03.12 Montag

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Verschwitzt und fertig ließ ich mich auf meinen Platz fallen. Gott war das Training heute wieder anstrengend gewesen! Jetzt wo wir so einen Top-Kader hatten, musste sich jeder beweisen. Auch ich blieb keine Ausnahme. Mit meinem Landsmann Marwin hatten die Obrigkeiten zwar einen mega netten Menschen, aber auch eine echte Konkurrenz geholt. 

Ich strich mir über mein verschwitztes Gesicht. Gerade wollte ich nichts anderes außer eine Dusche und frische Klamotten. Mahmoud plumpste sich neben mich und knuffte mir in den Arm.  "Jo Roman. Hast du heute wieder Lust auf einen Baum zu klettern? Ich geh zu meiner Schwester, die hat ein paar große Apfelbäume im Garten stehen, die wären doch optimal!", rief Weigl vom anderen Ende der Kabine. Natürlich lachten diese Idioten alle, während ich ihm nur den Mittelfinger zeigte. So ging das schon seit Samstag. Da Marco seine Klappe nicht halten konnte, wusste mein Team jede Kleinigkeit. "Hahaha. Langsam wird das Thema echt langweilig. Hast du nichts Besseres auf Lager?"                                                                                            Ich nahm mein Waschzeug raus und ging dann zu den Duschen. "Ach komm, sei doch keine Spaßbremse",  rief Julian mir noch hinterher, stieß aber auf Schweigen. 

Als mein Handy klingelte, packte ich gerade meine Tasche zusammen. Fluchend ließ ich meine Schuhe wieder fallen und tastete meine Hose nach dem Gerät ab. "Shit. Wo hab ich es denn hingesteckt?" Mein Trainings-T-shirt flog in hohen Bogen auf den Boden, meine Hose folgte gleich darauf. Nur landete die auf Marwin, der sie sofort wieder wegschmiss. "Boah Bürki. Lass deine vollgestunkenen Sachen bitte bei dir!"                                                                        Bevor das Klingeln erstarb, fand ich das Handy endlich. Erleichtert nahm ich ab. "Roman Bürki hier" "Hallo Roman, ich bin's Mareike." Mein Herz machte einen Satz nach oben. Mit ihr hatte ich ja überhaupt nicht gerechnet! "Oh hey. Woher hast du meine Nummer?", fragte ich etwas überrumpelt. "Ramona, die vom Empfang, hat sie mir gegeben. Sie hat erzählt, dass ihr mithelfen wollt, du und ein Freund. Da wollte ich fragen, ob ihr heute mit mir die Listen durchgehen wollt. Sie sortieren nach Alter und Geschlecht. Ich hab vorhin schon mal angerufen, aber da bist du nicht hingegangen." Mareikes Stimme klang skeptisch, als könne sie sich nicht vorstellen, dass ich sowas wirklich machen würde. Aber ich hielt mein Versprechen und außerdem wird das bestimmt schon Spaß machen.  
  "Klar. Ich bin grad noch auf dem Trainingsgelände, aber ich beeil mich!" "Okay, na dann. Du brauchst kein Stress machen, ich bin auch noch beim Einkaufen." Überraschung schlug mir von anderen Ende entgegen, was mich zum Schmunzeln brachte. Tja, ich steckte halt doch irgendwie immer voller Überraschungen.                                                                                                                                                                                    Ich versetzte dem lauschenden Mo einen Stoß, sodass dieser gegen Jeremy stieß, der überrumpelt seine Schuhe fallen ließ. Das verursachte einen kleinen Knall, den man auch noch am anderen Ende des Telefons hören konnte. "Alles gut bei dir?"  "Ja, war nicht so wichtig." "Hey!", rief Jeremy empört dazwischen. "Sicher bin ich wichtig!" Ich brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. "Treffen wir uns in einer halben Stunde bei euch an der Wache?" "Klar. Dann bis später!" "Jo. Ciao“

Kaum hatte ich den roten Button gedrückt, schon begannen meine Teamkameraden und Freunde zu johlen und zu pfeifen. "Ouh Roman hat ein Date!" "War das deine Feuerwehrdame?" "Hat sie dich rumgebracht oder du sie?"   "Das ist kein Date!", stellte ich fest, konnte die gute Laune, die ich empfand aber nicht verstecken. "Ne, überhaupt nicht. Du grinst nur so wie ein Honigkuchenpferd, weil man dich zum Welttorhüter ernannt hat" Marcos Stimme triefte nur so von Sarkasmus, doch das prallte an mir ab, wie Wasser. "Es ist wirklich kein Date. Ich helfe der Feuerwehr nur bei einer Spendenaktion. Nur so aus Nächstenliebe." Gefühlt sah mich meine gesamte Mannschaft zweifelnd an. Dann prustete Marwin los. "Nächstenliebe? Nächstenliebe? Auf jeden Fall. Und ich bin der Haustier-Pinguin vom Weihnachtsmann!"                                           
Man hörte Achraf Hakimi mit Mario tuscheln, der dem jungen Marokkaner erklärte, was sich hier abspielte. Plötzlich lachte er auf. "Charity? Oh my Gosh!", prustete er. Gereizt verdrehte ich die Augen. Mit denen zu diskutieren brachte überhaupt nichts.                                                                      
"Du solltest dich langsam mal beeilen, damit du nicht zu spät bist. Sonst denkt deine Schnecke noch, du meinst es nicht ernst." Konnte denn keiner irgendetwas sinnvolles sagen? "Sie ist nicht meine Schnecke! Sie ist, sie ist - Ach keine Ahnung was sie ist. Jedenfalls nicht meine Schnecke!", stellte ich sofort richtig, doch meine Mannschaftskameraden grinsten alle nur verschmitzt. "Ja klar und ich bin der amerikanische Präsident!" Ich warf meine Wasserflasche auf Weigl. "Genauso führst du dich auch auf." Er schmiss sie wieder zurück, doch es war kein Problem sie aufzufangen. Ich stopfte sie zu meinen Trainingssachen hinein und zog dann den Reißverschluss zu. Julian hatte Recht. Ich sollte echt nicht zu spät kommen. "Also dann bis morgen! Ciao." Ich raffte meine Tasche und hängte sie über meine Schulter. Mo zog eilig einen Schuh an, schmiss seine Sachen unordentlich in seine und hetzte mir dann hinterher, den linken Schuh noch in der Hand. "Warte, ich komme mit!" Überrascht blieb ich stehen. "Was? Oh nein, bestimmt nicht!" Das würde mir gerade noch fehlen. Dahoud meinte es anscheinend wirklich ernst, denn er pflückte mir die Autoschlüssel aus der Hand und ging, immer noch mit einem Socken, Richtung Ausgang. "Kommst du? Wir wollen sie doch nicht warten lassen!"

Schutzengel tragen FeuerwehrstiefelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt