Mareikes Sicht
Wir kamen von unserem zweiten Einsatz, als ich den mittlerweile sehr bekannten Mercedes auf dem Parkplatz stehen sah. In dem hatte Roman mir die Schneekugel geschenkt, die ich auf meinem Nachttisch stehen hatte. Außerdem hatten wir uns dort vor Mo, Julian und Marco gerettet.
Roman und sein Kumpel waren schon fleißig dabei die fertig reparierten Geschenke einzupacken. Gefühlt tausende von Geschenkerollen lagen auf dem Boden, manche halb aufgerollt, andere noch ganz zu. Dazwischen kniegelten sie und schnitten Rechtecke aus, immer darauf bedacht, die Frauen nicht beim Nähen zu stören. "Hi", rief ich in die Runde und alle sahen auf. "Hi" Roman schenkte mir ein atemberaubendes Lächeln, das meine Haut zum Kribbeln brachte. "Na du Heldin. Welchen Mann hast du heute vom Baum gerettet?", witzelte er und klopfte neben sich. Ich ließ mich auf die Knie sinken und reichte ihm ein Feuerwehrauto, das er auf das, mit Schneemänner bedruckte, Papier legte. "Kein Baum heute. Du willst gar nicht wissen, was heute passiert ist." Bei dem Gedanken an den Unfall in der Bäckerei schüttelte es mich. "Ach komm. Jetzt musst du es mir aber wirklich sagen! Will mich das dumme Auto denn jetzt verarschen?" Der Schweizer kämpfte mit dem Papier. Lachend schubste ich ihn auf die Seite und klebte es zusammen, sodass ein richtiges Geschenk daraus wurde. "Der Bäcker hat seine Hand in seine Maschine bekommen. Die Hand war um hundertachtzig Grad gedreht. Richtig bah." "Man Mareike, halt deine Klappe! Ich will sowas nicht wissen!", rief Mo entsetzt und warf ein Plüscheinhorn nach ihr. "Hey, was kann ich dafür? Roman wollte es doch wissen." Ich warf ihm das Kuscheltier wieder zurück. Bürki zog eine angeekelte Grimasse. "Bitte erinnere mich, nicht mehr nachzufragen, wenn du es nicht sagen willst!" Er schüttelte sich wie ein nasser Pudel. Unschuldig hob ich die Hände. "Du wolltest es unbedingt wissen. Für wen ist das?" Roman fasste auf den Tisch und holte eine Liste auf einem Klemmbrett herunter. "Für einen Tim Krumm." Ich beschriftete das Geschenk und stellte es zu den anderen.
So verging wieder ein Tag. Ich hatte Dienstschluss, deshalb ging ich neben den beiden Fußballern her. "Ihr fliegt morgen nach Monaco, stimmt's?", nuschelte ich unter meinem Kragen der Jacke versteckt. "Was?", fragte Roman und beugte sich näher zu mir herunter. Es schneite schon wieder dicke Flocken vom Himmel, wovon welche auf seinen Haaren landeten. Sie glitzerten im Straßenlampenlicht, ehe sie schmolzen. Auch in seinen Wimpern hatten sich ein paar verfangen, die hartnäckig kleben blieben, egal wie sehr er auch blinzelte. "Ich habe gesagt, dass ihr morgen ja nach Monaco fahrt", meinte ich nun lauter. Ein nachdenklicher Zug bildete sich um seinen Mund herum, während er sich wieder aufrichtete. Unsere Arme streiften sich immer wieder zufällig beim Gehen. "Ja stimmt. Morgen Mittag geht der Flieger." Leise Enttäuschung machte sich in mir breit. Ich war es schon so gewöhnt, ihn jeden Tag zu sehen, da war es schon komisch, daran zu denken, ihn jetzt die nächsten drei Tage nicht zu sehen. "Dann wünsche ich euch viel Spaß!"
Bevor er zu seinem Auto schlenderte, umarmte Mo mich fest. "Ich würde dir ja auch viel Spaß wünschen, aber in Anbetracht deines Jobs wünsche ich dir eher viel Glück!" Roman wartete bis er weggefahren war. "Dann sehen wir uns erst wieder Donnerstag." Er wischte das gefrorene Wasser von der Scheibe und kramte dann seinen Schlüssel hervor. "Vielleicht komme ich am Mittwoch noch schnell vorbei. Kommt drauf an, wann wir wieder kommen." Stille breitete sich aus, man hörte nur hin und wieder ein Auto vorbeifahren. "Hast du noch etwas vor?" Romans Hand zuckte nach oben, doch dann senkte sie sich wieder. Anscheinend hatte er bemerkt, wann er die Geste immer machte und wollte sie unterdrücken. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und schien dort wegen der Kälte fest zu frieren. "Nein, eigentlich nicht. Warum?" "Naja, ich hätte da noch Obst bei mir daheim. Das sollte man noch essen, bevor ich fliege. Hast du Lust auf Schokoladenfondue?" In mir drin ging gerade mega die Party ab. Meine Gedanken rannten durcheinander und die Gefühle fuhren Achterbahn. Währenddessen dachte mein Herz wohl, dass es prima dazu passen würde, wenn es zu 'Frosty the Snowman' den Beat vorgab. Doch äußerlich blieb ich kühl wie ein Eiszapfen. Naja, vielleicht ein schmelzender Eiszapfen.
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Schutzengel tragen Feuerwehrstiefel
FanficWie hat sich Mareike den Dezember vorgestellt? Naja, ziemlich turbulent, schließlich war sie bei der Feuerwehr. Dann noch stressig, weil sie mit der Spendenaktion alle Hände voll zu tun hatte. Doch, dass sie am ersten Dezember Roman Bürki bergen mus...