13.12 Donnerstag

619 21 0
                                    

Mareikes Sicht

Da ich gestern vergessen hatte, den Rollladen zu zumachen, strahlten mir die Sonnenstrahlen direkt ins Gesicht. Stöhnend drehte ich mich um und zog die Decke bis zur Nasenspitzen hoch. Mein Kopf brummte, als hätte ich gestern eine halbe Bar leer gesoffen. Als würden Bauarbeiter irgendwelche Schäden in meinem Gehirn reparieren wollten und nun mit dem Presslufthammer arbeiteten. Kurzerhand beschloss ich, den heutigen Tag im Bett zu bleiben. Ich hatte meinen freien Tag und die Spendenaktion musste halt mal einen Tag ohne mich auskommen. Oh ja, das hörte sich tatsächlich reizvoll an. 

Leider hatte das Schicksal kein Mitleid mit mir, denn nachdem ich wieder eingeschlafen war, klingelte es. Ich blinzelte ein bisschen, um meine verklebten Lider zu lösen, ehe ich auf meinen Wecker sah. Es war neun Uhr morgens. Wer wollte zu der Zeit etwas von mir? Jeder normale Mensch war entweder auf der Arbeit, in der Uni oder schliefen noch. Also wer störte meinen heiligen Schlaf?!

Als die Klingel erneut schrillte, schlug ich meine Decke zurück und rutschte mit einem Bein über die Kante. Das Nächste folgte. Dann stemmte ich meinen Oberkörper hoch, der sich anfühlte wie Blei. Barfuß und mit meiner vollen Schlafmontur schlurfte ich zu der Tür meiner kleinen Wohnung. "Jaja", murrte ich, weil dem Störenfried wahrscheinlich das Warten leid war. Er hätte wenigstens etwas geduldiger sein können! 

Ich drehte den Schlüssel um und öffnete die letzte Barriere, die meine persönliche Hölle heute von mir trennte. Verwundert blinzelte ich mehrmals und rieb mir dann die Augen. Das musste eine Fata Morgana sein! "Guten Morgen, du Schlafmütze. Noch in den Federn?" Die Stimme flötete viel zu hoch. Sie schob sich an mir vorbei und sah sich neugierig in meiner Wohnung um. Wie gesagt, sie war nicht groß. Das Wohnzimmer war mit der Küche in einem Raum. Dann gab es noch ein kleines Bad, eine Rumpelkammer und mein Schlafzimmer. 

"Nett hast du es hier. Vielleicht ein bisschen klein, aber nett." Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und realisierte dann, dass ich immer noch neben der offenen Türe stand. Eilig schloss ich sie wieder und lehnte mich dann dagegen. "Was machst du hier?" Die Worte kamen etwas wirsch rüber, aber ich war nicht in Laune, mich arg zu verstellen. Ich wollte nur in mein Bett. Vielleicht zuvor noch eine Aspirin einwerfen, aber dann zurück in die Heia. 

Leider machte mir aber ein ganz bestimmter Plagegeist einen Strich durch die Rechnung. Spöttisch zog er eine Augenbraue hoch. "Da ist jemand aber schlecht gelaunt. Bist genauso wie Roman, wenn er früh aufstehen muss! Obwohl. Früh liegt im Auge des Betrachters." Mo musterte mich nochmal, bevor er sich die Schuhe von den Füßen strich und sich auf mein Sofa pflanzte. (Die Schuhe standen mitten im Raum) "Sorry, wenn ich dir kein Empfangskomitee für dich vorbereitet habe!" Missmutig fischte ich seine Schuhe auf und stellte sie ordentlich neben die Tür. "Das wäre aber mal eine willkommene Begrüßung. Sonst gibt es immer solche sparsame 'Hi'. Das wird doch irgendwann langweilig. So eine Kapelle, die den dunklen Song von Darth Vader spielt, das wäre mal was!" Er machte tiefe Atemgeräusche und krächzte dann das besagte Lied. 

Das Stechen in meinem Kopf nahm zu. Langsam ließ ich meine Finger an meinen Schläfen kreisen. "Woher hast du eigentlich meine Adresse?" Dahoud streckte seine Arme über die Lehne und obwohl er nicht sonderlich groß war, erreichten beide das Ende. Mit einer von sich selbst zufriedenen Miene legte er seinen Kopf in den Nacken und legte ein Bein auf den Wohnzimmertisch. Er schien sich schon sehr heimisch zu fühlen. "Das war easy! Ich hab einfach Ramona gefragt. Die hat es mir sofort gesagt. Aber anderes Thema. Warum warst du noch im Bett? Es ist kurz nach neun?" Weil ich ihn so schnell wie möglich rauswerfen wollte, blieb ich einfach auffordernd vor ihm stehen. Doch zu meinem Unglück verstand er den Wink mit dem Zaunpfahl nicht. Unter halb geschlossenen Augen sah er zu mir hoch. "Schick siehst du aus!" Er nickte auf meine lila karierte Pyjamahose und ein zu großes rotes T-Shirt, das als Nachthemd durchgehend hätte können. Meine Gedanken schwirrten wie ein Schwarm Bienen umher. 

Schutzengel tragen FeuerwehrstiefelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt