Sie vergaß, selbst, wenn er es nicht tat ♥

3.8K 93 8
                                    

Sie vergaß, selbst, wenn er es nicht tat

----------------

"Sind Sie die Angehörigen von Frau Gärler?" fragte er und sah in die Runde. "Ja" kam sofort von Jasmin und Jürgen, die nun hastig aufstanden und auf den Arzt zuliefen. Wieder verspürte ich diese Schuldgefühle, die mich dazu brachten, mir am liebsten selber eine reinzuhauen. "Sie hat die Operation gut überstanden. Das Bein, das direkt vom Auto getroffen wurde ist gebrochen aber trägt keine weiteren oder größeren Verletzungen von sich. Sie hat leichte Prellungen am Körper" er stoppte zu reden und ich sah die Erleichterung in ihren Augen. Ich könnte vor Freude schreien. Sie hatte nichts, was nicht mehr zu retten war. Zum Glück. "Das war leider noch nicht alles Frau Gärler" alle richteten wieder ihren Blick auf den Arzt. Es war so still und ruhig, man hätte eine Nadel fallen hören können.

"Die Reanimation mit dem Defibrillator führte dazu, dass sie unter einem Sauerstoffmangel litt. Wir mussten sie in ein künstliches Koma versetzen, bis sie ihren Körper wieder selbstständig stabilisiert" mir kamen wieder Tränen, es ging aber nicht nur mir so. Ich sah, wie Jasmin am ganzen Körper zitterte und von Jürgen fester zu sich gedrückt wurde, der aber ebenfalls nur am zittern war. "Für wie lange?" kam von Jannik, der mit seinen Tränen kämpfte. "Das können wir noch nicht genau sagen, tut mir leid. Der Aufprall von ihrem Kopf macht die ganze Sache nicht einfacher. Sie hat ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Ich kann Ihnen nicht sagen, bis wohin sich die Zeitspanne zieht, aber sie wird sich an die Zeit vor und an den Unfall selber nicht erinnern können. Es tut mir leid" sagte der Arzt leise und senkte den Kopf.

"Können wir zu ihr?" fragte Julia, die sich ihre Tränen, genau wie ich, nicht mehr zurückhalten konnte. Er nickte "Aber bitte nicht alle auf einmal. Mehr als 5 Leute sollten es für heute nicht sein. Und bitte auch nicht alle gleichzeitig." fügte er hinzu und sah mich an. "Waren Sie der, der die Erste-Hilfe am Unfallort geleistet hat?" "Ja, wie kommen Sie darauf?" "Sie haben noch Blut am Hals" antwortete er. "Sie hätte es nicht überlebt, wenn Sie nicnt da wären. Sie haben ihr das Leben gerettet" fügte er lächelnd hinzu. Nun waren alle Blicke auf mich gerichtet. "Sie wäre gar nicht in die Situation gekommen, wenn ich nicht da wäre" antwortete ich, stand auf und ging mit schnellen Schritten Richtung Ausgang. Ich konnte dort nicht länger sein, ich hielt es einfach nicht aus.

Ich ließ mich auf eine Bank in der Nähe des Eingangs nieder und legte meine Hände in mein Gesicht. *Was, wenn sie sich nicht mehr an mich erinnert? Was, wenn sie mich nicht mehr liebt? Vielleicht ist es ja besser, ich hatte ihr am Anfang so viel schlechtes angetan. Und jetzt auch noch das. Ich bin nicht gut für sie*. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, die mich aus meinen Gedanken holte. "Hör endlich auf, dir die Schuld zu geben" es war Sarahs zittrige Stimme. Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich weinte. "Du kannst nichts dafür" fügte sie hinzu.

"Was ist, wenn sie sich nicht an mich erinnert Sarah?" schluchzte ich und sah sie an. Mein Anblick muss wohl ziemlich bemitleidend aussehen. Ihr schossen Tränen in die Augen, als sie mir in die Augen sah. "Sie wird sich an dich erinnern und wenn nicht, dann verliebt sie sich wieder in dich. So wie sie dich immer ansah. DAS war wirklich Liebe" lächelte sie mir zu und strich mir sanft über den Rücken. "Vielleicht sollten wir einfach nicht zusammen sein" murmelte ich vor mich hin. "Spinnst du? Wie kommst du auf sowas. Mario du warst noch nie so verliebt". "Wir haben am ersten Tag, an dem wir uns kennenlernten, miteinander geschlafen. Jana ging es die darauffolgenden Tage extrem schlecht, weil sie betrunken war und das alles nicht wollte. Sie dachte, dass ich sie ausgenutzt habe und fühlte sich billig. Ich musste ihr irgendwie beweisen, dass ich es wirklich ernst meine mit ihr aber es geling mir nicht richt..." sie unterbrach mich

"Dann kämpfst du jetzt erst recht für sie. Du fängst von neu an, komplett von neu. Du löschst alle Bilder, alle Nachrichten und ALLES, was sie von dir haben könnte oder hat. Sogar ich halte Abstand zu ihr, damit sie sich nicht an Berlin und irgendwie an dich erinnert. Und dann bringst du sie erneut dazu, dich zu lieben" forderte sie mich nun auf. Sie hatte recht. "Das wäre das Beste, was du machen kannst, wenn sie sich nicht an dich erinnert. Und wenn schon, dann heiratest du sie" sagte plötzlich eine Stimme. Ich sah hoch. Es war Julia, die mich anlächelte. "Jana hat mir das alles erzählt, als ihr in Nürnberg wart. Ich hatte wirklich an dir gezweifelt, aber du meinst es wirklich ernst mit ihr" fügte sie hinzu und senkte ihren Kopf. "Jannik und ihre Eltern waren schon bei ihr. Ich bin gekommen, weil ich dich rufen wollte. Du sollst jetzt rein zu ihr, sie haben dir und Sarah erlaubt, sie zu besuchen. Normalerweise darf man ja nicht zu Komapatienten" Ich stand sofort auf, umarmte Julia kurz und joggte zur Intensivstation, in der Jana war.

Ich musste durch eine Schleuse, bekam sterile Kleidung und stand nun vor der Tür. Meine Knie zitterten und mir wurde heiß. "Sie können ruhig rein" ermutigte mich die Krankenschwester, die an mir vorbei lief. Ich riss mich zusammen und öffnete langsam und leise die Tür. Sofort kam mir das Piepen der Geräte entgegen und das komische Geräusch des Gerätes, welches für ihre Beatmung zuständig war. Sie lag da, regungslos und mit einem Verband um ihren zierlichen und wunderschönen Kopf. Ich ging langsam zu dem Stuhl, der neben dem Bett stand und saß mich hin. Mir liefen ein paar Tränen über die Wange. Ich nahm ihre Hand in meine und fühlte sofort wieder das Gefühl der Wärme, das ich bei jeder ihrer Berührungen verspürte. "Es tut mir alles so leid, ich hätte dich niemals gehen lassen dürfen. Es tut so weh, dich hier so zu sehen. Ich wünschte, du könntest mich hören" schluchzte ich und küsste ganz sanft ihre Hand. Ich legte sie wieder auf das Bett ab, hielt sie aber trotzdem noch fest.

"Ich werde dich nicht mehr besuchen. Ich will, dass du mich nicht kennst, wenn du aufstehst. Ich werde dich finden und dich von neu kennenlernen. Ich will, dass du mich als einen besseren Menschen kennenlernst. Ich will nicht, dass unsere erste Begegnung zu betrunkenem Sex geführt hat. Es tut mir alles so leid" ich stand auf und beugte mich langsam zu ihrem Gesicht, das ich nun ganz sanft in den Händen hielt. "Ich liebe dich über alles mein Engel" fügte ich hinzu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, welche von einem Verband verdeckt war. Dann machte ich mich wieder langsam auf den Weg zur Tür und unterdrückte mir die Tränen. Als ich draußen stand und nochmal reinsah, zweifelte ich an meiner Entscheidung. *Was wenn sie sich nicht nochmal in mich verliebt? Sie ist so ein hübsches Mädchen, sie könnte jeden haben* Ich schloss langsam die Tür, lehnte mich nochmal kurz an diese und sah nach oben. *Bitte helf mir, ich muss sie irgendwann zu meiner Frau machen*

"Sie wird sich in dich verlieben" holte mich Sarah aus meinen Gedanken, als ich wieder neben ihr vor der Intensivstation saß. Nur noch Jasmin, Julia und Sarah waren da. Der Rest war gegangen oder in der Cafeteria. "Mario können wir kurz reden" fragte mich Jasmin. Ich nickte und lief ihr hinterher. Wir standen am Ausgang vom Krankenhaus. "Bitte vergesse nie, was ich dir gesagt habe. Du würdest nicht nur sie, sondern auch mich zu den glücklichsten Menschen der Welt machen" Sie nahm meine Hand in ihre und mir kamen wieder Tränen. "Haben sie dir erzählt, was ich jetzt machen werde?" Sie nickte. "Was, wenn sie einen neuen kennenlernt?" schluchzte ich. "Sie war und ist verliebt in dich. Sie wird merken, dass irgendwas nicht stimmt, wenn sie mit einer anderen Person zusammen ist, falls es überhaupt dazu kommt. Aber nur, bis sie dich wieder kennenlernt" sie strich mir sanft über die Hand. "Glaubst du, sie wird sauer sein, wenn ich ihr dann in Zukunft irgendwann mal erzähle, dass wir früher zusammen waren?" "Lass es lieber Mario. Sie vergaß, selbst, wenn er es nicht tat"

ich umarmte sie. "Bitte ruf mich an und halt mich immer auf dem Laufenden, es tut mir wirklich weh, sie nicht besuchen zu können." "Das werde ich auf jeden Fall machen" "Und bringe sie bitte dazu, wieder Kontakt mit Sarah zu haben, wenn sie sich nicht an Berlin erinnert, dann erinnert sie sich auch nicht an Sarah" senkte ich den Kopf. Sie strich mir über die Wange. "Das werde ich, du bist ja jetzt schon wie mein Sohn" lächelte sie. Sie war wirklich wie eine Mutter für mich, obwohl ich sie nur einmal gesehen hab. Aber das, was sie mir damals gesagt hat, hat mir gezeigt, dass sie ein wunderbarer Mensch ist. "Ich mach mich dann jetzt mal auf den Weg, ich kann da nicht mehr rein, es tut mir viel zu sehr weh." "Verstehe ich und ich respektiere deine Entscheidung auch voll und ganz, aber wohin willst du denn jetzt?" "Erst einmal zu meinen Eltern, ich kann hier nicht bleiben" Sie nickte und umarmte mich nochmals.

Manu hatte mir mein Auto zum Krankenhaus gebracht und ist mit Nele und seinem Auto zurück gefahren, wofür ich ihm sehr dankbar war. Ich saß mich in mein Auto und musste nachdenken, wie ich das in Zukunft anstellen werde, wie ich sie kennenlernen werde, wie sie sich am besten in mich verlieben könnte. Ich war schon am verzweifeln und legte meinen Kopf auf das Lenkrad, da ich immer noch im Auto saß und am verzweifeln war. Mein Blick fiel auf meinen Oberschenkel und plötzlich sah ich das Wappen vom FC Bayern auf meiner Trainingshose, die mir Manu gebracht hatte. Endlich ging mir ein Licht, in dieser dunklen Situation, auf...

Sie vergaß er nie ♥ [Mario Götze FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt