2. Kapitel

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Überarbeitete Version 'Old Blood' auf meinem Profil!

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Ein unangenehm süßer Geruch drang mir in die Nase und riss mich aus dem Schlaf. Missmutig öffnete ich ein Auge und schaute direkt in zwei Pinke. Ein blondes Mädchen stand über mich gebeugt und wollte gerade nach meiner Schulter greifen. In ihrem Gesicht zeichnete sich leichte Panik ab. Ein Mensch?! Wieso war ein Mensch hier? Ich dachte ich wäre diesen Abschaum endlich losgeworden, zumindest in der Villa. Gereizt knurrte ich und fauchte sie dann genervt an: "Was?" Sie zuckte kurz erschrocken zurück und warf einen Blick über ihre Schulter, bevor sie sich wieder mir zuwandte. "Du musst verschwinden! Sie sind Vampire! Du musst mir glauben. Ich weiß es hört sich-" Ich unterbrach sie in dem ich sie vom Bett schubste und mich auf die Seite drehte. "Ich weiß. Lass mich schlafen." "Du hast vielleicht noch eine Chance zu entkommen. Du musst es versuchen, ich-" "Halt's Maul!" "Aber-" Erneut wurde das Mädchen unterbrochen. Diesmal von der Tür. Reiji stand im Rahmen und warf ihr einen missbilligenden Blick zu. "Was tust du hier Yui? Mach dich fertig. Ich erwarte, dass du in fünf Minuten unten bist. Das gleiche gilt für dich, Kuraiko." Die Blonde verließ mit gesenktem Kopf den Raum und warf mir einen letzten mitfühlenden Blick zu, bevor die Tür wieder ins Schloss fiel. Ich brauchte kein Mitleid, geschweige denn Hilfe von einem Menschen. Schnaubend rollte ich mich aus dem Bett und lief zu der Komode, auf der eine Schuluniform lag. Angeekelt verzog ich das Gesicht. Ein Rock. Ich hasste Röcke. Und Kleider.
Trotzdem quetschte ich mich in die grässliche Uniform und band mir meine kobaltblauen Haare zu zwei Zöpfen. Es war meine Lieblingsfrisur. Viele unterschätzten mich dadurch, da sie mich kindlich und unschuldig wirken ließ und waren umso verstörter, wenn ich ihnen mein wahres Gesicht zeigte.
Fünf Minuten später saß ich zwischen Laito und Kanato in der Limo und beobachtete Ayato dabei wie er immer wieder versuchte Yui auf seinen Schoß zu ziehen, um wahrscheinlich ihr Blut zu trinken, aber jedesmal von Reiji ermahnt wurde, das gefälligst in seinem Zimmer zu tun. Irgendwann wurde mir das zu langweilig und ich lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe, während ich mein Gehör verschärfte, um Shus Musik zu lauschen. Violinenmusik. Leicht lächelnd konzentrierte mich voll und ganz auf die langsamen Töne. Seit ich denken konnte spielte ich dieses Instrument und es war eines der letzten Dinge, die mir noch von meinen Eltern geblieben waren. Allerdings war es schon einige Monate her, dass ich sie das letzte Mal gespielt hatte und ich vermisste es, sich der Musik hinzugeben und in ihr zu versinken, bis nichts mehr um dich herum von Bedeutung zu sein schien. Fest nahm ich mir vor, direkt nach der Schule wieder zu Spielen.
Ich war so in meine Gedanken und die Melodie vertieft gewesen, dass stark zusammenzuckte als plötzlich jemand über meine Wange leckte. "Süß. Bitch-chan ist schreckhaft." Mein Gesicht verzerrte sich zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Normalerweise war ich nicht sehr schmerzempfindlich, aber daurch, dass ich mein Panthergehör eingesetzt hatte, wurde Laitos Stimme um ein vielfaches verstärkt und hörte sich an, als würde mir jemand mit einem Megaphon ins Ohr schreien.
"Bitte lass mich auch mal kosten." Erneut wurde mir durch mein Gesicht geleckt. Diesmal von Kanato, kanpp hinter meinem Ohr. "Könnt ihr beiden euch nicht einmal zusammenreißen?!", meckerte Reiji schlecht gelaunt, während er seine Brille zurechtrückte. Laito murrte: "Komm schon Reiji! Seit Yui Ayato gehört dürfen wir sie ja nicht mal mehr anschauen. Und Bitch-chan riecht so gut!" "Nicht in der Öffentlichkeit." "Aber wir sind im Au-" "Nein!" Schmollend lehnte sich der Rothaarige zurück und starrte beleidigt aus dem Fenster. Ich tat es ihm gleich und bemerkte, dass wir gerade durch das Schultor fuhren. Mehrere Schüler hatten sich vor dem Eingang des Gebäudes versammelt und beobeachteten tuschelnd die Limosiene.
Bevor ich mich aus dem Staub machen konnte, hielt mich der Brillenträger am Arm fest und drückte mir ein kleines Tetrapäckchen in die Hand. "100% Cranberry-Saft ist das beste Mittel gegen schwaches Blut. Trink das täglich." Skeptisch beäugte ich die Packung und nickte schließlich zögernd. Ich konnte solche abgepackten Säfte noch nie leiden, sie schmeckten immer viel zu süß, weil die Menschen meinten sie müssten tonnenweise Zucker in etwas kippen, was es eigentlich garnicht nötig hatte und dann behaupteten es schmecke so besser.
"Du bist in der gleichen Klasse wie Yui, Ayato und Kanato. Geh mit ihnen.", riss mich der Vampir aus meinen Gedanken. Dann drehte er sich um und lief auf das Schulgebäude zu, blieb aber nach ein paar Schritten wieder stehen. "Achja. Und stell nichts Dummes an!" Ich murmelte irgendetwas unverständliches, warf den Cranberry-Saft in den nächstbesten Mülleimer und folgte den beiden Brüdern durch die Flure. Überall konnte ich einzelne Sätze von Mädchen aufschnappen, darübr wie süß Kanato oder heiß Ayato wären. Vereinzelte rätselten darüber warum ich das Glück hätte bei ihnen laufen zu dürfen und ob ich jetzt auch bei ihnen wohnen würde.
Planlos schlenderte ich durch die leeren Gänge der Schule und suchte nach einem Weg aufs Dach. Ich hatte von Anfang an nicht vorgehabt am Unterricht teilzunehmen, weil mein Vater mir bereits alles wichtige zum Überleben beigebracht hatte und ich bisher immer gut über die Runden kam, auch ohne zu wissen wie man Wurzeln zog oder Brüche ausrechnete. Dafür konnte ich mich selbst ernähren und war auf keinen Supermarkt angewiesen, weswegen ich mir auch keinen Job suchen musste um Geld zu verdienen.
Nach einer halben Stunde Herumgeirre hatte ich endlich das Schuldach gefunden, mich an das Geländer gelehnt und beobachtete jetzt die Sterne. Auch wenn sie, durch die Lichter der Hochhäuser nicht so gut zu erkennen waren, genoss ich den Anblick. Er erinnerte mich an die Zeit in der ich immer mit meinem Vater und meiner Mutter an einem See saß, die Füße ins Wasser getaucht, den Blick nach oben in den Nachthimmel gerichtet. Trotz der aufkommenden Trauer schlich sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Tod war für mich schon immer ein Teil meines Lebens gewesen, auch wenn ich wahrscheinlich nicht am Alter sterben würde und ich hatte nie verstanden warum die Menschen umbedingt unsterblich sein wollten. Unsterblichkeit war in den seltesten Fällen mehr Segen als Fluch. Man musste hilflos dabei zusehen wie Geliebte starben, bei eigentlich tötlichen Wunden nur den Schmerz ertragen, ohne Hoffnung auf die Erlösung durch den Tod und das war nur ein Bruchteil der Nachteile. Zwar konnte man alles ausprobieren oder sehen was man wollte, aber auch das würde irgendwann langweilig werden.
Der Vorteil am Gestaltenwandlerleben, man konnte altern, allerdings nur wenn man aufhörte sich zu verwandeln und sterben würde man auch nicht. Man würde nur immer gebrechlicher und schwächer werden, bis man sich irgendwann nicht mehr bewegen konnte, das Gefühl bekommen zu verhungern oder zu verdursten, auch wenn man nicht daran starb. Also auch nur bedingt ein Vorteil. Aber das schlimmste Gefühl war die genommene Freiheit, die man durch seine Tierseite besaß. Trotzdem war es kein Einzelfall, dass manche beschlossen sich nicht mehr zu verwandeln um mit Geliebten zu altern. Meist wurden die Kinder beuftragt ihren Elternteil dann zu töten, wenn der Partner gestorben war. Es hörte sich vielleicht grausam oder schrecklich an, aber es war ein Beweis der Liebe, jemand Unsterblichen zu töten. Natürlich nur, wenn derjeneige damit einverstanden war, denn viele wollten trotz den Nachteilen weiterleben. So wie ich. Warum wusste ich nicht genau, aber ich wollte nicht sterben. Noch nicht. Außerdem müsste ich erst jemanden finden der bereit war mir das Leben zu nehmen und auch die richtigen Mittel dazu hatte. Selbst wenn mich ein Vampir vollständig aussaugen sollte, würde mein Körper sich einfach regenerieren, während ich einige Tage in einer Art Koma liege. Es existierten nur wenige Dinge die Formwandler töten konnten.

*Zeitsprung(kurz vor Schulende)*
Gähnend lief ich die Treppen nach unten und beschloss die letzten paar Minuten im Gang zu warten, bis es klingelte. Wie auf Komande schrillte ein hoher Ton durch die Flure und mehrere Türen wurden aufgerissen. Anstatt zu gehen standen die meisten Schüler noch in Grüppchen zusammen und unterhielten sich über die verschiedensten Dinge, wobei sie mir hin und wieder komische Blicke zuwarfen. Ein Junge, etwa in meinem Alter, stützte sich mit den Armen hinter mir an der Wand ab und musterte mich lüstern. "Hey Süße. Hab dich hier noch nie gesehen." Mit gelangweiltem Blick und monotoner Stimme brummte ich: "Bin neu." Er streckte die Hand aus und begann mit meinen Haaren zu spielen. "Wie wär's, wenn wir ein bisschen Spaß haben? Hm, Süße?" Sein Gesicht kam näher und ich begann zu Grinsen. Ich lehnte mich etwas nach vorne, sodass unsere Nasen fast gegeneinander stießen. "Wieso nicht? Aber ich bezweifel, dass wir das selbe unter Spaß verstehen." "Oh Schätzchen, ich denke das passt schon. Aber was verstehst du denn darunter?", grinste er siegessicher. Ein irres Funkeln schlich sich in meine Augen und ich ließ einen Finger über seine Kehle gleiten. "Ich könnte dir die Kehle aufschneiden und zuschauen wie du dich vor Schmerzen windest und an deinem eigenen Blut erstickst." Das Grinsen fiel aus seinem Gesicht und er wich zurück. Ich folgte ihm und drängte ihn somit immer weiter zurück. "Oder ich schneide dir den Bauch auf und hole deine Gedärme raus. Du würdest vor Schmerzen schreien und mich anflehen dich endlich zu töten." Meine Wangen färbten sich rot und meine Stimme hatte einen psychopatischen Klang angenommen. "Na, klingt das nicht nach Spaß?" Der Junge war zu Boden gesunken und rutschte rückwärts von mir weg. "D-du bist i-irre." Mein Lachen hallte durch den vollkommen stillen Schulflur. "Ich liebe diesen Gesichtsausdruck. Wie die Angst dein Gesicht verzerrt, deine Zähne aufeinanderschlagen, weil du so unkontrolliert zitterst, den-" Er stand auf und rannte davon. Zufrieden blickte ich ihm hinterher. Die wenigsten würden sich jetzt noch trauen mit mir zu reden. Ich hätte ihn zwar nicht umgebracht oder gefoltert, denn, obwohl ich fand Menschen seien erbärmliche Wesen, verdienten die wenigsten den Verlust einer geliebten Person. Nicht alle von ihnen waren schlecht und solange ich nicht genau wusste, dass jemand so war, würde ich ihn auch nicht töten.
Auf dem Weg zur Limo wichen alle Schüler vor mir zurück und drängten sich an die Wände, um nicht in meine Nähe zu kommen. Reiji kniff die Augen zusammen, als ich mich in das Sitzpolster fallen ließ. "Was hast du gemacht? Wieso weichen dir alle aus?" Ich zuckte mit den Schultern. "Es gab eine minimale Unstimmigkeit, weil ich anscheinend etwas anderes unter Spaß verstehe als einer der Jungs." "Hast du was kaputt gemacht oder jemanden verletzt?", hakte der Vampir nach. Nachdenklich legte ich den Kopf schief. Vielleicht hatte die psyche von dem Typ jetzt einen Knacks, aber er würde es schon überleben. "Nein." "Gut." Laito zog mich an der Tallie näher zu sich. "Du könntest Spaß mit mir haben, Bitch-chan", murmelte er gegen meinen Hals und wollte seine Zähne in meinen Hals schlagen, wurde jedoch erneut von Reiji unterbrochen. "Nicht. Im. Auto." Er hatte nicht mal von seinem Buch aufgeschaut. Laito knurrte frustriert machte aber keine Anstalten mich loszulassen, sondern entfernte sich nur von meinem Hals. "Ich glaube du verstehst das gleiche unter Spaß wie ich. Ich spüre wie sich dein Blut erhitzt wenn sich meine Zähne deiner Haut nähern, Bitch-chan." Das er meine meine Meinung teilte bezweifelte ich nicht, aber ich wollte nicht diejenige sein die seinen sadistischen Späßen zum Opfer fiel. Es war viel besser die Schmerzen und Angst im Gesicht anderer zu sehen. Außerdem verstand er wahrscheinlich auch noch etwas anderes unter Spaß.
Ich legte meine Hand auf meinen Hals, um zu spüren ob mein Blut wirklich heißer wurde. Wurde es nicht. "Nein, ist meine normale Temperatur." Shu öffnete eins seiner Augen einen Spalt und musterte mich mit durchdringendem Blick. Er schien bereits bemerkt zu haben, dass ich kein Mensch war oder ahnte es zumindestens. Ich zwinkerte ihm zu und richtete meinen Blick aus dem Fenster, dass Laito mich immernoch an sich gedrückt hielt und mir wahrscheinlich in den Ausschnitt starrte, störte mich nicht weiter, da er angenehm kalt war.

Diabolik Lovers ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt