Versunken - Der Tropfen

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"Once you touch that darkness, it never goes away.
The truth is, I'm past saving."
Dean 10x07


Ihr wirres, dunkles Haar um ihren Kopf ausgebreitet wie ein Heiligenschein. Leuchtend blaue Augen, die ihn ansahen, während er sich zu ihr in die Kissen hinunter beugte. Ihre Hände auf seinen Schultern. Es war perfekt. Er wusste nicht, was es war, aber sie hatte das gewisse Etwas. Vielleicht das völlig deplatzierte Gefühl der Vertrautheit. Irgendetwas an ihr erinnerte ihn an etwas Gutes.
Dann das Verlangen, der Rausch, wie ein Fieber, langsam ansteigend, immer drängender und unausweichlicher. Keine Bedenken mehr, keine Zügel, keine Kontrolle. Hemmungslos.

Schwer atmend erwachte Dean. Schweiß rann seinen Körper hinab und ließ seine Kleidung unangenehm an seiner Haut kleben. Und doch fror er als wäre sämtliche Wärme aus ihm gewichen. Für einen kostbaren Moment war es, als wäre all das tatsächlich nur ein Traum gewesen, aber das war es nicht. Panisch schloss er seine Lider und öffnete sie erneut. Immer wieder. Immer wieder sah er ihre vor Angst geweiteten Augen, hörte ihr Schluchzen, spürte ihren zuckenden Körper unter sich. Es war als würde er ertrinken, immer tiefer von einem Strudel hinabgezogen werden, als würde er versinken in einem Meer aus Dunkelheit und Schuld.


Der zerborstene Spiegel zeigte sein Gesicht nur bruchstückhaft, seine Faust hatte deutliche Spuren hinterlassen. Dean konnte seinen eigenen Anblick nicht länger ertragen, und so blickte er hinab auf seine zitternde Hand. Die Haut über den Fingerknöcheln war aufgeplatzt, das Blut verschmiert über dem Handrücken. Der körperliche Schmerz fühlte sich gut an, er verdrängte für einen Moment den in seinem Inneren.

Er konnte nichts anderes als den Menschen, die ihm nahe standen, weh zu tun, er war ihr Verderben, also hatte er diesen Schmerz mehr als verdient. Auf ganzer Linie hatte er versagt, als Sohn, Bruder und Freund. Er war nichts als eine Enttäuschung. Er war nichts.

Bedächtig hob er eine Spiegelscherbe auf. Kurz noch zögerte er, aber dann führte er sie zu seinem Unterarm. Langsam stach er in seine Haut und schnitt sie auf. Die brennenden Schmerzen ließen ihn nach Luft ringen. Er sah zu wie das Blut dickflüssig aus der Wunde sickerte, fühlte wie es warm über seinen Arm lief. Der Lebenssaft, der durch seine Adern floss, quoll nun aus seiner Haut hervor. Wieso durfte er leben, wenn er solche Dinge getan hatte? Seine Finger schlossen sich fester um die Scherbe.

„Dean, was tust du da...?!" Er wurde am Handgelenk gepackt... Sam. Seine Knie gaben nach. Er wurde aufgefangen bevor er auf den kalten Boden aufschlagen konnte. Warum ließ sein Bruder ihn nicht einfach fallen? Er wollte nicht mehr fühlen, nie wieder.

Doch er fühlte. Scham, für den Moment. Sein Blut beschmutzte und verunreinigte Sams Kleidung. Aber der hielt ihn bloß unbeirrt weiter fest. Hielt ihn und ließ ihn nicht los. Warum hatte er ihn finden müssen? Sein Bruder hätte nichts von alle dem sehen sollen.

Sag es nicht Cas, oh Gott, sag es nicht Cas, war der einzige Gedanke, den Dean zustande brachte. Hier zusammengesunken auf den unwirtlichen Fliesen eines Badezimmers. Blut tropfte herab und färbte alles rot, was damit in Kontakt kam. Absurd. In so einer Situation machte er sich ausgerechnet Sorgen darum, sein bester Freund könnte herausfinden, dass er sich selbst verletzt hatte. Sein bester Freund, der ihm schon so oft das Leben gerettet hatte...

Wenn Sam nicht gewesen wäre... Wer weiß, was er sonst getan hätte... Nein, in seinem tiefsten Inneren wusste Dean genau, was er getan hätte, was er hätte tun müssen. Wenn er die Scherbe nur ein kleines bisschen tiefer gedrückt hätte... Er hätte es verdient.

Der Jäger glaubte nicht an das Schicksal, aber es waren nicht nur die Schuldgefühle. Sie waren nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. War er nicht froh, dass endlich alles enden würde? Versprach der Tod nicht die lang ersehnte Erlösung? Hatte er nicht schon seit langem einen Grund gesucht alles enden zu lassen? Nun hatte er ihn gefunden.

Cursed or not (Destiel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt