Romans Sicht
Mit schlechter Laune trat ich in die Umkleide ein und schmiss meine Tasche auf meinen Platz. "Woa, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte Marwin, der sich in letzter Sekunde vor dem fliegenden Ding retten konnte. Als Antwort erhielt er nur ein "Hmpf" "Du sprudelst ja so vor Fröhlichkeit!" "Hahaha" Missmutig zog ich mir mein T-Shirt aus und es landete mit ebenso viel Wumms neben meiner Tasche. "Willst du uns vielleicht aufklären?" Marwin band sich seinen Schuh zu und richtete sich dann zu seiner ganzen Größe auf. Wollte der mich jetzt einschüchtern, dass ich es ihm sagte oder was? Dann tat es mir leid, aber die paar Zentimeter zwischen uns, imponierten nicht ganz so. Außerdem glaube ich ja sowieso, dass die fünf Zentimeter unterschied von seinen Haaren kommt. Bei seiner halben Dauerwelle.
"Also, es gibt Bienchen und Blümchen und wenn sie sich gaaanz arg mögen, dann..." "Ich habe zwei Kinder Roman, ich weiß wie das geht. Außerdem meine ich eine andere Art der Aufklärung." Ich hatte schon wieder meinen Mund zu einer sarkastischen Antwort, ala Zeitalter im 18. Jahrhundert, doch Mo konnte sich mal wieder nicht zurück halten und gab seinen Senf dazu. "Mareike konnte sich wohl nicht überzeugen lassen!" "Ooouuuu, das ist es! Was hast du gemacht?" Eigentlich hatte ich vorgehabt, diese Idioten zu ignorieren, doch sie sind hartnäckiger als Nagelpilz. "Ich habe rein gar nichts gemacht!", murrte ich und zog mir meine Hose auch noch aus. "Na sonst wärst du ja wohl nicht so angepisst." Mo schnappte mir mein Trikot aus der Hand und wedelte herausfordernd damit herum. "Sag es!", fordere er mich auf und schmiss mein Oberteil zu Julian, als ich es wieder an mich nehmen wollte. "Ach komm Leute. Wo sind wir hier?" Auffordernd hielt ich Jule meine offene Handfläche hin, doch er schmiss mein Zeug zu Milli. "Maximilian Phillip, gib mir sofort mein Trikot wieder!" Dieser hob es wie ein rotes Tuch beim Stierkampf provozierend nach oben und grinste wie ein Depp. "Das mit dem ganzen Namen klappt schon seit meinem vierzehnten Geburtstag nicht mehr. Jetzt erzähl halt!" Meine Nerven waren kurz vorm Zerreißen und ich atmete einmal tief durch. Dann zog ich mir ganz ruhig meine Trainingshose und meinen gelben Thermopulli an, band meine Kickschuhe und stapfte ohne ein weiteres Wort aus der Tür. Dass ich meine Mütze und meine Handschuhe vergessen hatte, machte mir gerade wirklich wenig aus. Hauptsache ich hatte meine Ruhe. "Roman warte!" Marwin joggte neben mich und reichte mir die Sachen, die ich liegen gelassen hatte. "Wir wollen ja nicht, dass du krank wirst!", foppte er mich, aber auf eine beschwichtigende Art und Weise. "Danke" "Du weißt, dass du mit mir reden kannst?" Sein eindringlicher Blick wurde mir unangenehm, darum nickte ich schnell, ehe ich meinen Gang beschleunigte. Keine Ahnung warum ich so ein Miesepeter war, es ist ja eigentlich nichts passiert. Ich war eher so frustriert. Dass ich dafür überhaupt keinen Grund hatte, wusste ich selber, aber seit gestern Abend hing meine Laune bei meiner stinkenden Wäsche im Keller ab. Ich hoffte einfach, dass mich das Training auf andere Gedanken brachte.
"Mareike du musst mir helfen!" Ich glaube es war Oliver, der Löschmeister oder so, der mit elendigen Gesichtsausdruck auf sie zu gehetzt kam. "Was ist denn?" Mareike richtete sich alarmiert auf und wartete auf eine Antwort. Es war kurz vor sechs Uhr und wir saßen bis zu den Schultern in Arbeit. Meine Laune hatte sich noch nicht sonderlich gebessert, obwohl Mareike alles mögliche getan hatte. "Maja. Maja. Maja", wiederholte der mittevierziger Mann atemlos und hielt sich an den Schultern meiner neuen Freundin fest. "Was ist mit Maja?" Mir wurde mulmig und spannte mich ebenfalls an, um im Notfall gleich helfen zu können. Mo wechselten einen besorgten Blick mit mir, bevor er sein Handy hervorholte. "Maja will mit mir, will mit mir in einen Tangokurs!" "Was?" Wir standen da, wie von einem Blitz getroffen und konnten es kaum fassen. Er machte so ein Tamtam wegen einem Tangokurs? "Oliver, und wie soll ich dir da helfen?" Mareike klang ebenso ungläubig wie ich mich fühlte. Ich hatte jetzt mit weiß Gott was gerechnet, aber doch keinen Tanzkurs. Für den Feuerwehrmann schien die Welt gerade unterzugehen, denn er klammerte sich fest in die Schultern und schüttelte Mareike vor und zurück. Ich wollte schon eingreifen, da umfasste sie ebenfalls seine Arme und drückte sie fest. "Jetzt beruhige dich doch Oli. Denk an deine Atemübungen." Er nickte und dann atmeten beide tief ein und wieder aus. Das wiederholten sie mehrmals hintereinander, was zugegebenermaßen ziemlich komisch aussah. "Du musst mir helfen! Ich und Tango. Das ist wie, wie Currywurst mit Marmelade. Ich bin Feuerwehrmann, kein Tanzmariechen!" Oliver schien es völlig ernst zu meinen, denn seine Stimme wurde wieder zunehmend verzweifelter. Mareike kicherte leise bei der Vorstellung. "Dann sag Maja doch, dass du nicht willst", schlug sie diplomatisch vor, doch so wie er die Augen aufriss, war das wohl eine ziemlich schlechte Idee. "Du kennst doch Maja. Sie ist bei sowas wie der Terminator!" Bei dieser Vorstellung prusteten Mo und ich gleichzeitig los. Wie seine Frau, ganz aus Metall durch Wände bricht und dabei die Bösen erschoss, war auch einfach nur zu geil. "Lacht nicht. Bei solchen Sachen ist sie wirklich sehr standfest!" Er funkelte uns böse an und wandte sich dann wieder an Mareike. Er fasste seine Hände wie zum Gebet zusammen. "Bitte, bitte, du MUSST mir helfen!" Er war kurz davor vor ihr auf die Knie zu fallen. "Was soll ich denn machen? Ein terminatorsicheres Geheimversteck bauen?" Olis Blick huschte zwischen ihr und mir hin und her, bis sich sein Gesicht plötzlich aufhellte. "Ihr kommt mit und unterstützt mich!" Mir entglitten meine Gesichtszüge. "Was?", riefen wir wie aus einem Mund und standen da, wie vom Blitz getroffen. "Das kannst du vergessen!" Dahoud lag mittlerweile auf dem Sofa und verstickte hoffentlich an seinem Gelächter. Niemals, nicht in einer Millionen Jahren werde ich zu dieser Tanzschule gehen!
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Schutzengel tragen Feuerwehrstiefel
FanfictionWie hat sich Mareike den Dezember vorgestellt? Naja, ziemlich turbulent, schließlich war sie bei der Feuerwehr. Dann noch stressig, weil sie mit der Spendenaktion alle Hände voll zu tun hatte. Doch, dass sie am ersten Dezember Roman Bürki bergen mus...