anschließend hatte ich jeden Tag von Zuhause aus arbeiten müssen, teilweise bis spät in die Nacht. Schlafen war da irgendwie zu kurz gekommen. Genauso wie Jonas und Celia. Beide hatte ich tagelang nicht gesehen, was mir zum Glück keiner der beiden übel nahm. Jonas war selber viel unterwegs und kannte daher den Stress, den man sich damit antat nur zu gut.

Morgen Abend stand ein Abendessen mit Jonas und den Jungs an, wo ich Celia mit hin schleppen würde. Doch heute stand nur noch ein Fitnessstudiobesuch an und danach würde ich direkt schlafen gehen.

Es war bereits nach 18:00, als ich umgezogen in meinem Badeanzug die Schwimmhalle betrat. Ich verstaute mein Handtuch in einem Fach am Rand, band meine langen Haare zusammen und fädelte dann den Schlüssel meines Umkleidefaches um mein Fußgelenk. Während ich zu einem der Startblöcke ging, ließ ich meinen Blick schweifen und stolperte fast, als ich John einige Meter entfernt im Wasser erkannte.Das konnte ja wohl nicht wahr sein.

Er tauchte gerade zum Beckenrand zwei Bahnen entfernt von mir und ich genoss den Moment. Ich hatte die letzten Tage erfolgreich versucht ihn ganz hinten in meinem hormongesteuerten Hirn zu vergraben, doch jetzt wo er auf dem Wasser auftauchte und mir geradewegs ins Gesicht schaute, fing mein Widerstand an zu bröckeln.

Wie vor einigen Tagen ließ er seinen Blick über mich schweifen und sah mir dann mit einem überheblichen Lächeln auf den Lippen in die Augen, was meine Knie weich werden ließ.

„Na Kleine", ich hasste es, wie er das Kleine ins Lächerliche zog, „bist du auch mal wieder da? Hast du mich in der Zwischenzeit vermisst?"

Seine Stimme bescherte mir eine Gänsehaut und mein Hirn ließ Bilder davon aufblitzen, wie ich von ihm geträumt hatte und vor allem was. Schnell schob ich die Gedanken beiseite.

„Mhm, natürlich. Ich habe jeden Tag an dich gedacht", antwortete ich schnippisch und sah auf ihn herab.

Er grinste breit und sah mich dann erwartungsvoll an. Ich wollte ihn definitiv nicht die Oberhand gewinnen lassen, also sprang ich kurzerhand mit einem Kopfsprung ins Wasser und kraulte die Bahn herunter. Erst im Nichtschwimmerbereich drehte ich mich um und erschrak, denn John war einen Meter neben mir aufgetaucht.

„Hast du etwa Angst vorm großen bösen Mann?", lachte er und ich verdrehte die Augen. Die Anspielung passte leider perfekt.

„Lass mich einfach in Ruhe schwimmen.", zickte ich und wollte gerade wieder weg schwimmen, als er mich am Arm packte.

Ein elektrisches Gefühl breitete sich an der Stelle aus, an der er mich berührte. Erschrocken sah ich zu ihm und sein Gesicht befand sich nun nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt. Mein Atem stockte und ich verlor mich in seinen Augen.

Missmutig zog er die Augenbrauen zusammen und sagte: „Nerv mich nicht, ok? Und tauch nicht andauernd dort auf, wo ich bin."

Hä? War das sein Ernst?Ich konnte ja wohl absolut nichts dafür, dass wir dasselbe Fitnessstudio besuchten.

Spöttisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe und drückte mein Kreuz durch. Von so einem Kerl würde ich mich ganz sicher nicht einschüchtern lassen.

„Was ist bitte dein Problem? Ich habe dir überhaupt nichts getan."

„Du bist mein Problem!". Sein Tonfall wurde aggressiv und automatisch wich ich einige Zentimeter zurück. Ein flaues Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus und ich versuchte meinen Arm zu befreien. Augenblicklich ließ John mich los.

„Du bist mein Problem, Mädchen.", fuhr er mich erneut an und ich konnte seine Wut brodeln spüren. „Du platzt einfach so in Jonas Leben und nimmst es für selbstverständlich, dass er dich aufnimmt. Da kannste echt froh drüber sein."

Verständnislos sah ich ihn an „Wie bitte?"

„Du hast mich schon richtig verstanden. Ich kann solche überprivilegierten Weiber wie dich nicht ab!"

Okay, das war genug. Wütend ließ ich ihn stehen und schwamm hektisch von ihm weg. Eigentlich wollte ich diesen Spruch nicht auf mir sitzen lassen, doch andererseits hatte ich enormen Respekt vor John, vor allem wenn er so auffuhr wie jetzt gerade. Von meiner Therapeutin hatte ich gelernt, dass ich in solchen Situationen, sofern die Möglichkeit bestand, lieber ausbrechen sollte und das solch eine Reaktion keineswegs feige war, vor allem nicht bei einer Vorgeschichte wie sie bei mir der Fall war.

Wütend stapfte ich in die Umkleide und zog mich an, ohne mich vorher zu duschen. Ich wollte hier einfach nur noch weg. Frustriert darüber, dass John mir den Besuch im Fitnessstudio versaut hatte, zog ich mich in Windeseile um.

Als ich aus dem Gebäude trat stand John an seinem Auto und wollte gerade einsteigen, hielt jedoch inne, als er mich kommen sah.

Ich zeigte ihm aus sicherer Entfernung den Mittelfinger und stieg dann selber in meinen Wagen. Hier drin war meine Schutzzone. Laut drehte ich die Musik auf und fuhr vom Parkplatz. Ob und wie John reagiert hatte war mir absolut egal und ich wusste selber, wie kindisch es gewesen war ihm nur den Mittelfinger zu zeigen, doch der Sturm der in mir tobte durfte einfach keineswegs vor ihm ausbrechen. Das wollte ich lieber Zuhause rauslassen.

Fluchend betrat ich meine Wohnung und pfefferte wütend meine Sporttasche in den Flur. Wie konnte man nur so dermaßen arrogant und voreingenommen wie John sein?! Dieser Mann machte mich wahnsinnig. Ich schnappte mir mein Handy und tippte eine Nachricht an Celia:

👱🏻‍♀️: Hast du Lust rumzukommen? Brauche Wein und Ablenkung.

👩🏼: Klar, gib mir 10 Minuten und schenk mir schon einmal ein.

Etwas ruhiger öffnete ich keine 15 Minuten später Celia die Wohnungstür und sie fiel mir direkt um den Hals. Glücklich erwiderte ich ihre Umarmung.

„Okay, was ist passiert?", fragte sie forschend und wir gingen ins Wohnzimmer, wo wir uns auf meine Couch fallen ließen.

Ich trank einen großen Schluck Wein, bevor ich antwortete: „Der beste Freund meines Bruders ist passiert. Ich werde aus ihm einfach nicht schlau."

Forschend sah Celia mir ins Gesicht. Sie konnte schon immer aus mir lesen, wie aus einem Buch. Genau deswegen verstanden wir uns auch seit Jahren so gut. Mir ging es bei ihr nicht anders.

„Er reizt dich. Das hat ja ewig niemand mehr geschafft.", stellte sie fest.

Warum musste sie nur Psychologie studieren? Das war gemein, dachte ich schmunzelnd. 
„Was ist?", fragte sie.

„Ach, nur die Tatsache, dass du mal wieder Hobbypsychologin spielst."

Sie lachte, wurde aber gleich darauf ernst. „Mir ist auch schon aufgefallen, dass er ein Problem mit dir zu haben scheint. Hast du Jonas schon darauf angesprochen?"

„Nur am Rande. Da meinte er, dass er sonst nicht so sei", wir verdrehten beide die Augen und lachten.

Ich schenkte uns nach und die nächsten drei Stunden analysierten wir das Thema John zu Tode, doch am Ende waren wir auch nicht schlauer. Wir beschlossen, dass ich ihn einfach so gut es geht meiden würde und eventuell noch einmal mit Jonas darüber sprechen sollte, vor allem falls Johns Verhalten sich stärker ausprägen wird. Außerdem brachten wir uns auf den neuesten Stand, was die letzten Tage passiert war in denen wir uns nicht gesehen hatten.

„Danke, dass du so spontan kommen konntest. Wir sehen uns morgen!", verabschiedete ich Celia und sie drückte mich noch einmal fest, bevor sie die Treppe hinab ging.

Ich schloss die Tür hinter ihr, räumte fix mein kleines Wohnzimmer auf und ging dann ins Bad, um mich bettfertig zu machen. Mein müdes Spiegelbild schaute mir vorwurfsvoll entgegen.Wie war das nochmal mit dem frühen Schlafengehen?

Völlig geplättet ließ ich mich kurze Zeit später ins Bett fallen und fiel direkt in einen tiefen Schlaf.

"Doch die Dunkelheit glitzerte in der Nacht" | Bonez MC | Teil 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt