5. Kapitel

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Jetzt auch überarbeitet auf meinem Profil in 'Old Blood' ;)
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Kanato öffnete die Kellertür und gab den Blick auf mehrere, an der Wand aufgereihte Frauen frei. Sie hatten große Ähnlichkeit mit Wachsfiguren und trugen Brautkleider. Allerdings ging von ihnen ein leichter Geruch von Tod aus. Meine Augen weiteten sich. "Wow, Kanato, sie sind wunderschön." "Dir gefallen meine Wachsfiguren?" Er klang überrascht. "Teddy freut sich auch immer, wenn wir herkommen. Aber Yui fand sie unheimlich." Gegen Ende des Satzes wirkte er immer enttäuschter. Ich lachte kurz auf. "Es erstaunlich, dass du es geschafft hast, dass sie so gut erhalten bleiben." Kurz zögerte ich. "Das sind die alten Operbräute, nicht?" Der Vampir nickte und setzte zu einem Satz an, wurde aber von der Tür davon abgehalten, als sie mit lautem Scheppern gegen die Wand krachte. Subaru stand in der Tür und brummte: "Monatliches Dinner." Dann löste er sich wieder in Luft auf. Schnell rannte ich ihm hinterher, um nicht zu spät zu kommen.

"Aiko-chan?" Ich hob den Kopf und blickte Kanato abwartend an. "Dir haben meine Puppen doch so gut gefallen..." Misstrauisch hob ich eine Augenbraue. Ein irres Funkeln schlich sich in seine Augen als er weitersprach: "Ich könnte dich zu einer von ihnen machem, ich könnte dich sorgfältig ausstellen und Teddy würde ein neuer Freund glücklich machen." Seine Finger schlossen sich fester um die Gabel, die er in der Hand hielt und seine Stimme klang immer aufgeregter. "Du würdest für immer bei uns bleiben. Was sagst du dazu?" Ich brauchte erst einige Sekunden um zu verstehen was er meinte, dann weiteten sich meine Augen und ich verschluckte mich an meinem Trinken. "Angst steht dir Chichinashi 2. Fast so gut wie meinem Eigentum." Yuis Wangen färbten sich in einem leichten Rosaton und sie ließ sich ihre Haare ins Gesicht fallen.
Als ich endlich wieder richtig Luft bekam richtete ich meinen Blick wieder auf Kanato. "Ich würde dir auch so ein Kleid anfertigen." "NEIN!", rief ich fassungslos. Sein Blick wurde düster, während er Teddy fester an sich drückte. "Wieso nicht?! DU SOLLTEST DICH FREUEN! DU WÄRST FÜR IMMER BEI UNS. ICH DACHTE DIR GEFALLEN MEINE PUPPEN UND DU WÜRDEST UNS MÖGEN ABER DU BIST GENAUSE WERTLOS WIE YUI. NUR EINE LAUFENDE BLUT-" Ich lachte leise auf. "Ich hasse Kleider." Kanato unterbrach seinen Ausraster und starrte mich überrumpelt an. Anscheinend hatte er nicht erwartet, dass ich etwas sagen würde. "Ich weiß dein Angebot zu schätzen und so und ich hab nie gesagt, dass ich deine Puppen nicht mag. Ich will nur nicht in ein Hochzeitskleid gesteckt werden. Weder jetzt noch nach meinem Tod. Wenn du ein Kleid findest, dass mir auch gefällt, würde ich mich freuen eine deiner Puppen zu werden." Ausnahmslos alle am Tisch starrten mich überrascht und stumm an. "Vorausgesetzt ihr bringt mich nicht dafür um. Ich hatte noch nicht vor zu sterben." Ich lächelte leicht und legte den Kopf schief. Dann schob ich meinen Stuhl zurück und stand mit einem Blick auf Reiji auf. "Bitte entschuldigt mich, ich werde mich jetzt auf mein Zimmer zurückziehen." Kurz bevor ich den Raum verließ drehte ich mich nocheinmal mit finsterem Blick zu Kanato um. "Achja... und vergleich mich nie wieder mit einem Menschen. Oder mit ihr!" Mit einem letzten verachtendem Blick auf das Mädchen ließ ich die Tür hinter mir zufallen und schnitt somit Ayatos Beschwerden ab.

Vorsichtig öffnete ich eines der Fenster in Shus Zimmer und ließ mich auf der anderen Seite herunterrutschen. Vielleicht würde ich diesesmal Glück haben und nicht wieder von einem der Brüder aufgehalten werden.
Tatsächlich erreichte ich den Waldrand ungesehen. Hinter ein paar Bäumen konnte ich mich endlich verwandeln und spürte wie sich mein tiefschwarzes Fell mit den Schatten vermischte, bis es nicht mehr zu sehen war. Nach ein paar Sekunden lief ich los und genoss den federnden Waldboden unter meinen Pfoten und den Wind der um meine Ohren peitschte während ich immer schneller lief. Die Muskeln unter meinem Fell bewegten sich geschmeidig und wie immer uberwältigte mich ihre Kraft.
Meine Nase zuckte als mir der vertraute Geruch von Kanninchen auffiel. Viel zulange hatte ich nicht mehr gejagt und mein Magen knurrte, bei dem Gedanken an einen kleinen Happen, obwohl ich gerade eben erst gegessen hatte. Vorsichtig schob ich mich durch kleine Büsche und unter tiefhängenden Zweigen hindurch, bis ich das kleine Tier ausfindig machte. Mein Körper spannte sich an und ich kauerte dicht über dem Boden bevor ich zum Sprung ansetzte und zielgenau auf meinem Opfer landete. Mit einem kurzen Knacken brach ich sein Genick und das Kanninchen erschlaffte unter mir. Still dankte ich dem Wald für meine Mahlzeit. Meiner Ansicht nach hatten es Tiere nicht verdient gehetzt zu werden bevor sie getötet wurden, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Außerdem machte das bei Menschen, die es wirklich verdienten viel mehr Spaß. Durch ein leises Knacken aufgeschreckt hob ich den Kopf und witterte. Subaru war ganz in der Nähe. Schnell ließ ich meinen Pelz wieder mit den Schatten verschmelzen und drängte mich näher an eine Wurzel. Der Vampir ging nur wenige Zentimeter vor meiner Nase vorbei und hielt verwundert inne, als ihm der Tierkadaver auffiel. Mit gerunzelter Stirn blickte er sich um. Ich hielt die Luft an als sein Blick mich kurz streifte. Jedoch schüttelte er kurz darauf den Kopf und verschwand wieder zwischen den Bäumen. Erleichtert atmete ich auf und schälte mich aus der schützenden Dunkelheit. Mit einem letzten Blick über meine Schulter lief ich zurück in Richtung Villa. Über die letzten Reste des Kanninchens würde sich ein anderes Tier freuen.

Leicht außer Atem zog ich mich in Shus Zimmer und erstarrte als ich in die blauen Augen des Besitzers blickte. Der Vampir war anscheinend gerade in sein Zimmer gekommen und saß auf seinem Bett. Ich räusperte mich und wischte mir mit dem Handrücken Blut aus meinem Gesicht. Dann hob ich leicht die Hand und murmelte ein "Hi" bevor ich mich durch die Tür aus dem Staub machte. Mit schnellen Schritten rannte ich die Treppe nach unten, um Shus möglichen Fragen auszuweichen. Vor einer großen Holztür blieb ich schließlich stehen. Ich runzelte die Stirn. Warum hatte ich diese Tür noch nie bemerkt? Vorsichtig drückte ich gegen das Holz und die Tür öffnete sich mit leisem knarren. Vor mir erstreckten sie mehrere Reihen Regale, die fast zusammenbrachen unter der Last von tausenden Büchern. Grinsend schloss ich wieder die Tür hinter mir und ging darauf zu. Das Problem, etwas zum Lesen zu finden, hätte ich jetzt nicht mehr. Bücher waren für mich nicht wie eine andere Welt in die man eintauchen kann um der Realität zu entkommen, wie es in diesen schnulzigen Liebesfilmen immer beschrieben wurde. Ich liebte es zwar, mich in eine dieser Geschichten zu vertiefen, aber nicht um die Realität zu vergessen. Die Charaktere aus den meisten Fantasybüchern waren, meiner Meinung nach, nicht zu beneiden. Die aus Action, Thriller, Horror und anderen genauso wenig.

Diabolik Lovers ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt