Mareikes Sicht
"Atemschutz geht nach drinnen. Bleibt immer zu zweit und sucht das Gebäude nach Verletzten ab! Nehmt auf keinen Fall die Masken ab, da drinnen könnte Ethen ausgelaufen sein." Der Schweiß rann mir jetzt schon die Schläfen herunter. Aus einer riesigen Kunststofffabrik leckten die Flammen nach draußen. Arbeiter taumelten völlig verängstigt und verwirrt heraus und schrien. Eine Frau kam Tränen überströmt zu mir und hielt sich an meinen Armen fest. "Meine Kollegin, sie, sie ist da noch drinnen! Sie wollte doch nur kurz auf die Toilette gehen, aber dann explodierte da drin eine Maschine. Auf einmal war da so viel Rauch und etwas brannte. Oh Gott, Sie müssen sie da raus holen!" Beruhigend nickte ich und schob sie sanft von mir herunter. "Keine Sorge, wir suchen sie. Gehen Sie jetzt zu den zwei Sanitätern und lassen Sie sich untersuchen!" Hektisch sah ich zu Mikael, der schon ungeduldig von einem Fuß auf den Anderen trat. "Kommst du jetzt?"
Es war eine sehr große Halle, die vollkommen von Rauch verhangen war. Man hörte das Zischen und Knistern der Flammen und wie ein paar Menschen um Hilfe riefen. Insgesamt waren wir zu sechst hier. Reiner hatte das Kommando übernommen und teilte jedem einen Abschnitt zu. Mikael und ich mussten nach hinten.
Gebückt hetzten wir ans andere Ende. Das Feuer selbst sahen wir noch nicht, aber die Hitze, die hier trotzdem herrschte, erdrückte uns beinahe. "Hallo, ist hier jemand? Wir sind die Feuerwehr!", riefen wir immer wieder, doch wir erhielten keine Antwort. "Lass uns mal da nachsehen!" Der Finne zeigte auf einen etwas schmaleren Gang, der wohl zwei Hallen verband. Schulter an Schulter stapften wir rein.
"Lagebericht, wie viele Menschen sind noch im Gebäude?", meldete sich unser Kommandant über Funk. "Luka und Nina bringen gerade eine Frau und einen Mann hinaus. Adrian und Andreas kommen ebenfalls mit einem Verletzten. Wann kommt die Verstärkung?" "In fünf Minuten! Mareike, Mikael, wie sieht es bei euch aus?" Ich schnaubte. Fünf Minuten war zu lange! "Wir durchsuchen den hintern Teil des Gebäudes!", antwortete mein Kollege. "Ihr habt noch drei Minuten. Dann müsst ihr raus!" "Alles klar!"
Eine dicke Metalltüre versperrte uns den Weg. Zu unserem Glück war sie nicht zugesperrt und wir konnten sie ohne Probleme öffnen. Ein Schwall schwarzer Rauch und noch mehr Hitze kamen uns entgegen. Außerdem flackerte es dunkel orange. Wir hatten den Brandherd entdeckt. "Hallo? Ist hier jemand?" "Psst, sei mal leise!" Ich hob die Hand, blieb stehen und lauschte angestrengt. Ein leises Klopfen ertönte erneut. "Da ist jemand! Hallo?" Ich trat einen Schritt vor, doch Mikael zog mich zurück. Eine Flamme flackerte auf und erschien genau dort, wo ich vor einer Sekunde noch stand. "Wir müssen hier raus! Riechst du das?" "Nein! Wir könne ihn nicht hierlassen!" "Mikael, Mareike, wo seid ihr?" Der Finne zog seinen Funk näher zu seiner Maske, damit man ihn besser verstehen konnte. "Wir haben den Brandherd gefunden. Es ist noch jemand hier, aber ich glaube, hier hängt etwas in der Luft. Das gefällt mir nicht!" "Kommt zurück. Befehl von unseren Giftstoffexperten!" "Aber es ist noch jemand drin!" Ich konnte nicht fassen, dass wir den einfach hier lassen sollten. "Das ist ein Befehl! Ihr werdet sofort zurückkommen!" "Ist gut Boss!" Mikael hängte sein Gerät wieder zurück und nickte. Aber nicht in Richtung Ausgang, sondern mitten in die Flammen hinein. "Lass uns ihn herausholen!"
Jetzt gerade zählte nicht die Befehlsverweigerung oder das Risiko, das wir eingingen, sondern das Menschenleben. "Hallo, ist hier jemand? Melden Sie sich!" Tief gebückt bahnten wir uns einen Weg durch die Flammen. Immer wieder mussten wir stehen bleiben und eine andere Richtung einschlagen, weil uns etwas den Weg versperrte. "Hier, hier bin ich!" Ein entferntes Krächzen war zu hören. "Da entlang!" "Wir sind die Feuerwehr. Keine Angst, wir holen Sie heraus!"
Durch den Rauch konnte ich einen Schemen auf dem Boden entdecken. Als ich näher kam, konnte ich den Mann erkennen, der sich das blutende Bein hielt. Ich wich einer Flamme aus und rannte zu ihm, um mich neben ihn zu knien. "Ich stand hier, als die Maschine explodierte. Ein Metallstück hat mich am Bein erwischt. Es tut so weh!", wimmerte er unter Hustern. "Keine Sorge, wir holen Sie hier raus!" Ich zog ihn nach oben und legte seinen Arm um meine Schultern. Mikael tat es mir gleich. "Gibt es hier noch einen anderen Ausgang?", fragte ich keuchend. Den gesamten Weg wieder zurück war viel zu lang, der Mann war sowieso schon lange dem Rauch und den möglichen Chemikalien ausgesetzt gewesen. "Ja, die Notfalltüre sollte sich irgendwo hier befinden. Ich glaube, sie ist da!" Na super, der wusste ja genau wie der Hase lief! Gemeinsam schleppten wir uns in die gezeigte Richtung. "Wo zum Teufel seid ihr?", herrschte Tobi uns an. "Wir haben den Verletzten gefunden. Wir gehen gerade zur Notfalltüre!" "Beeilt euch!"
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Schutzengel tragen Feuerwehrstiefel
FanficWie hat sich Mareike den Dezember vorgestellt? Naja, ziemlich turbulent, schließlich war sie bei der Feuerwehr. Dann noch stressig, weil sie mit der Spendenaktion alle Hände voll zu tun hatte. Doch, dass sie am ersten Dezember Roman Bürki bergen mus...