Das schönste Gefühl

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Die letzten Wochen verliefen ziemlich unspektakulär. Mario verbrachte seine Morgen mit Training, Interviews, Shootings oder irgendwelchen Terminen und hatte hin und wieder ein Spiel. Ich hingegen im Büro, auf Messen, ihn anzufeuern und zu unterstützen wo es ging, oder einfach damit, seine und meine Wohnung auf Trapp zu halten.

Unsere Abende versuchten wir so oft wie möglich gemeinsam zu verbringen. Sei es, dass wir schick Essen gingen, zum nächsten Imbiss liefen, im Kino waren oder auch einfach nur auf der Couch kuschelnd Serien ansahen, trotzdem verstand ich, warum dieser Mann mein Herz eroberte. Wie viel Liebe er mir schenkte und nicht mal den gegenseitigen Beweis brauchte. Wie viel Energie er in unsere Beziehung steckte. Als er in Doha war, war ich in Nürnberg um meine Familie endlich  wieder zu sehen. Und ihn diese eine Woche nicht zu sehen war zwar nicht der Weltuntergang, aber es war anders. Unangenehm und fremd. Am letzten Tag wurde mir sogar so schlecht, dass ich mich in der Früh übergeben musste.

Dafür war ich wie ausgewechselt, als er wieder da war. Ich hatte zwar keine Lust auf irgendwelche spektakulären Aktivitäten, dafür genoss ich es umso mehr wenn wir wieder kuschelnd vor dem Fernseher lagen. Ich irgendwelche süßen Sachen verschlang oder wir zusammen in seinem Jacuzzi entspannten. So wie jedes Mal wenn er meinen Bauch sah, zog er mich grinsend mit dem Satz "Du hast zugenommen!" und anschließend ein Zwinkern auf, woraufhin ich ihn jedes Mal nachäffte, weil der Spaß nach 25 Mal einfach nicht mehr witzig war. Ich hatte keine Komplexe mit meinem Körper, ganz im Gegenteil, ich war zufrieden und glücklich mit meinem Aussehen. Aber beim letzten Mal, machte es mir dann doch langsam Gedanken.

Am nächsten Tag, als Nele nach Wochen vorbei kam, sah sie mir angeekelt dabei zu, wie ich zum Kaffee gerade eine Scheibe Gouda auf mein Nutella-Toastbrot legte. Dass ich vorhatte, noch Marmelade drauf zu schmieren erzählte ich ihr lieber nicht. "Bist du schwanger?!" fragte sie entsetzt, während ich genüsslich meinen Toast verschlang. Lachend schüttelte ich den Kopf. "Sicher?" "Jap" "Und warum das?" "Weil wir verhüten? Solltet ihr auch mal in Betracht ziehen" augenverdrehend trank sie einen Schluck ihres Kaffees.

"Übelkeit, Stimmungsschwankungen, komisches Fressverhalten und ein Übermaß an Faulheit, welches selbst deine Grenzen überschreitet, sind Anzeichen. Schau" meinte sie nach fünf Minuten und hielt mir ihr Handy vors Gesicht. "Also erstens: Sowas sollte man wissen! Zweitens: Ich bin einfach nur glücklich, deshalb mach ich das Alles. Und drittens: Selbst wenn, wir wären glückliche Eltern! Aber wenns dich glücklich macht kann ich einen Test machen." "Ich bin nicht die, die ein Kind bekommt. Ich mein's auch nur gut. Aber für mich hört sich das Alles nach Schwangerschaft an. Mal abgesehen von deiner Gewichtszunahme." entgegnete sie, bevor sie grinsend einen Schluck aus ihrer Tasse nahm. Sofort stoppte ich meinen genüsslichen Biss und dass mir Nutella im Gesicht hing, war mir in dem Moment auch egal.

"Was habt ihr Alle mit meinem Gewicht?! Mein Gott ja, hab ich halt zugenommen. Das passiert in jeder Beziehung die gut läuft!" Schnauzte ich. Sie fing an zu lachen und quittierte mit "Schwanger!" Kopfschüttelnd aß ich auf und wir wechselten endlich das Thema. Als sie weg war, lag ich vor dem Fernseher mit meinem Laptop und versuchte ein neues Design des Aufwärmtrikots für die Damen-Mannschaft zu erstellen, konnte mich aber nicht wirklich konzentrieren. Neles Wörter brannten sich in meinen Kopf ein und langsam stieg Freude in mir auf. Falls ich tatsächlich schwanger wäre, hätte unsere Beziehung neue Dimensionen angenommen. Das wohlmöglich schönste Gefühl, Eltern zu werden, dürfte ich mit dem Mann den ich über Alles liebte teilen. Also rappelte ich mich auf und lief zur Apotheke, um mir einen Schwangerschaftstest zu besorgen.

Zuhause angekommen begann ich sofort damit und saß voller Vorfreude im Bad, bis das Ergebnis endlich angezeigt wurde. Nebenbei las ich mir durch, wie ich überhaupt erkenne, ob ich schwanger wäre. "Ein Kreuz" murmelte ich vor mich hin und wartete das Ergebnis ab. Das Ergebnis war aber nur ein Strich. "Oh man.." flüsterte ich und legte ihn beiseite. Ich war doch enttäuschter als ich vermutet habe, ich wäre ja ohne Nele nicht mal auf den Gedanken gekommen.

Nachdem ich keine Lust mehr hatte, machte ich kurzerhand Spaghetti Bolognese und wartete bis Mario vom Training kam, weil ich ihm versprochen hatte, für ihn zu kochen. Als ich hörte, wie er die Tür aufsperrte lief ich ihm langsam entgegen und musste sofort Lächeln, als ich sein Lächeln sah. "Hey" meinte er kurz und gab mir einen langen Kuss, während er eine Hand an meine Hüfte legte. "Das Essen ist fertig." grinste ich und wollte ihn an der Hand in die Küche ziehen, als er stoppte. "Ich geh kurz ins Bad und zieh mich um, fang du schon mal an". Ich nickte kurz, füllte unsere Teller und schenkte uns beiden Wein ein. Als ich mich hinsetzte kam er auch schon und wir fingen an zu essen.

"Was hältst du davon über das Wochenende nach Madrid zu fliegen? Ich hab kein Spiel und trainieren kann ich ja dort auch" grinsend nickte ich ihm heftig zu. "Und wir waren noch nicht zusammen im Urlaub" "Naja ist zwar kein Urlaub, aber ja. Außerhalb von München waren wir noch nicht" lachte er und aß weiter. Nach dem Essen wollten wir uns einen Film ansehen. Ich räumte den Tisch ab während er einen Film anmachte. Dachte ich zumindest. Ich war gerade fertig damit, die Spülmaschine anzuschalten, als er "Schatz. Bist du schwanger?" fragte, und mit dem Schwangerschaftstest in der Küche stand.

"Nein. Ein Kreuz steht für negativ" meinte ich und versuchte mir meine erneut aufgekommene Trauer nicht anmerken zu lassen. Er sah nochmals drauf. "Wo ist da ein Kreuz?" fragte er und kam neben mich, um mir den Test zu zeigen und gleichzeitig selber drauf schauen zu können. "Da s... Ich bin schwanger." flüsterte ich. Das kann doch nicht sein..

"Oh mein Gott Schatz! Wir werden Eltern!" rief ich und fiel ihm um den Hals. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Es war unbeschreiblich. Man freute sich, hatte aber trotzdem bedenken. Ein kleines Lebewesen, das all deine Aufmerksamkeit, Zeit und Liebe beansprucht, aber genau das Gleiche zurück gibt. Dein Leben erfüllt. Und dir die schönsten Seiten des Lebens zeigt.

Überwältigt von meinen Gefühlen, das Alles mit meinem Freund teilen zu können, hätte ich ihn außer Acht gelassen. Doch als keine Reaktion kam, ließ ich langsam von ihm ab, um in sein geschocktes Gesicht zu sehen, das Alles andere als Glücklich wirkte.

Sie vergaß er nie ♥ [Mario Götze FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt