14. Kapitel

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Jetzt auch überarbeitet auf meinem Profil in 'Old Blood' ;)

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Tränen liefen mir die Wangen runter. Ich zitterte und klammerte mich an mein Kissen. Ein Schluchzen nach dem anderen entkam mir und schüttelte meine zusammengerollte Gestalt. Immer und immer wieder spielten sich die Bilder in meinem Kopf ab. Meine Eltern. Unser Haus. Die lilanen Flammen. Die Jäger. Unser Dorf, in dem die orangenen Flammenzungen wüteten. Schniefend zog ich meine Nase hoch. Krampfhaft überlegte ich zu wem ich gehen konnte, um mich wieder zu beruhigen. Um aus diesem ewigen Gedankenkreislauf zu entkommen. Die Bilder drohten mich zu ersticken und ich rang immer hektischer nach Luft. Zu Subaru konnte ich nicht, er würde mir zweifellos versuchen zu helfen, aber ich wollte ihn nicht schon wieder um etwas bitten. Laito schuldete ich jetzt schon haufenweise und er war vermutlich auch nicht der Richtige, um sich bei ihm auszuheulen. Zu Kanato konnte ich auch nicht. Auf der einen Seite wusste ich nicht ob er mir verziehen hatte und andererseits wollte ich ihn nicht nochmal verletzen. Bei Ayato verstand sich von selbst, warum ich nicht zu ihm wollte und Yui war erstens sowieso bei ihm und zweitens war sie es nicht würdig mich so zu sehen. Zu Shu gehen wollte ich auch nicht und Reiji... erklärte sich eigentlich auch von selbst. Solange also nicht noch jemand auf einmal hier einziehen würde, war ich auf mich allein gestellt. Mein Herz raste und die Bilder wirbelten in meinem Kopf. Immer die selbe Reihenfolge. Meine Eltern. Unser Haus. Die lilanen Flammen. Die Jäger. Unser Dorf, in dem die orangenen Flammenzungen wüteten. Zwischendrin hörte ich immer wieder Schreie und ab und zu tauchte ein Bild von meinem besten Freund auf. Ich wusste, dass irgendetwas an meinen Erinnerungen nicht stimmen konnte, aber ich hatte sie schon zu gesehen, als dass es ich darauf kommen würde.
Erst als mich kleine Federn im Gesicht kitzelten, bemerkte ich, dass ich das Kissen aufgeschlitzt hatte. Allerdings konnte ich den Griff nicht lockern, die Federn wegstreichen oder mich bewegen. Zusehr war ich in der Erinnerung gefangen. Erschrocken setzte mein Herz einen Schlag aus, als jemand plötzlich hinter mir stand. Instinktiv rutschte ich gegen die Wand, so weit wie möglich von der Person weg. Nur verschwommen konnte ich ihre Umrisse wahrnehmen und ich fing noch mehr an zu zittern. Trotz der leisen Stimme der Vernunft, glaubte mein Körper, einer der Jäger hätte mich gefunden. Bilder von den toten Vampirbrüdern, aufgeschlitzt in einer riesigen Blutlache und mit leeren Augen, spielten sich vor meinem inneren Auge ab, legten sich über die Realität. "Nein.. ", krächzte ich fast tonlos. Meine Stimme zitterte und man konnte deutlich die Panik heraushören. Ich versuchte mich zu verwandeln, aber mein Körper war zu schwach. "Wieso? Wieso habt ihr sie umgebracht?" Ich wollte schreien, meine Stimme versagte. Die Gestalt kam näher. Ich versuchte mehr Abstand zwischen uns zu bringen und scheiterte kläglich. Immer wieder glitten meine Hände von der Wand ab. Wie im Wahn murmelte ich etwas vor mich hin, an was ich mich im nachhinein nicht mehr erinnern konnte. Nur an die schrecklichen Bilder. Auf einmal berührte erwas weiches flauschiges meine Finger und ich nahm allmählich eine Stimme wahr, die auf mich einredete. Wie automatisch schlossen sich meine Arme um den vertrauten Gegenstand und ich presste ihn fest gegen meine Brust. Meine Augen zuckten in dem Versuch mehr um mich herum wahrzunehmen. Erneut fuhr ich zusammen als etwas meine Haare berührte. Allerdings beruhigte mich diese Geste unerwarteter Weise. Sie kam mir vertraut vor. Mein Herschlag verlangsamte sich und die Panik ließ nach. Ich konzentrierte mich auf die schlanken Finger, die meine Haare verflochten und wieder lösten oder einfach nur hindurch strichen. Stück für Stück bekam ich meinen Atem zunehmend wieder unter Kontrolle. Das Zittern wurde schwächer und ich fing an wieder meine Umwelt wahrzunehmen. Schniefend hob ich den Kopf und blickte direkt in zwei lilane Augen. Hoffnung durchströmte mich. "Nii...san?" Wieso war er hier? Nervte ihn mein Rumgeheule nur und er wollte mich zu Schweigen bringen oder hatte er mir tatsächlich verziehen? Zögerlich rutschte ich näher und ließ mich wiederstandslos nach hinten drücken. Sein Arm schlang sich um meine Schultern und drückte mich näher an seinen Öberkörper. Automatisch krallten sich meine Finger in Kanatos Schlafanzug, während ich darauf achtete Teddy nicht einzuquetschen und gleichzeitig an mich gepresst zu halten. Die Finger des Vampir verirrten sich wiede in meine kobaltblauen Strähnen und spielten damit. "Imoutochan ist kawaii, ne Teddy?" Ein leichtes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und die Bilder verblassten langsam. Mein Körper entspannte sich, während ich meinen Kopf gegen seinen Oberkörper sinken ließ. "Verzeihst du mir?" Kanato kicherte. "Teddy hat gesagt es tut dir Leid." Zustimmend brummte ich und konzentrierte mich auf wieder auf seine Finger. Auf einmal stockte er und zog seine Hand zurück. Verwirrt hob ich den Blick. Ein Funkeln breitete sich in den lilanen Augen, die mich fasziniert anstarrten. Besser gesagt etwas auf meinem Kopf. Schnell hob ich meine Hand und stieß prompt auf zwei Katzenohren. Scheiße. Da ich in meinem jetzigen Zustand nichts dagegen tun konnte, beobachtete ich Kanatos Reaktion. Mehrere Herzschläge rührte er sich nicht, dann streckte er langsam seine Hand aus. Ich zuckte kurz als seine kalten Finger meine Katzenohren berührten, fing aber kurz darauf an zu schnurren, als er mich anfing hinter ihnen zu kraulen. Automatisch drückte ich meinen Kopf gegen seine Hand und entspannte mich wieder. Unerwarteter Weise schien es den Vampir nicht zu wundern, dass mir auf einmal Ohren und Schweif eines Panthers gewachsen waren. Ohne es zu merken wurde ich immer müder und sank schließlich in einen tiefen, diesmal traumlosen Schlaf.

Gähnend schlurfte ich nach unten, um nicht das monatliche Dinner zu verpassen und damit Reijis Zorn auf mich zu ziehen. In den letzten Monaten hatte der Brillenträger des Öfteren versucht mich mit dem Essen zu vergiften. Jedes Mal hatte ich meinen Teller mit einem der anderen getauscht, um dem zu entgehen. Die meisten Gifte hätten mir zwar wenig bis gar nicht geschadet, aber ich wollte kein Risiko eingehen. Außerdem waren die Reaktionen der Brüder wirklich lustig, wenn es bei ihnen wirkte.
Ich ließ mich als eine der letzten am bereits gedeckten Tisch nieder und musterte mein Essen einen Moment kritisch, bevor ich daran roch. Anscheinend hatte Reiji dieses Mal nichts darunter gemischt. "Er hat aufgehört was reinzukippen", erklärte Subaru, der neben mir saß genervt. An seinem Hals konnte ich noch die Nebenwirkungen des letzten Giftanschlags auf mich erkennen. Eigentlich wollte ich es Ayato unterschieben, der blöderweise misstrauisch genug war, seinen Teller mit Subarus auszutauschen. Also hatte Subaru jetzt seit einem Monat viele kleine blaue Punkte an seinem Oberkörper, die erst jetzt langsam anfingen zu verblassen. Reiji räusperte dich. "Ich kann nicht dulden, dass du uns Schaden damit zufügst." Spöttisch hob ich eine Augenbraue und versuchte so ernst wie möglich zu erwidern: "Entschuldige bitte, dass ich mich ungern als Versuchskaninchen missbrauchen lasse." Der Brillenträger wandte sich wortlos ab und fing an zu essen. Um sicher zu gehen versuchte ich herauszufinden ob es irgendeinen Unterschied zwischen meinem Und dem Essen der anderen gab. Da ich keinen feststellen konnte fing ich ebenfalls an zu essen. Sobald ich schluckte wusste ich, dass ich einen Fehler begangen hatte. Mein Hals fing an zu brennen und ich musste würgen. Augenblicklich richteten sich alle Blicke zuerst auf mich und dann anklagend auf Reiji. Außer Ayatos, der aß einfach weiter. Baka. Schwer atmend stolperte ich nach hinten, stieß dabei meinen Stuhl um und knallte an die Wand. "Was hast du getan?", fragte einer der Vampire. Welcher konnte ich nicht erkennen, meine Wahrnehmung fing an zu verschwimmen. Meine Umgebung nahm ich nur noch verschwommen wahr und ein nerviger Piepton legte sich über alle Geräusche. "Nichts. Ich habe nur andere Gewürze genommen als sonst." Blöderweise wusste ich, dass Reiji recht hatte. Das, auf was mein Körper so heftig reagierte, war nur ein Gewürz und Heilmittel. Nicht weit verbreitet und nur wenige kannten es, aber tödlich für Gestaltwandler. Jedenfalls richtig getrocknet oder in konzentrierter Form. Anscheinend hatte der Brillenträger genau das gemach. Meine einzige Hoffnung war, dass ich nur wenig zu mir genommen hatte und der Blutmond meinen Körper genug stärken würde, wenn er aufging. Und das hoffentlich in den nächsten fünf Stunden. Röchelnd lehnte ich an der Wand. Ich hatte das Gefühl meine Nerven explodierten und meine Kehle würde herausgerissen. Hektisch zog ich mein Oberteil, das ich mittlerweile wieder trug, nach unten und konnte beobachten wie sich tiefschwarze Linien zu meinem Herz Bewegten. Der Schmerz wurde stärker und ich konnte nur verzweifelt nach Luft schnappen. Unterbewusst nahm ich wahr wie einer der Brüder aufsprang und auf mich zu lief. Verzweifelt versuchte ich meinen Blick auf irgendetwas fixieren zu können, was mir kläglich misslang. Die schwarzen Linien hatten mein Herz erreicht und sofort wurde es zusammengedrückt. Mittlerweile fühlte es sich an als würden all meine Organe von innen zerrissen. Gepeinigt schrie ich auf und krallte meine Finger in meine Haut. Meine Beine Knickten weg und das Letzte was ich wahrnahm war, wie mein Kopf auf den Boden aufschlug. Dann versagte mein Herz und alles wurde schwarz.

Fassungslose Stille breitete sich im Essenssaal aus. Sie saßen still am Tisch und starrten die Leiche des Mädchens an. Nur Kanato stand neben ihr. Nach einiger Zeit schob er seine Arme unter ihre Kniekehlen und Schulterblätter und hob sie hoch. "Du wirst die schönste meiner Puppen werden", versprach er ihr leise und trug sie aus dem Raum. Noch immer machte keiner der anderen Anstalten sich zu bewegen, bis sich nacheinander Shu und Subaru in Luft auflösten. Laito schob quietschend seinen Stuhl zurück und verließ wortlos den Raum. Yui fing an zu weinen und ließ sich von Ayato in eine Umarmung ziehen, den das ganze Geschehen kaum berührte. Für ihn war sie nur eine unwichtige Opferbraut gewesen. Reiji begann den Tisch aufzuräumen und ignorierte seine Umgebung einfach. Subaru saß regungslos am Fenster und starrte nach draußen. So wie er es so oft mit dem Mädchen getan hatte, für das er begonnen hatte etwas wie Freundschaft zu empfinden. Shu lag im Musikzimmer und lauschte seiner Musik oder spielte auf Aikos Violine. Laito saß auf seinem Bett und spielte mit seinem Hut, während er das leergetrunkene, blutverschmierte Glas auf seinem Nachttisch anstarrte. Reiji ärgerte sich darüber, dass er nicht herausfinden konnte was das Mädchen war und versuchte das Gefühl der Schuld abzuschütteln. Yui heulte sich die Seele aus dem Leib, obwohl sie nie wirklich gute Erfahrungen mit der Blauhaarigen gemacht hatte und Ayato beobachtete sie genervt dabei, verlangte nach ihrem Blut. Kanato hatte die Leiche auf einen Tisch im Keller gelegt und bereitete alles vor um sie zu einer seiner Puppen zu machen.

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