15.12 Samstag

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Mareikes Sicht

Roman saß mit verkniffenem Gesichtsausdruck im Besprechungszimmer und tat die Plätzchen in Tütchen. Er hate seinen Trainer gestern Nacht aus dem Schlaf geklingelt und ihm die Hiobsbotschaft überbracht. Dass dieser sie nicht mit Pauken und Trompeten aufgenommen hatte, war klar gewesen.

Er war sauer auf mich. Er gab es zwar nicht offen zu, aber hatte kaum mit mir gesprochen. Und das nach so einem Kuss. Ich bekam jetzt noch Schnappatmung, wenn ich nur daran dachte. Nach der Diagnose gestern, ist er aber erstmal in den Hintergrund geraten. Naja, ich dachte immer noch ohne Pause daran, wie sich unsere Lippen berührt hatten und die Schmetterlinge in meinem Bauch wild getanzt hatten. 

Trotzdem, die Schuldgefühle fraßen in mir wie kleine Monster. Keine Ahnung wie ich das wieder gut machen sollte. Das war alles wegen dem verdammten Moos. Im Endeffekt hatte ich es ja bei dem Sturz verloren.  Hätte ich nicht unbedingt gehen wollen, könnte Roman sich jetzt mit seiner Mannschaft aufwärmen. 

"Mareike, deine Vanillekipferl schmecken ja mega. Woher kannst du  so gut backen?" Luka, der selber eher der Handballfan war und sich deshalb nicht wie die anderen im Aufenthaltsraum aufhielt, spürte von der angespannten Luft zwischen dem Fußballer und mir nichts. Dabei waren wir extra hier, weil Roman keine Lust hatte, das Spiel zu sehen. Vielleicht tat es aber auch einfach noch zu sehr weh. 

"Mhm", stimmte ich halbherzig zu. Überrascht gob der Schweizer den Kopf und bedachte mich mit einem überraschten Blick. "Ach so, mir wird auf die Finger geschlagen, wenn ich Plätzchen klau, aber er darf es?" Er bemühte sich um einen neckenden Ton. Unwillkürlich hielt ich die Luft an. Er sprach mit mir! Ein Hoffnungsschimmer klomm auf. Nervös belächelte ich ihn. Was sollte ich denn groß sagen? Ich wollte nicht, dass er wieder sauer auf mich wurde! "Er frisst ja auch nicht die halbe Dose auf, wie man anderer!" Noch etwas unsicher und im nicht allzu bösen Ton ging ich in seine Neckerei ein. Roman zog eine Augenbraue hoch und zeigte auf den Feuerwehrmann.

"Das ist bestimmt sein Fünftes, allein von denen. Die Zimtsterne hat er wahrscheinlich alle allein in sich reingestopft!" Luka wurde immer kleiner auf dem Stuhl. "Das stimmt so nicht. Die Kinder bekommen auch etwas. Außerdem hat doch Olis Frau und die vom Kommandant auch noch welche gebacken. Nina und Klara bringen morgen noch welche mit und die Polizeiwache hat selber noch genug. Also darf ich doch noch zwei, drei essen!" Mit verschränkten Armen baute ich mich vor ihm auf. "Luka, wenn du noch ein einziges Plätzchen ist, dann, kannst du mir glauben, werde ich dich bei der nächsten Übung sowas von die Drehleiter hoch und runter jagen, dass du danach nach deiner Mama schreist!" Hinter mir hörte ich ein Grunzen, doch ich musste meinen Mann stehen. Luka aber, war leider überhaupt nicht eingeschüchtert. "Ach wie gut, dass ich bei der Rüstgruppe bin und nicht auf der Drehleiter!" "Man Mareike, wo bist du heute nur mit deinen Gedanken?", fragte Roman belustigt. Ich drehte mich zu ihm um und öffnete schon den Mund, schloss ihn dann aber und sah schuldbewusst nach unten. Kurz war Stille, doch dann kreischte ein Stuhl über den Boden. "Kommst du bitte mal schnell mit?" Der Torwart stand neben mir und hielt mir wie gestern die Hand hin. Kurz zögerte ich, doch der Ausdruck in seinen Augen ließ meine Zweifel schmelzen, wie Wassereis. 

Gemeinsam gingen wir in die Umkleide, von der man kaum noch etwas von dem Treiben außerhalb mitbekam. Roman lehnte sich gegen einen der Spinde und zog mich mit seinem gesunden, rechten Arm zu sich. Mit einer schnellen Bewegung küsste er ich leidenschaftlich. Überrascht keuchte ich auf. Das kam unerwartet!

Aber ich wäre ja der größte Dummkopf, wenn ich nicht erwidern würde. Nach dem Kuss lachte Roman aus heiterem Himmel. Waren die Schmerzmittel zu stark? "Das ist unglaublich!" Er drückte mir nochmal einen Kuss auf die Lippen. "Du bist unglaublich!" 

"Ähm, danke?"

Viel zu überrumpelt, konnte ich ihm nicht ganz folgen. Naja, ich war auch kurz davor, seinen Arzt anzurufen und ihn zu fragen, ob er ihm nicht doch Ausversehen  Hormone gegeben hatte, die sonst nur Schwangere bekamen. 

Schutzengel tragen FeuerwehrstiefelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt